Kapitel 13

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Pov. Max
Schnell laufe ich nachhause und klingele sturm an unserer Haustüre. Nach dem Unterricht bin ich sofort nachhause. Heute Morgen kam ein Brief von meinem Bruder an, den ich allerdings noch nicht gelesen habe. Genau das werde ich jetzt tun und renne, nachdem mir die Türe geöffnet wurde, die Treppe hoch. In meinem Zimmer schmeiße ich meine Tasche auf mein Bett. Meine Schuhe, die ich in der Eile, noch nicht ausgezogen habe, schmeiße ich jetzt unachtsam in eine Ecke. Schnell bin ich bei meinem Bett und öffne meine Tasche aus der ich anschließend den Brief ziehe. Meine Tasche landet auf dem Boden und ich selbst setzte mich mit dem Brief in der Hand, auf mein Bett. Er kommt aus Italien. Mit einem Lächeln auf den Lippen streiche ich über ihn. Seit knapp zwei Jahren hab ich nichts mehr von ihm gehört. Lächelnd beginne ich zu lesen.

Hey Matt

Es tut mir leid das ich mich schon so lange nicht mehr gemeldet habe (zwei Jahre~ich bin der schlechteste Bruder/Sohn der Welt) Ich hoffe sehr das es dir, Mom, Dad und der kleinen Chiara gut geht. Du warst 13 als ich dich das letzte mal gesehen hab und jetzt bist du 18 und machst wahrscheinlich dein Abi. Du glaubst gar nicht wie komisch das für mich ist. Ich sehe dich immernoch als 13 Jähriger vor mir. Von Chiara will ich gar nicht erst sprechen. Sie ist jetzt schon 8. 8! Das letzte mal als ich sie gesehen hab da war sie gerade mal 3. Wie schnell die Zeit vergeht... Max du weißt das ich dich lieb hab und stolz bin dein großer Bruder zu sein oder? Das ist mir sehr wichtig dass du das weißt. Du bist für immer mein kleiner Bruder. Dem dem ich Fahrrad fahren beigebracht habe, mit dem ich seinen Drachen steigen lassen habe, der der mich immer zum Lächeln gebracht hat. Es tut mir wirklich sehr leid das ich dir und dem rest der Familie schon lang nicht mehr geschrieben hab und so. Ich habe nur Angefangen, hier in Italien, mein eigenes Leben aufzubauen. Ich wollte nicht mit leeren Händen zurück zu euch, ich wollte zeigen das ich etwas erreicht habe und man stolz auf mich sein kann. Genau das habe ich geschafft Maxi... Während du diesen Brief hier ließt sitzte ich wahrscheinlich schon im Flieger zu euch(oder auch nicht, donnerstag Abend flieg ich los). Bitte sag Mom und Dad nichts davon. Ich will sie überraschen :) Am Freitag bin ich dann da. Ich freu mich so euch alle wiederzusehen und euch umarmen zu können. Ich hab euch so vermisst <3

~dein Stolzer Bruder

Sebastian kommt? Hier her? Am Freitag, heute ist Dienstag. Das wird der beste Tag meines Lebens! Ich seh meinen großen Bruder wieder! Oh mein Gott! Ich hab ihn so vermisst. Sieht er immernoch so aus wie früher? Hat er sich sehr verändert? Hat er eine Frau? Oder eine Freundin? Kinder? Oder hat er doch einen Mann? Vielleicht ist er auch Schwul und war mit Luca zusammen. Möglich wärs... So viel Fragen und alle werden sie am Freitag beantwortet. Sofort hänge ich mir seinen Brief zu den anderen von ihm an die Wand. Jeden Brief oder Postkarte, die ich jemals von ihm bekommen habe, hängt an dieser Wand.

Fröhlich lege ich mich wieder in mein Bett und sehe jetzt auf mein Nachttisch, auf dem drei Bilder von ihm und mir stehen. Lächelnd nehme ich eins davon in die Hand. Es zeigt Seppl und mich an seinem achtzehnten Geburtstag. Wir lächeln beide glücklich in die Kamera und in der Hand hält Seppl einen Autoschlüssel. Ich erinnere mich noch genau an diesen Moment.

"Sebastian, Max kommt ich möchte ein Foto von euch machen." ,meint unsere Mutter fröhlich nachdem sie Chiara wieder ins Bett gebracht hat. "Schon wieder?" ,frage ich woraufhin mein Bruder lacht. "Ja später wirst du dich über die Fotos freuen." ,meint Mom. Das sagt sie immer. Seufzend stehe ich auf und lege einen Arm um meinen großen Bruder. Er lächelt zu mir runter und legt auch seinen Arm um meine Schulter, mit der anderen hält er seinen Autoschlüssel hoch und grinst in die Kamera. Auch ich grinse, allerdings schaue ich dabei nicht in die Kamera sondern hoch zu meinem Bruder. Er ist so ein toller großer Bruder, wir streiten uns zwar oft aber ich hab ihn trotzdem lieb. Und außerdem möchte ich später mal genauso sein wie er. "Hey Matt komm mal mit, ich hab noch was für dich." ,meint er lächelnd und verlässt mit mir das Wohnzimmer. "Was denn?" ,frage ich interessiert. "Das hier." ,meint er und setzt mir seine lieblingskappe auf. "Aber das ist doch deine." ,sage ich verwundert. "Ich schenk sie dir kleiner also trag sie mit stolz." ,meint er und hebt die Kappe kurz hoch um mir durch die Haare zu wuscheln. "Danke." ,sage ich nich und drücke ihn fest.

