Kapitel 3 - Ein neuer Anfang, ein neuer Versuch

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8 Monate später....

"Aaahh verdammte scheiße, es ist schon so spät??" Rief ich aus und starrte meine Armbanduhr fassungslos an. Ich sah mich rasch um, versuchte so schnell wie möglich mit dem Papierkram fertig zu werden und schob meine Sachen grob zurecht, bevor ich auf sprang.

"Ich muss schon los, bis morgen!" rief ich meinen Kollegen zu, ohne auf eine Antwort zu warten und rannte mit meiner Tasche aus dem Gebäudekomplex.

Ich stieg ins Auto, warf meine sachen unachtsam nach hinten und fuhr los, mit dem wissen das ich schon wieder 20 Minuten zu spät sein würde.

Es waren 8 Monate vergangen seit dem Unglück das mir und Milo widerfahren war und jeden Tag versuchte ich mein leben irgendwie auf die Reihe zu bekommen, nun da ich den kleinen hatte um den ich mich kümmern musste.

Ich hatte kaum verwandte die mir zur Seite stehen konnten, ich hatte seit ein paar Wochen angefangen zu arbeiten und hatte alles andere hinter mir gelassen.

Nach der Beerdigung meiner Mutter ein paar Wochen nach dem tragischen Autounfall meiner Schwester, war ich zusammen gebrochen und meinen dunklen Gedanken verfallen. Für mich war meine Welt vollkommen zerstört worden und ich hatte keine kraft mehr weiter zu machen, bis mir plötzlich klar wurde das Milo genau das selbe durchmachen musste wie ich und noch dazu ein Kind war das seine Eltern verloren hatte.
Als mir diese Erkenntnis wieder gekommen war, hatte ich einen Entschluss gefasst. Nachdem niemand für Milo da war und keiner sich um den jungen kümmern wollte, entschied ich mich das ich ihn niemals alleine lassen würde. Er war der größte Schatz meiner Schwester gewesen und außer mir hatte Milo niemanden mehr den er gut kannte oder zu dem er konnte. Also hatte ich kurzerhand alles hinter mir gelassen und war mit Milo in dem alten Haus meiner Eltern eingezogen das am Meer lag.

Nach vielen Überlegungen und Gesprächen hatten ich und Sophie Schluss gemacht. Ich wollte ihren träumen nicht im weg stehen und ich konnte ihr nach all dem auch nicht mehr das bieten was sie verdient hatte. Wir hatten gemeinsam so viele Pläne und träume gehabt, doch ich musste mein Studium abbrechen, mit Milo umziehen und mich auf ein völlig anderes leben einstellen, und Sie konnte ihres nicht aufgeben.

Sophie hatte mir durch die schwere Zeit nach der Beerdigung geholfen und ich wusste das sie mich immer unterstützen würde, doch auch ich spürte das sich unsere Wege trennten.

Das Haus von Dominik und Alicia konnte ich nicht halten. Ich und meine Schwester wollten in dieser Stadt unsere träume erfüllen, doch nun lebte ich weit weg von ihr und hatte einen einfachen job angenommen der uns beide über Wasser hielt.

Viele Menschen um mich herum hatten gedacht das ich nach diesem traumatischen Erlebnis nicht wieder zurück in ein normales leben finden könnte und das ich mich erst recht nicht um ein Kind kümmern konnte, doch ich war entschlossen. Ich verdrängte all meine Ängste, Gefühle und Einsamkeit um mich voll und ganz auf den kleinen zu konzentrieren und ich würde es nicht noch einmal zu lassen in dieses schwarze Loch zurück zu fallen. Es war ein schreckliches Erlebnis gewesen und ich hatte mir geschworen nie wieder daran zu denken.

Ich schüttelte meinen Kopf um meine Gedanken los zu werden. Es war Zeit sich wieder auf das wesentliche zu konzentrieren, das sagte ich mir immer wieder wenn ich abermals anfing mich daran zu erinnern, Angst davor zurück in Behandlung gehen zu müssen.

Nach 20 Minuten erreichte ich die Einfahrt der Schule und sprang hastig hinaus. Eine einsame kleine Gestalt saß auf einer Bank nicht weit vom Gebäude und starte in die leere.

