E I N N O R M A L E R T A G - F A S T

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Lauren:
Nachdem ich, an meine Tür lehnend, aufgewacht war, hatte ich mir noch zwei Tage Urlaub genommen, um alles erst einmal zu verarbeiten. Heute fuhr ich wieder zur Arbeit. Ich war die Assistentin der Vorsitzenden der Marketingabteilung eines Verlags. Ich fuhr extra einen Umweg, da ich sonst am Strike vorbei gekommen wäre.
Auf der Fahrt fing ich an, Lucifer überall zu sehen. Vor dem Einkaufszentrum, am Zebrastreifen, in dem Auto, das hinter mir fuhr. Wurde ich jetzt paranoid?
Langsam breitete sich Panik in mir aus. Was, wenn Lucifer wirklich zwischen einer der -vermutlich- Einbildungen stand und mich sehen würde? Ich konnte ihm nicht begegnen. Nicht jetzt. Noch nicht.
Ich war in seinem Apartment einfach über ihn hergefallen. Ein schreckliches, schlechtes Gewissen plagte mich noch immer.
Mit quitschenden Reifen kam ich vor dem Bürogebäude zum stehen. Komm schon Lauren, reiß dich zusammen.

»Lauren, gut, dass du da bist. Ich brauche einen Kaffee!« begrüßte mich meine Chefin. Ihre braunen, kinnlangen Haare waren in einen straffen Dutt gebunden. Schnell machte ich mich auf in die Kantine. Eine Liza Nixon ließ man besser nicht warten.
Stolpernd betrat ich ihr Büro und stellte die dampfende Kaffeetasse auf den Schreibtisch. Kaum hatte meine Chefin die Tasse in den Händen, musste ich schon die nächsten Arbeiten erledigen: »Na los! Ich brauche Werbeeinträge für das neue Buch in allen sozialen Netzwerken. Hop hop!«
Manchmal nervte mich der strenge Umgangston, aber vielleicht war dieser Stress genau die Ablenkung, die ich jetzt brauchte.

Lucifer:
Es ist früh am Morgen. Ich hatte mal wieder einen Traum gehabt. Vater hat eine Versammlung aller Engel im Himmel einberufen. Heute Abend.
Voher wollte ich mich aber auf die Suche nach Lauren machen.
Genau wie die Tage zuvor auch streifte ich durch die Gegend. Bei unserem 'Date' in dem Café hatte Lauren gemeint, sie würde bei einem Verlag hier in der Nähe arbeiten. Da ich nicht vorstellen konnte, dass sie nach ihrem 'Ausrutscher' direkt an meinem Haus vorbei fuhr, schlenderte ich durch ein paar Nebenstraßen.
Ein kleiner Junge saß am Straßenrand. Er hielt einen Spielzeugritter und lachte. Die Kleidung des Jungen schien abgenutzt. Seine Familie hatte bestimmt nicht viel Geld und trotzdem war der Junge glücklich.
Ich beschloss ihn auf ein Eis einzuladen.
»Hey Kleiner!« begrüßte ich ihn und setzte mich neben ihn auf den Gehweg. Er schaute mir in die Augen und meinte schüchtern:»H...Hallo, mein Name ist T...Tom. Und wie heißt du?« »Mein Name ist Lucifer. Was machst du hier so ganz allein?« Der Junge sah zu Boden. »Naja egal. Ich wollte ein Eis essen gehen. Kommst du mit?« fragte ich Tom. Er nickte.
Wenig später saßen Tom und ich in dem kleinen Café, indem ich auch schon mit Lauren war.
Während er seine Schokoladenmilchshake schlürfte und ich mein Erdbeereis aß, unterhielten wir uns ein wenig. Tom erzählte mir, dass er -wie ich schon vermutet hatte- aus ärmlichen Verhältnissen stammte. Seine Mutter war Putzkraft an einer Grundschule, sein Vater arbeitete in einem Gemüseladen am Rande der Stadt. Tom hatte drei Geschwister. Seine älteren beiden Schwestern Lola und Fiona und einen kleineren Bruder namens Mike.
Später brachte ich Tom nach Hause. Auf dem Weg kaufte ich ihm noch eine Tafel Schokolade. Vor seinem Haus wollte ich gerade umdrehen und gehen, als etwas mein T-Shirt festhielt. Ich drehte mich um und sofort sprang Tom mir in die Arme. »Danke« nuschelte er gegen meine Brust. Dann ließ ich ihn auf den Boden zurückgleiten, winkte ihm ein letztes mal und ging. Kinder waren etwas Wunderbares.

Lauren:
Puh! Endlich geschafft. Vollkommen erschöpft ließ ich mich auf den Fahrersitz meines Autos fallen und startete den Motor.

Ich war in Gedanken versunken als ich merkte, dass ich meinen normalen und nicht den etwas längeren Weg nach Hause genommen hatte. Bitte Lucifer, sei nicht Daheim!
Mit angehaltenem Atem fuhr ich an seinem Appartment vorbei und... nichts geschah!
Ich atmete tief aus und bog in eine andere Straße ein, als ich an deren Ende jemanden laufen sah...
Lucifer!
Fuck! Fuck! Fuck!
Ich versuchte meinen Kopf wegzudrehen aber ich spürte seinen stechenden Blick auf mir ruhen.
Wie viel Pech konnte man eigentlich anziehen?

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⏰ Last updated: Jan 02, 2019 ⏰

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DEVIL - The evil is insideWhere stories live. Discover now