Kapitel 16

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Am Montag betrat ich den Klassenraum müde, so wie immer.

John saß bereits auf seinem Platz und das einzige worauf ich mich heute wirklich freute, war ihn zu sehen. Denn ich wollte, dass John mir von dem Kuss erzählte. Natürlich wusste er nicht, dass Liv und ich ihn gesehen hatten.

„Hey", begrüßte ich ihn.

John grinste. „Hi."

Ich holte meine Unterlagen raus, bevor ich seufzte und zu John sah. „Und wie war dein Freitagabend noch so? Ich bin ja schon mit Liv gegangen, nachdem wir uns noch kurz draußen gesehen haben."

„Gut, aber ich hätte wohl nicht so viel trinken sollen." John lachte.

„Wieso?" Jetzt wurde ich hellhörig. Komm schon John.

„Naja." Er kratze sich am Hinterkopf. „Das darfst du aber keinem sagen, okay?"

Ich nickte sofort. Liv wusste es zwar schon, aber das würde ich John noch erklären.

„Elias und ich haben uns geküsst", flüsterte er.

„Ich weiß." Breit grinste ich ihn an. „Liv und ich haben euch beobachtet."

John sah mich überrumpelt an. „Ich glaub's nicht! Ihr seid solche Schwachköpfe."

„Dann sind wir aber tolle Schwachköpfe, denn wir haben dafür gesorgt, dass Kilian sich von euch entfernt, damit ihr alleine seid."

„Ihr seid wirklich Engel", änderte John seine Meinung in wenigen Sekunden, weswegen ich auflachen musste. „Ich finde ihn wirklich toll, aber ich weiß nicht, wie er heute reagieren wird. Ich meine, er war wirklich besoffen am Freitag."

„Das wird schon gut gehen", versuchte ich ihn aufzumuntern und sah zur Klassenlehrerin, die in dem Moment den Raum betrat.

***

„Niemals!" Tessa sah geschockt zu John. „Elias? Ehrlich?"

John nickte und ließ seinen Blick dann wieder durch den Raum schweifen. Immer mehr Schüler wurden in die Pause entlassen, doch von Elias war noch keine Spur.

Ich lächelte John zu, als Kilian die Mensa betrat und schaute dann wieder zur Kilian. Er sah kurz zu uns, bevor sein Blick auf mich wanderte. Doch Kilian setzte sich wieder an den Tisch zu seinen Freunden, weswegen wir jetzt alle nur noch auf Elias warteten.

Er betrat die Mensa nach wenigen Minuten mit einem Mädchen an seiner Seite. Wir alle beobachteten die beiden und ich konnte mir vorstellen, wie John sich in dem Moment wohl fühlen musste. Als die zwei sich nun allerdings küssten, hatte John offensichtlich genug gesehen.

„Alter." John sah in die Runde. „Was für ein Arsch."

„Ich verstehe das nicht." Kate sah zu John. „Elias hatte doch die ganze Zeit etwas gegen Schwule und dann muss man sich doch total überwinden, um einen Jungen zu küssen, oder nicht? Das kann nicht sein, dass der Kuss Elias absolut nichts bedeutet hat."

Wir alle sahen verzweifelt in die Runde und das einzige was uns übrig blieb, war Elias zur Rede zu stellen.

Liv wollte es freiwillig übernehmen, doch wir wussten genau, dass sie wahrscheinlich einfach nur auf ihn losgehen würde. Also war ich nun diejenige, die wartete, bis er endlich alleine war.

Als es zur Pause klingelte standen alle auf, um die Mensa zu verlassen. Ich blieb jedoch die ganze Zeit hinter Elias, bis sich das Mädchen von ihm verabschiedete.

„Elias!", rief ich und er drehte sich zu mir um. „Hast du kurz Zeit?"

„Ja, was ist denn?" Ich zog ihn in eine Ecke, in der uns keiner belauschen konnte.

„Du warst doch am Freitag auch auf der Party von Maik, oder?"

„Ja, haben wir uns da gesehen?", wollte er wissen, woraufhin ich meine Stirn runzelte.

„Ja, mehrmals sogar?" Was war denn mit dem los?

„Echt? Sorry, ich hab voll den Blackout." Elias fuhr verzweifelt über seine Stirn. „Ich weiß nur noch, dass ich mit Lisa da war."

„Oh." Ich sah ihn überrascht an. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet.

„Und was wolltest du jetzt von mir?"

„Äh... ich wollte nur wissen, ob du Livs Armband gesehen hast, aber du kannst dich ja sowieso nicht mehr erinnern." Ich lächelte. „Naja, ich geh dann mal."

„Okay, tschau."

Innerlich haute ich meinen Kopf gegen die Wand. Scheiße. Er konnte sich nicht erinnern. Ich war mir sicher, dass John das überhaupt nicht freuen würde.

***

Ich betrat den Theater Kurs am Nachmittag und setzte mich auf einen der Stühle neben Janette.

Sie lächelte mich an. „Und wie war die Party am Freitag?"

„Ganz gut." Ich grinste, als ich an Liv zurückdenken musste. „Ich hab dich gar nicht gesehen. Warum warst du denn nicht da?"

Janette zuckte mit den Schultern. „Partys sind nicht wirklich so meins."

„Ich verstehe."

So ging es mir früher auch, aber mittlerweile dachte ich total anders darüber. Ich wollte einfach nur meine Jugend genießen und Blödsinn anstellen.

Frau Mainer betrat den Raum und stellte sich mit einem Zettel vor uns. „Bevor wir heute anfangen, wollte ich euch noch etwas mitteilen."

Die Tür öffnete sich wieder und Kilian kam herein. Das war so typisch für ihn. Ich musste versuchen nicht zu grinsen, als er sich leise auf einen der Stühle setzte.

„Also wie ihr vielleicht wisst, wird unser Fußballverein auf Studienfahrt fahren. Da ich mir dachte, dass es nett wäre, sich besser kennen zu lernen, habe ich unseren Kurs auch angemeldet."

Oh bitte nicht.

„Die Fahrt wird von der Schule bezahlt, da wir natürlich jedes Jahr große Einnahmen mit den Turnieren und den Stücken machen. Wir bleiben allerdings nur vier Tage, da ihr dieses Jahr selbstverständlich noch eine Abschlussfahrt habt, die bestimmt durchaus wichtiger für euch alle ist."

Frau Mainer sah liebevoll in die Runde. „Falls ihr Fragen dazu habt, könnt ihr gerne nach der Stunde zu mir kommen. Ansonsten würde ich dann jetzt mit dem Aufbau beginnen."

Um ehrlich zu sein mochte ich unseren Kurs, aber wirklich freuen konnte ich mich nicht. Zum Glück war aber John dabei, der ein Teil der Fußballmannschaft war.

Sonst würde Kilian mich wahrscheinlich in den Wahnsinn treiben. Und seinem Blick nach zu urteilen, konnte auch er sich nicht wirklich freuen.

KilianWo Geschichten leben. Entdecke jetzt