Grinsend greife ich nach genau dieser Kappe und setzte sie auf. Die Erinnerungen an früher sind einfach so schön. Einmal wollte er mit seinem Fahrrad vor mir angeben und hat lauter Kunststücke gemacht. Am Ende vom Tag musste er ins Krankenhaus weil er einmal so stark auf den Boden gefallen ist, dass er sich einen Arm gebrochen hat. Oder als er mir mit seinen Zwölf Jahren zeigen wollte wie man kocht und im Endeffekt die ganze Küche abgebrannt hat. Uns ist zum Glück nichts passiert, allerdings waren Mom und Dad ziemlich sauer. Aber an eines Erinnere ich mich noch ganz genau. An den Tag, an dem er gegangen ist.

Seppl verabschiedet sich gerade von Mom und Dad. Chiara hat er schon tschüss gesagt weshalb nur noch ich fehle. Ich kann es nicht glauben. Die Person, zu der ich aufsehe, geht weg. Weg von hier, weg von Mom und Dad, weg von mir. Ich trage heute seine Kappe, die er mir vor einem halben Jahr geschenkt hat. Da war alles noch in Ordnung aber jetzt, jetzt wollte er gehen. Erneut verlassen ein paar Tränen meine Augen weshalb ich schniefe und sie mit dem Handrücken wegwische. Sebastian bleibt vor mir stehen und sieht zu mir runter. "Nicht weinen Maxi." ,meint er und umarmt mich fest. "Du darfst nicht gehen." ,nuschel ich gegen seine Schulter. "Ich muss." "Wieso?" "Ich möchte was neues sehen. Neue Erfahrungen sammeln." "Kannst du auch hier." ,bleibe ich trotzig. Seppl sieht mich kurz an bevor er sich an unsere Eltern wendet. "Kann ich noch kurz einen Spaziergang mit ihm machen?" Mom und Dad nicken beide während sich Mom verstohlen über die Augen wischt. "Na dann komm mal mit Maxi." ,meint mein großer Bruder und läuft los, ich hinterher. Während des ganzen Weges reden wir nicht ein Wort. Erst als wir auf einem großen Hügel außerhalb der Stadt angekommen sind, beginnt er zu sprechen. "Siehst du das? Siehst du die Stadt in der wir Leben? Wenn wir auf einer der vielen Straßen stehen, wirkt sie so groß. Doch wenn man sie von hier betrachtet, wirkt sie klein, als wäre sie nur eine unter vielen Städten. Das ist sie auch, eine unter vielen und trotzdem wird sie etwas besonderes für mich bleiben, egal wie langweilig sie auch sein mag. Ich hab hier viele tolle Dinge erlebt und wenn ich älter bin, komme ich auch wieder hier her. Das verspreche ich dir. Ich möchte nur, jetzt wenn ich noch jung bin, um die Welt reißen. Fremde Länder sehen und einfach nur Spaß haben. Du weißt das ich dich immer bei mir trage und du mich nämlich, so kitschig das jetzt auch klingen mag, genau hier." ,meint Seppl und tippt auf meine Brust. Er Lächelt mich leicht an. "In deinem Herzen." ,setzt er noch hinterher. "Seppl?" "Ja Matt?" "Wie lang wirst du weg bleiben?" Mein Bruder sieht mich nachdenklich an und stößt die Luft aus. "Das kann ich dir jetzt noch nicht sagen. Vermutlich wenn ich genug von der Welt gesehen habe." "Hoffentlich passiert das schnell." ,sage ich vor mich hin was ihm zum lachen bringt. "Ich weiß es wie gesagt nicht aber Max.." Jetzt legt er eine Hand auf meine rechte Schulter und sieht mir tief in meine Augen. "Während ich weg bin musst du gut auf Chiara aufpassen. Sie braucht einen großen Bruder zu dem sie aufsehen kann. Versprich mir bitte das du sie beschützen wirst." "Ich verspreche es." ,sage ich ernst und sehe hoch in seine braunen Augen. "Gut." "Komm kleiner wir müssen dich wieder nachhause bringen bevor ich gehe." ,setzt er noch hinter her und nimmt mich an der Hand. Das hat er schon lang nicht mehr getan. Wahrscheinlich weil ich schon dreizehn bin und kein kleines Kind mehr. Aber jetzt habe ich nichts dagegen.

Eine Träne verlässt mein Auge und rollt über meine Wange. Ich vermisse ihn wirklich sehr. Plötzlich fasse ich einen Entschluss und stehe von meinem Bett auf. Schnell ziehe ich mir meine Schuhe wieder an und renne die Treppe runter. "Ich geh spazieren! Bis später!" ,schreie ich bevor ich das Haus verlasse und mich auf den Weg zu meinem Lieblingsplatz mache. Zu dem Hügel, auf dem Sebastian sich von mir verabschiedet hat.

Mauz~Maybe SomedayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt