Kapitel 14

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„Beides trifft zu, würde ich sagen. Guck' dich doch mal an."

Riker sah an sich hinab und runzelte erneut die Stirn. „Und was soll ich da sehen?"

Nun wurde es knifflich. „Na ja, also bisher habe ich dich obenrum immer bekleidet gesehen, aber von dem was sich unter deinen Shirts und Pullis so abzeichnet, würde ich sagen, dass du sehr durchtrainiert bist. Hast du nicht gesagt, dass du regelmäßig ins Fitnessstudio gehst?"

Er nickte und legte den Kopf ein wenig schief. „Ja, dreimal die Woche."

„Sportliche Männer üben einen gewissen Reiz auf viele Frauen aus." Oh, Beatrix, halt bloß den Mund. Als wenn du den Anblick eines sportlichen Mannes nicht genießen würdest. Die Stimme in meinem Kopf war echt nervig, aber leider gab es keinen Aus-Schalter für sie, also musste ich sie ertragen. „Und ich wette, dort in dem Fitnessstudio, wo du hingehst, gibt es mehr als genug Frauen, die irgendwo am Rand stehen und dich beobachten, richtig?"

„Als wenn mich das interessiert. Ich gehe doch nicht wegen denen trainieren, sondern für mich", murrte er und rollte genervt mit den Augen. „Wusstest du, dass ich schon dreimal am London Marathon teilgenommen habe?"

Erstaunt sah ich ihn an. „Nein. Wann?"

„In den letzten drei Jahren. Früher hat mich das nie so interessiert, aber da ich gern laufe und ich dabei auch noch gut abschalten kann, habe ich mir gedacht, dass ich es ruhig mal versuchen könnte. Ich war beide Male im guten vorderen Mittelfeld vertreten, was bei der Teilnehmeranzahl nicht schlecht ist." Auf seinem Gesicht konnte man deutlich den Stolz auf seine eigene Leistung ansehen.

Ich war beeindruckt. Sehr beeindruckt sogar. Für mich war das Laufen immer eher eine Qual gewesen. Welcher Sinn bestand darin einfach stupide irgendwo lang zu rennen? Schwimmen war eher mein Ding gewesen. Oder auch Volleyball. Früher haben wir, gerade im Sommer, viel Zeit am Strand verbracht und haben ein bissel Fussball und Volleyball gespielt. Und natürlich waren wir viel im Wasser. Seit ich mich von der Außenwelt zurück gezogen habe, war auch das Schwimmen gestorben, denn ich wollte mich nicht in einem knappen Bikini oder Badeanzug präsentieren. So ein Ganzkörper-Neoprenanzug,wie ihn die Triathleten trugen, wäre in diesem Fall wohl eher das richtige für mich.

„Das ist super, Riker. Wie lange hast du dafür jeweils trainiert?" Ich wusste, dass man nicht so mir nichts dir nichts an einem Marathon teilnehmen konnte. Eine gewisse Trainingszeit war zwingend von Nöten. Noch etwas was mich von aktivem Sport abhielt, denn ich hasste es, wenn man mich zu irgendetwas antrieb. Entweder ich machte es freiwillig oder gar nicht.

Riker nimmt noch einen Schluck von seinem Wasser und räusperte sich dann vernehmlich. „In meinem Fitnessstudio ist ein Trainer, der schon seit Jahren jedes Jahr an diesem Marathon teilnimmt. Mit ihm habe ich vor meinem ersten Start trainiert, etwa ein halbes Jahr lang. Da ich aber privat auch viel jogge, ist so eine lange Vorlaufzeit nicht mehr nötig. Ich versuche aber mindestens drei Monate vorher täglich zu laufen, damit der Körper sich daran gewöhnt. Normalerweise schaffe ich es sonst nicht so oft meine Runde zu drehen, denn die Arbeit macht sich ja nicht von alleine, stimmts?"

Leider hatte er da recht. Manchmal wünschte ich mir auch, dass die kleinen Heinzelmännchen nachts bei mir vorbei kamen und sich mal nützlich machten, vorallem dann, wenn ich einen Stapel Tests zu korrigieren hatte, aber bisher war dieser Wunsch noch nicht in Erfüllung gegangen.

„Wir sind vom eigentlichen Thema abgekommen", bemerkte Riker und sah mich mit diesem intensiven Blick an, den er schon als kleiner Junge perfenktioniert hatte. Einen Blick aus dem einen die Ernsthaftigkeit gerazu anzuschreien schien.

„Welchem Thema?" Verwirrt runzelte ich die Stirn und durchforstete mein Gehirn nach den gespeicherten Daten unseres Gesprächs.

„Na, über mein Lotterleben", erinnerte er mich in einem ruhigen Ton und legt dann seinen Kopf ein wenig schief, so als versuche er herauszufinden, ob ich ihn veräppelte oder ob ich wirklich vergessen hatte, worüber wir uns bis eben noch unterhalten hatten.

Peinlich BerührtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt