Es war ein seltsames Gefühl, nach etwa dreizehn Jahren auf mir einst engst vertrauten Stadiontribünen zu sitzen, inmitten einer brüllenden Fanmenge und den Blick gerichtet auf zweiundzwanzig Typen – obwohl meiner hauptsächlich auf einem ganz bestimmten ruhte.
Hättest du gedacht, dir je wieder zur Liebe einer geliebten Person ein Fußballspiel live anzugucken? War dein letztes nicht das gewesen, in dem du deinen Vater das letzte Mal persönlich gesehen hast? Als du von dem Spiel nach Hause gekommen warst, verspätet, da deine Mom und du zur Feier des Tages noch ins Stevenson's essen gegangen wart, ihr beide den Abschiedszettel von ihm vorgefunden hattet?
Warum konnten meine Erinnerungen nicht einmal abschalten? Warum mussten sie immer in solchen Momenten hervortreten? Unkontrolliert lief eine einzelne Träne meine Wange herunter. Sofort war der Schmerz wieder da, den ich an diesem Tag empfunden hatte: verwirrter, unausweichlicher und fassungsloser Schmerz, verstärkt dadurch, dass es ohne Vorahnung und Vorwarnung geschehen war.
Durch Blinzeln versuchte ich, die aufkommenden Tränen zu unterdrücken, und mich stattdessen wieder auf das Spiel vor meinen Augen zu konzentrieren.
Lediglich Ethans Anblick genügte, dass meine Schmetterlinge eine Cheerleader-Choreo vollführten und es mir gelang, die Bilder und negativen Gefühlen zu unterdrücken. Schließlich nahmen sie im Moment nur noch einen kleinen Teil in meiner Gefühlswelt ein.
Um nicht so auffällig zu wirken – es war schon ungewöhnlich genug, dass ich mich auf einem Fußballmatch befand und zog dadurch bereits jetzt schon zahlreiche fragende und verwunderte Blicke auf mich –, hütete ich mich, Ethan hypnotisiert zombieartig mit meinem Blick zu verfolgen. Jedoch war es unmöglich zu verhindern, dass meine Augen ausschließlich ihn fixierten: Er war einfach unglaublich. Er spielte wie ein Nachwuchsfußballgott; raste mit dem Ball übers Feld, als verschmelze er mit dem Ball, trickste seine Gegner mit den raffiniertesten Tricks aus und traf mit einer überwältigenden Intensität und Treffsicherheit. So war es nicht verwunderlich, dass er das erste Tor erzielte: ein astreines, perfekt platziertes Kopfballtor, womit er unsere Highschoolmannschaft in Führung brachte.
Nur schwer konnte ich dem Bedürfnis widerstehen, aufzuspringen und „Ethan" herumzukreischen. Da es mir dennoch unter größten Zwang gelang, klatschte ich bloß.
Entweder bildete ich es mir ein oder Ethan bemerkte mich tatsächlich und widmete mir darauf ein überglückliches Grinsen.
Als wäre er nun noch motivierter, luchste er wenig später erneut einem Gegenspieler den Ball ab, nahm Kurs in Richtung gegnerischen Tor und traf mit ungeheurer Geschwindigkeit aus dreißig Meter Entfernung ins linke Eck. Tor Nummer zwei.
Und da waren sie, diese hellblauen Eiskristalle, unbestreitbar auf mich gerichtet. Niemand anderes nahm ich mehr wahr, mein Gehirn schien alles auf ihn auszurichten. Bloß er und ich.
Abrupt lösten sich unsere Blicke voneinander, als Ethan von seinen feierwütigen Teamkameraden nach hinten gezogen wurde. Das Schiedsrichterpfeifen inklusive des Fangejoles im Hintergrund brachte mich vollends auf den Boden der Tatsachen zurück.
Schlussendlich gewann unser Team 4:0, dabei war es kein Geheimnis, dass Ethan einen Großteil dazu beigetragen hatte – er hatte neben den zwei Toren nicht nur ein weiteres Tor, ein perfekt platziertes Flanktor, erzielt, sondern zudem für das andere die Vorlage gegeben.
Mit der jubelnden Menge verließ ich das Fußballstadion, darauf auch das Schulgelände, schließlich hatte Ethan im Moment anderes zu tun, als sich mit mir abzugeben, zum Beispiel seinen Sieg zu feiern oder sich aus dem Trikot zu lösen.