"Milo!" rief ich und kam ihm näher. "Es tut mir so leid! Das ganze hat Länger gedauert als ich dachte!"

Der kleine Junge sah auf. Sein Gesicht sah ausdruckslos und ohne jeglicher emotion aus, die dunklen Haare wie immer zerzaust und seine braunen Augen sahen mich gleichgültig an. So war er seit der Beerdigung, hatte nie geweint und sagte nur noch so wenig wie möglich und es schmerzte mich ihn so zu sehen.

"Ist schon gut," murmelte er, nahm seinen Rucksack und stand auf.

Aus dem Schulgebäude kam seine Lehrerin hinaus und sah mich ein wenig Vorwurfs voll an.

"Es tut mir wirklich leid Frau Andermann, ich werde das nächste mal pünktlich erscheinen um Milo abzuholen." entschuldigte ich mich abermals und es war mir unglaublich unangenehm.

"Es ist jetzt schon das dritte mal dass ich länger hier bleiben musste um auf Milo aufzupassen, ich verstehe das Sie sich erst wieder in den Alltag zurückfinden müssen, aber sagen sie mir das nächste mal einfach bescheid sollte es später werden, in Ordnung?" ihre Stimme hatte etwas strenges und doch sah sie mich mitfühlend und sanft an.

Ich errötete und nickte einverstanden, dann verabschiedeten wir uns und ich stieg schweigsam mit Milo ins auto.

Nach einer Weile als ich bereits aus dem Stadtzentrum gefahren war, wagte ich einen flüchtigen Blick zu dem jungen neben mir.

Vollkommen in seinen eigenen Gedanken starte das Kind aus dem Fenster und sah sich lustlos um.

Ich räusperte mich. "Wie war dein Tag?" fragte ich versucht munter und locker.

"Geht so." nuschelte er.

"Hast du schon irgendwelche Freunde gefunden?" versuchte ich es erneut, aber sobald ich diese frage gestellt hatte, hätte ich am liebsten meinen Kopf gegen das Lenkrad geschlagen.

Milo zuckte mit den Achseln. Kein Wunder, ich stellte mich auch wirklich ungeschickt an.

Er war erst seit ungefähr 2 wochen in der neuen Schule und wirkte noch stiller als sonst. Ich wollte ihm Zeit lassen bevor er wieder in die Schule musste. Ich wusste das ich noch nicht den richtigen bezug zu ihm gefunden hatte und das der kleine Schwierigkeiten hatte die Welt um sich herum zu verstehen, ich wünschte mir nur er könnte sich ein wenig mehr mir gegenüber öffnen, den ich machte mir sorgen und Vorwürfe über meine Entscheidungen. Damals wollte man ihn mir wegnehmen, ins Waisenhaus schicken da es keinen anderen verwandten gab der sich um ihn kümmern wollte, und das war der Moment gewesen wo ich aus meiner Schwärze herausgefunden hatte und Milo zu mich genommen hatte. Er brauchte Hilfe und Unterstützung, das wusste ich, doch nennt es dumm oder egoistisch, ich wollte das nicht irgendwem über lassen und dachte es wäre besser für ihn wenn er bei mir war und ein normales leben führte.

"Hey Milo," sagte ich plötzlich belustigt. "Hast du Lust auf einen Abstecher Richtung Meer?"

Nun hatte ich seine Aufmerksamkeit. Er wandte langsam den Kopf zu mir und ich sah ein kleines funkeln in seinen Augen.

"Jetzt sofort?" fragte er zögernd.

"Ja, das sind nur ein paar Minuten dahin und danach können wir uns was leckeres zum Abendessen besorgen, was meinst du?" ich lächelte ihn kurz an und wartete an der Kreuzung bis es grün würde.

"Okay." gab Milo von sich und sah nun nach vorne.

"Na dann, auf geht's!" sagte ich und wendete das Auto.

An alle für die es zu langsam geht, sorry xD aber irgendwie gehört das auch dazu, ich hoffe es gefällt euch trotzdem :)

Du bist meine Familie (Man×Man)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt