Kap. 23

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Es mittlerweile schon halb 11 Uhr Abends und ich konnte immer noch nicht schlafen. Ich setzte mich auf und blickte mich im leeren Zimmer um. Ich bin jetzt wieder 2 Stunden hier. Ich wurde außer eine Predigt in Ruhe gelassen. Zum Glück. Ich seufzte und hob mein Rucksack hoch. Sie haben mir mein Geld abgenommen, da es ja nicht meins ist. Ich finde aber, ich könnte es als Schmerzensgeld einkassieren.

Außerdem haben sie gesagt, dass es  jetzt mehr Kontrollen geben wird, damit sie schauen können ob ich noch da war. Kann mir recht sein. Sollen sie doch. Ich schob die Klamotten etwas zur Seite und Griff nach der Packung Klingen. Die haben Sie zum Glück nicht gefunden. Ich hob sie heraus und legte sie in meine Hosentasche. Dann griff ich nach der Akte von meinen neuen Eltern. Anscheinend war die eine Jugendmitarbeiterin da gewesen und wollte das mir gegeben, damit ich mich im vorfeld schon etwas einlesen kann. Schwachsinn nach meiner Meinung. Als ob ich jemand kennenlernen kann durch Daten. Ich schlug die Mappe auf auf und schaute das Bild von ein Mann an. Er hatte braune lange Haare. Auf seiner Backe prägte eine leichte Narbe die von einem Bart verdeckt wurde.

Name: Phillip Kurt

Alter: 37

Hobbys: Rennrad fahren, Lesen, Serien schauen...

Ich schlug die andere Seite auf ohne bis zum Ende gelesen zu haben. Dort wurde eine Frau abgebildet. Die Frau hatte ebenfalls Lange Haare. Sie wurden nach oben gesteckt und wurden Blondiert. Das sah man an den Brauen ansatzt. Am Ohr prägte einen kleine schwarze Musiknote.

Name: Nadine Kurt

Alter: 32

Hobbys: Shoppen, Mit freundinnen treffen, Joggen gehen....

Ich schlug die Mappe zu und schaute auf den Deckel. Also ist es fest entschlossen das ich zu denen gehe. Meine Meinung wird hierbei nicht toleriert. Schon Lustig, das wichtigste in meinen Leben darf nicht ich selbst bestimmen. Lautlose Tränen tropfen auf die Mappe. Ich will nicht nochmal irgendwo hin. Ich will nicht zu Fremden gehen und ihnen wieder vertrauen. Sie würden es auch nur wieder zerstören, so wie Sven und Selina. Sie werden mich wieder schlagen, ist nur die frage ob mich dieses mal jemand heraus holt. Langsam weichte die Mappe auf von denn vielen Tränen die darauf fielen. Warum muss ich zu ihnen? Warum kann ich nicht ins Heim kommen? Wüten schmiss ich die Mappe an die Wand. Die Infoblätter schwebten heraus und verteilten sich auf den Boden. Warum konnte ich damals nicht einfach sterben? Warum hab ich damals überlebt? Es ist doch viel besser gewesen wenn ich nicht da wäre. Wenn ich nicht überlebt hätte.

Ich griff nach meiner Klinge und packte sie aus dem Papier. Mein rechten Ärmel krempelte ich hoch und strich sanft mit einem Finger über die Narben. Ich finde ja es fühlt sich an wie eine Massage. Eine Massage für Fingern. Die Klinge wendete ich in meine Fingern. Am Anfang fand ich es erstaunlich, dass so ein dünnes stück Eisen so viel Schaden anrichten konnte. Ich meine, ich könnte die Klinge in 2 hälften brechen wenn ich wollte. Aber genau diese Klingen, sind zu meinen Besten Freunden geworden. Meine Beine bewegten sich zum Bad, wo ich vor dem Waschbecken positionierte. Ich hielt mein Arm über das Waschbecken und Schnitte mit der Klinge in meine Haut. Blut quellte aus der Wunde und tropfte ins Waschbecken. Noch einmal zog ich durch die Haut. Ich spürte wie die Klinge sich in meine Haut glitt. Es schmerzte erstaunlicherweise nicht. Es schmerzte nur wenn es oberflächlich ist, aber sobald es tiefer ging, blieb der Schmerz aus. Seltsam. Nach 4 Schnitten wollte ich eigentglich nochmal ansetzten wurde aber von ein Klopfen unterbrochen. Meine Bewegungen erstarren.

„Benny?" ich kannte die Stimme. Es war die sanfte Stimme von Franco. Fuck...muss der jetzt unbedingt kommen?

