Kapitel Eins

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Schwer seufzend, ließ ich meinen Arm, gemeinsam mit dem Handy schlapp auf die Matratze fallen. Ich hatte so gar keine Lust aufzustehen. Am liebsten wäre ich den ganzen Tag im Bett geblieben und wäre weiterhin in meinem Selbstmitleid versunken. Aber ich wusste auch, dass Angie es nicht erlauben würde.

Nach dieser Sache hatte sie es irgendwie geschafft mir meinen Ersatzschlüssel zu klauen. Seitdem tauchte sie immer mal wieder unangemeldet bei mir auf und hatte mich nicht nur einmal aus dem Bett geschmissen. Aber eigentlich konnte ich dankbar für diese Grobheit sein, denn nur so schaffte ich es in den Tag zu starten. Irgendwie.

Bevor es jedenfalls wieder geschehen und ich wieder einmal drei Tage lang einen schmerzenden Hintern haben würde, stand ich auf und schleppte mich ins Badezimmer, um dort unter die Dusche zu steigen.

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Den ganzen Weg über war Angie recht enttäuscht darüber, dass ich bereits vor ihren Erscheinen aufgestanden war und sie daher keine Chance hatte mir richtig Dampf zu machen. Aber sie überspielte es dann doch recht gut und konzentrierte sich auf etwas anderes.

>>Gehen wir heute Abend essen?<<, fragte sie mich und fuhr weiter, als die Ampel auf grün schaltete.

>>Geht nicht. Roy und ich gehen später ins Kino.<<

Angie sah mich von der Seite an und lächelte. >>Er tut dir gut.<<

>>Naja, er ist mein bester Freund<<, erwiderte ich und lehnte mich noch immer recht erschöpft zurück.

Es war wie ein kleines Wunder, als Roy so plötzlich aufgetaucht war. Über ein Jahr lag war er in Europa gewesen, um dort Arbeit in seiner neuen Tochterfirma zu erledigen. Zu Anfang hatten wir oft miteinander telefoniert oder geschrieben. Leider wurden die Telefonate mit der Zeit immer knapper, da wir beide zu tun hatten.

Roy war mein bester Freund seit dem Sandkasten. Er kannte mich besser als ich mich selbst und hatte mich stets in meinen schwierigen Phasen begleitet. Meine Schwester mal ausgeschlossen, war er schon immer meine Stütze gewesen. Sogar nachdem ich die Schule geschmissen hatte, als mein Leben den Bach runterging. Neben seinen eigenen Verpflichtungen und seinem Leben, war er dennoch für mich da und dafür war ich ihm noch bis heute so unendlich dankbar.

Als er vor zwei Wochen auf einmal vor meiner Tür stand, hätte ich nicht glücklicher sein können. Ich hatte endlich meinen besten Freund zurück und ohne, dass ich ihm überhaupt darum gebeten hatte, war er wieder einmal für mich da, als meine Welt zum gefühlt tausendsten mal zusammenbrach.

>>Es tut einfach gut ihn wieder in meiner Nähe zu haben. Er lenkt mich ab, ist für mich da.<<

Mit einem mal seufzte Angie und parkte direkt vor dem Kostümladen. Doch bevor sie ausstieg, drehte sie sich zu mir herum und sah mich an. >>Ich verstehe noch immer nicht, wieso ihr euch getrennt habt. Du warst doch so glücklich mit ihm.<<

Wieder einmal spürte ich diese Enge um meine Brust und merkte, wie sie mir die Luft raubte. Ich schaffte es einfach nicht darüber zu sprechen. Geschweige davon darüber nachzudenken. >>Bitte.. ich flehe dich an, frage mich nicht mehr danach. Es hat einfach nicht mehr gepasst okay. Ich will auch nicht weiter darüber reden. Ich kann es nicht.<<

>>Ich weiß, es tut mir leid. Aber ich kapiere es einfach nicht<<, seufzte sie und wir stiegen beide aus.

Ich konnte ja verstehen, dass sie neugierig auf diese Geschichte war, immerhin kam es für sie recht plötzlich. Außerdem hatte ich ihr nie erzählt was wirklich passiert war. Nicht, dass ich Angie nicht vertrauen würde, aber ich wollte nicht auch noch sie in diese Sache hineinziehen. Deshalb log ich sie an.

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