"Für euch würd ich's tun", murmelte ich. Tommy's Finger streiften meine. "Okay- Feuer frei!"

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Das Vogel-Etwas sah normal aus, roch normal, fühlte sich normal an und als ich heimlich nippte, schmeckte es auch normal.

Das Blut, das während der Ausnahme der Organe zu sehen war, machte mich verrückt. Es sah so gut aus, so lecker, so befriedigend.
Obwohl ich versuchte diesen Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen, schwirrte er mir noch die ganze Zeit im Hinterkopf herum.

Da wir nichts Bedrohliches an dem Vieh gefunden hatten, war ich endlich dazu in der Lage, es zu 'testen'. Ich kaute. Schluckte. Wartete.

Kein Stechen. Kein Brennen. Keine Erstickung.

Es war gut, man konnte sogar die Kräuter, die ich gefunden und dazu gegeben hatte, ein wenig herausschmecken. Schon mit dem nächsten Stück im Mund verkündigte ich: "Das müsst ihr probieren!" Ohne zu zögern griffen die anderen zu dem Fleisch und bissen gierig ab.

Da das Vogel-Etwas so lange zum Grillen gebraucht hat, war es schon stockdunkel als wir uns niederlegten. Die andere Hälfte sicher in der Box verstaut, lagen wir in unsere Decken gewickelt. Minho übernahm freiwillig die erste Wache, worüber ich sehr froh war, immerhin durfte ich somit bei Thomas schlafen.

Die einzelnen Mondstrahlen , die es durch die Wolken geschafft hatten, erinnerte mich an unseren ersten Kuss. Vor drei Tagen. Mir kam es schon wie eine Ewigkeit vor.
Es war dämlich, in der Arena einen Menschen ins Herz zu schließen, ihn sogar zu lieben, aber es geschah so schnell.

Gerade als mich meine Müdigkeit überfiel und ich mich dem Schlaf übergab, fing Thomas an zu reden, sprach was von einem Plan, der Arena und morgen. Dann verstummte alles und ich träumte zum ersten Mal seit langem etwas. Um ehrlich zu sein, ich hätte Albträume erwartet.

Stattdessen befand ich mitten auf einer saftigen, grünen Wiese in Distrikt 9. Ich schlendere, oder besser mein Traum-Ich schlendert in Richtung Hof. Soweit das Auge reichte sah man Wiesen und Felder – Heimat.

Der Hof bestand aus einer großen, rot angestrichenen Scheune und einem kleinen Viehstall für unsere Oxen Richie und Emily. Daneben stand unserer Wohnungshütte, alle Gebäude waren verbunden mit platt getretenen und teilweise matschigen Wegen.
Doch es war nicht so wie es in Erinnerung hatte. Es war leer. Einsam. Kein Wind wehte, kein Grashalm zuckte, kein Vogel zwitscherte. Wo ansonsten Treiben herrschte, war jetzt Stille.

Ich ging weiter. Erinnerungen, schöne Erinnerungen, kamen in mir hoch. Ich hatte alles bildlich vor mir.

Dort, unter dem größten Eichenbaum, saß ich jeden Sommer mit Sonya, und bastelte mit meinen flinken Fingern eine weitere Puppe für Sonya. Das dichte Blätterdach schütze uns vor der sommerlichen Hitze, während wir auf einer Wurzel saßen. In der Ferne konnte man das Bellen von Max hören. Ihre braunen Augen verfolgten das Geschehen fasziniert, ihr kleiner Kindermund leicht geöffnet.

"Fertig!", hallte meine eigene junge Stimme stolz in meinen Ohren.

"Wow! Das ist die Schönste von allen." Sie hielt die Puppe vor sich und beäugte sie.

"Weißt du was?", kicherte sie. „Ich nenne sie Newt!"

Das Gesicht von dem Vergangenheits-Newt fiel. "Ich bin doch kein Mädchen!"

Sonya stand auf und stolperte beinahe über ihre viel zu großen Gummistiefel. "Hmmm- Newtie? Newtefine?" Jetzt musste der junge Newt auch lachen. "Na warte, wenn ich dich kriege!"
Sie lief gackernd davon, die Puppe schützend zu ihrer Brust, auf ihr rosa Shirt drückend, ahnte nicht, dass ihr Leben so früh enden wird.

• HE CARES • Newtmas in HG •Where stories live. Discover now