Wenig später klingelte es an meiner Tür: Er hatte sich wirklich Zeit für mich genommen. Schnell schleuste ich ihn in mein Haus. Keine Sekunde später legte er kurzzeitig seine Lippen auf meine. Dann schlichen wir uns in mein Zimmer ... Meine Mom war theoretisch nicht zu Hause, allerdings ging ich vorsichtshalber auf Nummer sicher – geheime Beziehung bedeutete leider – auch wenn es mir unheimlich schwerfiel und mich belastete – selbst ihr nichts von meiner Beziehung zu Ethan zu erzählen – so waren die Regeln und Opfer dafür, was wir stattdessen behalten konnten.
„Und, wie habe ich gespielt?", brüstete er sich, da er genau wusste, dass er phänomenal gespielt hatte.
„Ganz in Ordnung", erfüllte ich bewusst seine Erwartungen nicht. Wie ich es doch liebte, ihn aufzuziehen und daraufhin diesen irritierten, mich verrückt machenden Blick zu sehen.
„Aha, ganz in Ordnung ... Dass ich drei von vier Toren geschossen habe, ist dir aber nicht zufällig entgangen?", versuchte er mir zu verklickern. Einbildung ist auch eine Bildung. Ich war echt krank, dass ich bei diesem Komplimente-Erbetteln nicht die Augen verdrehte, sondern stattdessen kurz vorm Dahinschmelzen stand.
„Naja eben!", verspottete ich ihn erneut.
Gierig drehte er mit einer sanften Berührung an meinem Kinn mein Gesicht zu sich und küsste mich verführerisch und mein Hirn vernebelnd. Über was hatten wir gerade eben noch einmal geredet?
I know you wanna see me fallin' out. Fallin me out the window, unterbach uns sein klingelndes Handy.
„Willst du da nicht rangehen?", hinterfragte ich aufgrund seiner jeglichen fehlenden Reaktion auf dieses nervenstörende Geräusch.
„Nicht nötig. Das ist nur Taylor, der sich beschweren will, wo ich bleibe und ob ich so dämlich war, das Clubmeeting im Stevenson's zu verpeilen."
„Musst du dort nicht hin?" Auch wenn ich in seinem Blick genau sah, wie genervt er davon war, dass ich es nicht zuließ, den Vorfall zu vergessen und anstelle dessen mit unserer vorherigen Tätigkeit fortzufahren.
„Ich entschuldige mich später einfach mit der Lüge, dass ich nicht kommen konnte, weil ich Zeit mit einer weiblichen Bekanntschaft verbracht habe", wehrte er ab. Da er sicherlich ahnte, dass ich erneut etwas entgegnen würde, machte er sich anstatt an meinen Lippen an meinem Hals zu schaffen.
„Wegen der du ein Clubmeeting absagen würdest?", stellte ich in Frage. Wegen seiner momentanen Beschäftigung seine Freunde versetzen ... Die Jungs würden sofort ahnen, dass ihm diese weibliche Bekanntschaft mehr bedeutete, da er ihretwegen sogar eines seiner heißgeliebten Clubmeetings absagte.
„Warum musst du bloß immer Recht haben?", gab er nach, drückte mir noch einen letzten flüchtigen, dennoch nicht im Geringsten weniger leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen und verließ darauf mein Zimmer.
Wieso musste ich bloß immer auf meinen Verstand hören?
Hi, ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen. :)
Ich wollte euch noch einmal für die Reads, Votes und Kommentare danken, tut mir leid, wenn ich manchmal mehreren gleichzeitig in Form von "Markierungen" (oder wie man das nennt) antworte oder sogar gar nichts schreibe, dies liegt allerdings daran, dass ich oft nicht weiß, was ich immer schreiben soll :( Ich will nur, dass ihr wisst, dass ich jedes Kommentar lese sowie für voll nehme und ich euch unheimlich dankbar bin ;)
Frage: Was ist eure Lieblingssportart bzw. Sportarten (ich weiß, Hobbys sind so ähnlich, aber manchmal doch unterschiedlich^^)?
Ich mag am liebsten Tanzen sowie Tauchen, was ich selbst mache, und Fußball, was ich mal gespielt habe und heutzutage immer mal gerne gucke :)
Leider erscheint das nächste Kapitel erst am Sonntag, weil ich am Wochenende weg bin :/
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Nerd vs. Athlete - Geek vs. Player I : Liebe auf den nicht ganz ersten Blick
Teen FictionEine geekige Streberin und ein Fußball spielender Player. Normalerweise würden sich diese beiden Spezien nie in freier Wildbahn begegnen. Dumm nur, wenn das blöde Los entscheiden soll ... Das Streit vorprogrammierende Aufeinandertreffen zweier Welte...
25 Geheimer Groupie (Harper)
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