„Ja?" schrie ich während ich schnell das Wasser auf drehte und mein Arm runter halte. Das Blut mischte sich mit den Wasser und lief in den Ausguss

„Alles Ok bei dir?" fragte Franco mit leicht skeptischer Stimme. Er hat wahrscheinlich das Chaos im Zimmer gesehen

„Klar, was sollte denn sein?" sagte ich leicht und verfluchte mich innerlich. Aus meiner Stimme konnte man einen Leichten weinerlichen schimmer hören. Genau dies hörte auch Franco und öffnete die Tür. Er zog scharf die Luft ein und kam auf mich zu.

„Passt schon, ist alles in Ordnung. Ist gar nicht so schlimm wie's aussieht" sagte ich eher zu mir selbst. Sanft nahm Franco mein Arm und schaute ihn an.

„Ich hol ein Arzt" sagte Franco und verschwand schnell aus mein Zimmer. Lange brauchte ich tatsächlich nicht warten denn es kamen, kurz nachdem Franco raus gegangen ist, Schwestern und ein Ärztin rein gestürzt. Franco stand an der Tür gelehnt und schaute mich besorgt an.

„Hallo ich bin Birgit Maas. Die Behandelnde Ärztin" stellte sie sich vor und griff nach meinen Arm. Kritisch beäugte sie denn und schaute mich dann ernst an.

„So Benny,schlechte Nachrichten. Das muss genäht werden" Ich schwieg und blickte meine Wunden an

„Okay" sagte ich recht rational. Birgit lächelte mich an und legte mehrere Kompressen drauf. Zusammen führte sie uns in ein Behandlungsraum, wo ich mich auf die Liege liege. Mein Arm legte ich auf ein Tisch, was mir hin geschoben wurde. Während eine Schwester alles zum Nähen vorbereitet, redete Birgit mit mir.

„Du hältst uns ziemlich auf Trapp oder?"ich lächelte leicht

„Wäre doch langweilig wenn nicht" sagte ich und schaute zu, wie die Schwester verschiedene dinge auf ein Tisch legte.

„Warum bist du überhaupt noch wach? Wir haben fast Mitternacht"

„Hmm... konnte nicht schlafen" brummte ich. Birgitt zog sich Schutzkleidung an und legte eine Blaue decke (?) über mein Arm. Bei den Wunden war ein Loch, so dass die Wunden raus ragte und alles andere abgedeckt ist. Erst betäubte sie meine Wunden, in dem sie es an den Enden der Wunden die Spritze dort rein drückten. Das war dezent unangenehm. Danach spürte ich nichts mehr. Birgitt nahm von der Schwester, die Nadel entgegen und nähte meine Wunden zu. Nach einer Viertelstunde Später lag ich im Bett und blickte zu Franco der die Mappe aufräumte. Diese legte er auf den Tisch und kam auf mich zu.

„Das war der Grund, warum du so ausgerastet bist oder?" fragte er mit einen zeichen zur Mappe. Ich nickte leicht und machte Platz, damit Franco zu mir legen konnte. Das tat er auch und nahm mich in denn Arm.

„War das auch der Grund warum du abgehauen bist?" wieder nickte ich. Leicht schmiegte ich mich an ihn. Er fühlte sich einfach so weich an. Und er ist erstaunlicherweise der erste seit Jahren der mich trösten im Arm nimmt. Fühlt sich immer noch schön an.

„Warum?" fragte er leise und drückte mich noch etwas fester zu sich. Mich störte es nicht.

„Ich will nicht mehr zu Fremden Menschen gehen. Sie werden mich auch nur Schlagen. Ich kann das nicht länger. Ich habe es zwar verdient, aber ich halte nicht länger diese Hölle aus. Außerdem werde ich nicht mal gefragt was ich will. Ich werde einfach weiter gereicht, als sei ich nur ein Objekt" nuschelte ich gegen Francos Brust. Ich spürte wie sich Francos Muskeln anspannen.

„Warum glaubst du, dass du es verdient hast geschlagen zu werden?" fragte er mich und ich erstarrte. Habe ich das gesagt? Innerlich rufte ich meine Antwort wieder und fluchte. Scheiße, habe ich wirklich gesagt. Wie doof kann man bitte sein.

„Nicht so wichtig" murmelte ich und schloss meine Augen. Von Franco kam zum glück nichts mehr. Er legte sein Kopf auf mein Kissen und schloss seine Augen, was ich ihm gleich tat. Nach kurzer Zeit schlief ich ihn Francos Ame ein.

Warum habe ich überlebt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt