Zimmer 31

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"Zeig mir die geheimen Plätze, solche aus deinen Träumen, nimm mich mit in deine tiefsten Gedanken, ich werde darüber schweigen. Zeig mir deine Welt, die ganz allein nur dir gehört, vertrau mir, Baby, ich werde nichts tun, was dir schadet.", flüsterte er ihr zu.
Er saß auf ihrer Bettkante, beobachtete sie, während ihr Körper an die kalte, weiße Wand gepresst war. Ganz plötzlich hörte sie auf zu weinen und schaute ihn, beinahe schüchtern, aus ihren glasigen Augen an. Er war so nett zu ihr, doch wieso nur? Womit hatte ausgerechnet sie ihn verdient? Ihr blick glitt von ihm ab, abermals verschwamm seine Gestalt vor ihren Augen, doch als sie wieder zurück schaute war er verschwunden.

Sie war verrückt. Ein ersticktes Lachen brach aus ihrer Kehle heraus. Erneut schlang sie wieder ihre Arme um die angewinkelten Knie, sie spürte die raue Wand an ihrem Rücken, der dünne Stoff, welcher sie bekleidet wärmte kaum ihre kalten Gliedmaßen. Unter ihrer leichenblassen Haut konnte man jede ihrer blauen Adern sehen, wie Papier bekleidete sie ihre Muskeln. Der Bluterguss auf ihren Unterarm war der einzige Makel, doch er schimmerte in so schön vielen Farben, lila, grün, blau, an den Rändern ein wenig gelblich.

"Komm mit, du Göre!", schallte die harte Stimme des Wärters durch ihren Kopf. Als wären es nicht ihre, hörte sie den markerschütternden Schrei, welche durch die Gänge schallten. Sie zitterte, doch es lag nicht an der Kälte, es war unkontrollierbar und merken tat sie es eh nicht. "Ich hab gesagt, dass du mitkommen sollst, verdammt! Ich wiederhole mich nur äußerst ungern, musst du wissen.", bedrohliche Stimmen geisterten um sie herum.

Sie roch den abscheulichen Mundgeruch des Wärters, als stände er vor ihr und die eiskalte Hand des Wärters schloss sich wieder um ihren Arm, an der Stelle, an welcher sie das Hämatom befand breitete sich ein unangenehmes Kribbeln aus. In stiller Hoffnung, dieses Gefühl verschwinden zu lassen kratzte sie sich mit ihren abgeknabberten Fingernägeln dort und hinterließ weiße Striemen auf ihrer Haut. Vergebens. "Geh weg.", flüsterte sie.

"Geh weg, geh weg, geh weg!", bittersüße Tränen flossen ihr Gesicht hinab.

Doch dann Stille. Unendliche Stille. Sie schaute auf. Die Tür zum Flur hin, war stets verschlossen, die kleine Kommode für Klamotten immer noch leer. Der zerbrochene Spiegel hang immer noch an der Wand.

"Ich werde immer bei dir bleiben, genau das wünscht du dir doch, oder nicht?"

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