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• E T H A N •

Es ist tiefe Nacht, alles schläft. Alles ist still. Der Mond scheint hell durch das Fenster in unser Zimmer.

Ich erhebe mich aus meinem Bett und schleiche auf leisen Sohlen aus dem Zimmer, um meinen Bruder nicht zu wecken. In unserem Eingangsbereich schlupfe ich in mein Paar Schuhe und verlasse dann leise das Haus.

Vorsichtig husche ich durch die Gassen und versuche niemandem zu begegnen. Es ist gefährlich um diese Zeit draußen zu sein. Doch trotzdem tue ich es immer wieder und zwar nicht ohne Grund.

Ich erreiche den Waldrand und laufe an diesem entlang, bis zu einem umgekippten Baumstamm, welcher größtenteils von Büschen umgeben ist, weiter außerhalb unseres Dorfes. Dort lasse ich mich nieder und warte, bis ich schließlich Schritte höre.

Grinsend erhebe ich mich und schlinge meine Arme um den kleineren Körper und drücke diesen fest an mich. »Ich habe dich vermisst«, höre ich ihn gedämpft in meine Halsbeuge nuscheln.
»Ich dich auch«, antworte ich leicht bedrückt.

Es ist ein paar Wochen her, als Ian und ich uns das letzte Mal gesehen haben.

Wir lassen uns an dem Baumstamm nieder. Er rittlings auf meinem Schoß. Er schlingt die Arme um meinen Hals und legt seinen Kopf auf meine Schulter. »Ich habe Angst«, flüstert er. »Angst, dich zu verlieren. Was, wenn sie uns erwischen?«
»Das wird nicht passieren. Ich werde immer bei dir sein«, flüstere ich in sein Ohr und drücke ihn enger an mich.

Vor uns erstreckt sich ein Hügel, auf welchem sich das Schloss befindet. Einige Fenster sind auch um diese Tageszeit noch hell beleuchtet.

»Versprichst du es mir?«, wimmert Ian an mein Ohr. »Versprochen«, meine ich mit fester Stimme und ziehe dann seinen Kopf in meine Höhe, um das Versprechen mit einem Kuss zu besiegeln. Sofort geht er darauf ein und drückt seinen Körper an mich.

Auch, wenn er 2 Jahre jünger ist als ich, wussten wir von Anfang an, dass wir füreinander geschaffen sind. Wir wussten, welches Risiko wir aufnehmen würden. Doch Liebe ist Liebe. Egal ob Mann und Frau, Frau und Frau, oder Mann und Mann. Das ist zumindest unsere Meinung und vielleicht die einiger Anderer, die es aus Angst vor den Konsequenzen nicht zugeben wollen.

»Denkst du, sie werden uns irgendwann akzeptieren?«, fragt Ian und blickt sehnsuchtsvoll zu den Sternen hoch und ich weiß, dass diese Frage an seine Mutter gerichtet war. Seine Mutter, die diese Welt vor ein paar Monaten verließ. Sie wurde krank. Sehr krank. Zu krank, um länger auf dieser Welt zu bleiben.

Mitfühlend drücke ich ihm einen Kuss auf die Wange.

Das letzte Mal, als ich sie sah, bat sie mich, auf ihren Sohn aufzupassen. Ihn mit meinem Leben zu beschützen. Sie wusste von uns, obwohl wir ihr nie etwas erzählten. Muss wohl mütterlicher Instinkt gewesen sein.

Ich nahm ihn nie mit zu mir, aus Angst, mein Bruder würde etwas falsches tun.

»Was glaubst du, wie es ist, in dem Schloss zu leben?«, fragt er mich und wechselt somit das Thema.
»Hm. Ich stelle es mir ziemlich einsam vor«, erwidere ich.
»Einsam?«
»Ja, alles wirkt so groß und selbst von außen schon so leer«, antworte ich flüsternd. Ich will diese Atmosphäre nicht zerstören.

Er wendet sich mir wieder zu und schaut mir tief in die Augen. Ein Knistern breitet sich zwischen uns aus, als er seine Lippen verlangend auf meine drückt. Ich hindere ihn nicht daran, sondern presse seinen Körper so nah es geht an meinen.

Wärme durchströmt meinen Körper und mein Herz beginnt schneller zu schlagen. Ein Verlangen nach seinem Körper breitet sich in mir aus und ich lasse meine Finger langsam unter sein Oberteil gleiten.
Mit meinen Fingerspitzen erkunde ich seinen Bauch. »Das kitzelt«, kichert er und versteckt seinen Kopf wieder in meiner Halsbeuge.

Ihm so nahe zu sein, lässt Glücksgefühlen durch meinen Körper strömen. Wie gerne ich mein Leben mit ihm verbringen würde. In einem kleinen Dorf, nahe eines strahlenden blauen Sees, umgeben von grünen Wiesen, dem Wald und den Bergen. Das ist sein größter Wunsch. Er erzählte es mir, kurz nachdem seine Mutter starb.

»Ethan«, haucht er mir ins Ohr, und verbindet unsere Lippen danach wieder miteinander. Mit meinen Händen umfasse ich den Saum seines Oberteils und ziehe es ihm vorsichtig über den Kopf, was ich bei mir gleichtue. Mit zitternden Händen streiche ich über seinen Körper und stelle mit einem Lächeln fest, dass es ihm mehr als nur zu gefallen scheint. Sein schneller Atem stößt gegen meinen Hals, als ich beginne seine Hose zu öffnen.

Ein Knacken hinter uns ertönt. Ian zuckt zusammen und löst sich schlagartig von mir. Schnell zieht er sich wieder richtig an und beginnt leise zu schluchzen. Auch ich ziehe mein Oberteil wieder an, doch herrscht Stille. »Ian, es ist alles gut«, versuche ich ihn zu beruhigen und will ihn in den Arm nehmen, doch lässt er es nicht zu. Verletzt lasse ich meine Arme wieder sinken.

»Ich gehe jetzt besser nach Hause«, schnieft er und wischt sich über die Wangen. »Tschüss, Ethan.«

Traurig sehe ich ihm nach, bis er von der Dunkelheit verschluckt wird.

Hopelessly Fall In Love [BoyxBoy] + Aria1SpencerWhere stories live. Discover now