Kapitel 7

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Ich betrat müde die Schule und gähnte, während ich mich fragte, wie ich diese Woche überleben sollte. Das Wochenende verging viel zu schnell und so langsam hatte ich keine Lust mehr auf die Schule. Ich wollte endlich dieses letzte Schuljahr hinter mich bringen.

Ich setzte mich neben John, der bereits so gute Laune hatte, wie ich schon seit Tagen nicht mehr. Er war der absolute Frühaufsteher. Keine Ahnung, was mit ihm morgens falsch lief.

„Guten Morgen", begrüßte John mich und gab mir einen Schmatzer auf die Wange.

„Morgen", grummelte ich und suchte in meiner Tasche nach den Unterlagen.

„Da ist aber jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden", bemerkte er und kassierte somit meinen Todesblick. Ich hasste Montag. Ich hasste es einfach.

Kilian betrat die Klasse und ich lehnte mich nach hinten an den Stuhl und schloss meine Augen. Er saß immer ganz hinten. Keine Ahnung wieso, aber ich schätze, dass er einfach keine Lust auf den Unterricht hatte.

Als uns der Lehrer nach diesen elendigen zwei Stunden entlassen hatte, stürmte ich aus dem Raum und suchte direkt den Gang nach Liv ab. Sie kam gerade aus dem Raum und ich fiel ihr um den Hals.

„Was ist denn mit dir los?" Verwundert erwiderte sie die Umarmung.

„Ich habe schlechte Laune", seufzte ich und ließ die Schultern hängen.

„Na komm, wir holen dir etwas zu essen." Liv zog mich am Arm in die Cafeteria, wo wir uns etwas zu essen holten, bevor wir die Cafeteria wieder verließen. Wir steuerten direkt auf den Raum zu, wo sich die meisten Schüler aus der Oberstufe aufhielten und setzten uns auf die Couch. Kate war ebenfalls schon da und biss glücklich in ihr Brötchen, als sie uns sah.

„Na Montaghasser, wie geht es dir?" Kate sah mich grinsend an, doch ich stöhnte nur genervt auf.

„Ich will in mein Bett."

„Das wollen wir alle", hörte ich eine Stimme hinter mir, die sich als Tessa rausstellte. Sie ließ sich neben mir auf die Couch fallen und lehnte ihren Kopf an meine Schulter.

„Ich hab eine 5 in Englisch bekommen", flüsterte sie und ich wusste genau, wie schlecht sie sich deswegen fühlen musste.

„Das tut mir so leid, Tessa. Wenn du willst, kann ich dir irgendwann mal helfen." Sie schmiegte sich noch mehr an meine Schulter.

„Mir ist nicht mehr zu helfen. Ich war schon immer eine Niete in Englisch und so wird es auch bleiben." Ich hörte den Regen hinter uns an die Scheibe fallen und schloss meine Augen.

„Das wird schon wieder."

***

Ich hatte den Rest des Tages irgendwie hinter mich gebracht. Ich wäre beinahe zweimal eingeschlafen im Unterricht und hatte eine Ermahnung von meiner Lehrerin bekommen. Bis jetzt schien es nicht wirklich gut zu laufen, aber wenn ich mal schlechte Laune hatte, dann war es mir egal.

Ich öffnete die schweren Türen und betrat den Theaterkurs. „Frau Mainer." Ich steuerte direkt auf sie zu. „Mir geht es heute nicht so gut. Ist es okay, wenn ich erstmal bei den Requisiten mithelfe und nicht auf die Bühne muss?" Nicht mal auf Theater hatte ich heute Lust.

„Ja, natürlich. Setz dich ruhig." Ich nahm ganz hinten Platz und konzentrierte mich darauf nicht einzuschlafen. Warum war ich auch wieder so lange wach gewesen?

Da mir plötzlich kalt wurde, zog ich meine Jacke an und sah den anderen dabei zu, wie sie gerade etwas aufbauten. Hinter mir hörte ich, wie die Tür geöffnet wurde und Fußschritte, die in meine Nähe kamen. Ich drehte mich etwas nach rechts und sah, dass Kilian sich ebenfalls hingesetzt hatte. Mit der Pünktlichkeit schien er wohl ein großes Problem zu haben.

„Chloe?" Frau Mainer kam auf mich zu.

„Ja?" Wieder wurde mir wärmer und ich zog meine Jacke aus. Was war nur los mit mir?

„Kannst du mir einen Gefallen tun und nach diesen Requisiten suchen? Wir müssten bestimmt noch ein paar im Keller haben." Frau Mainer überreichte mir eine Liste und ich nickte.

„Ja, kann ich machen."

So würde ich wenigstens ein wenig Abwechslung haben und müsste mich dann nicht zusammenreißen, um nicht einzuschlafen.

„Super. Kilian? Kannst du ihr bitte helfen?" Ich hörte ein Seufzen von ihm, weswegen ich meine Augen verdrehen musste. Dachte er etwa, dass ich wollte, dass er mitkam? Ganz sicher nicht.

„Ja", antwortete er dann letztendlich und stand auf.

„Okay gut, dann kommt mit mir. Ich schließe euch die Tür auf." Ich folgte Frau Mainer durch die langen Flure, bis wir endlich vor einer Tür stehen blieben und Frau Mainer sie uns öffnete. Ich war schon mehrmals im Keller gewesen, es war wirklich riesig.

Schnell legten wir noch ein Türstopper dazwischen und gingen dann nach unten. Frau Mainer war wieder zu den anderen gegangen, während Kilian und ich alleine zurückblieben. Ich wusste nicht, wie ich mich in seiner Anwesenheit fühlen sollte, vor allem da wir nun alleine waren. Und Kilian hatte bereits deutlich gemacht, dass er keinen Bock auf mich hatte.

„Ich würde sagen, dass wir die Liste am besten aufteilen." Ich zerriss sie in der Mitte und überreichte Kilian die Hälfte.

Wir teilten uns auf und gingen dann in entgegengesetzte Richtungen. Überall standen alte Holzschränke herum, die wahrscheinlich jeden Moment umfallen würden und ihr Leben endgültig hinter sich gelassen hatten. Staub fand sich an jeder Ecke wieder. Bücher, Stühle, Tische waren überall vorzufinden. Vieles war kaputt, alt, oder dreckig. Bei manchen Gegenständen fragte ich mich, ob man sie überhaupt jemals als neu bezeichnet hatte.

Ich packte die Sachen, die wir brauchten, mit und machte mich dann wieder auf den Weg zu Kilian. Vielleicht waren auf seiner Seite noch Gegenstände, die ich brauchte. Als ich allerdings einen lauten Knall hörte, betete ich innerlich, dass es nicht das war, was ich vermutete.

Doch meine Vermutung hatte sich bestätigt, als ich zum Eingang ging und die Tür zugefallen war. Ich versuchte sie zu öffnen, aber es ging nicht und kurz darauf hörte ich auch schon, wie Kilian ebenfalls dazukam.

„Scheiße, sag mir nicht, dass die beschissene Tür zugefallen ist?", fluchte er und ich lehnte mich müde dagegen.

„Doch, das ist sie." Ich ging wieder die kurzen Treppen runter und lehnte mich gegen einen kleinen Schrank.

Kilian ging auf die Tür zu und versuchte mit aller Kraft sie wieder zu öffnen, doch nichts passierte. Keiner hörte uns und wir mussten so lange warten, bis Frau Mainer wieder kommen würde. Allerdings würde das dauern, denn wenn sie einmal anfingen die Szenen zu proben, dann konnten wir noch bis zum Ende der Stunde hier warten.

Kilian fluchte leise vor sich hin, jedoch realisierte er später, dass ihm das nichts nützte und lehnte sich dann an den Holzbogen gegenüber von mir, bevor er sich ebenfalls auf den Boden gleiten ließ.

Jetzt mussten wir nur noch warten. Und das wahrscheinlich ziemlich lange.

KilianWo Geschichten leben. Entdecke jetzt