Bonuskapitel nr.3

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Er seufzte leise und in dem Blick, mit dem er mich bedachte, konnte ich die Ungewissheit erkennen. Aber dann entschloss er sich wirklich, mir zu helfen, auch wenn ihm das nicht gefiel. Sanft zog er mir den Pulli, den ich trug, über den Kopf und als seine kalten Finger, meine Haut trafen, zuckte ich zurück. Doch das beirrte ihn nicht, er beendete sein Werk und kramte dann aus dem Schrank ein Unterhemd.

„Kein Unterhemd", beschwerte ich mich heiser, sodass meine Beschwerde nur halb so eindrucksvoll klang, wie sie eigentlich sein sollte. Deswegen lachte Noan auch nur leise auf und zog es mir trotzdem über den verwuschelten Kopf. Danach zog er noch den Kapuzenpulli darüber und fuhr mir noch einmal durch die Haare, um ihnen wenigstens einen ansatzweise anständigen Look zu geben.

„So geht es", meinte er zufrieden und wollte mich gerade hochheben, damit er mich die Treppe hinunter tragen konnte, als ich trotzte: „seh ich nicht gut aus? Es geht?"

Mit einer Mischung aus Belustigung und einem liebevollen Blick, schaute er mich an. „Du bist immer schön Bearboo. Sogar mit fiebrig geröteten Wangen", raunte er mir mit einem Lächeln zu und brachte auch mich damit zu einem zufriedenen Grinsen. Dann hob er mich hoch, sein warmer Körper wärmte mich auf dem Weg nach unten in den Wohnbereich, wo er mich auf dem Sofa absetzte. Sorgfältig deckte er mich mit einer Kuscheldecke zu und holte dann sein Wärmekissen aus der Küche, welches er vorher schon warm gemacht hatte. Er hob die Decke und den Pulli noch einmal an und legte das warme Kissen auf meinen Bauch.

„Gut so?", fragte er mich liebevoll, bevor er mir sanft über Stirn und Haar strich. Ich bracht ein schwaches Lächeln zustande und nickte langsam. Beruhigt nickte er und lief dann in den Flur, wahrscheinlich um Anton oder Annie für das Tischdecken zu verpflichten. Doch ich lag falsch, denn der Tisch war schon gedeckt, was mir jedoch erst in dem Moment auffiel, in dem Selina die Wohnung betrat und sich mit einem lauten: „Hallo!", ankündigte. Keine 20 sekunden später stand sie im Wohnzimmer und lief sofort auf mich zu.

„Noan ist drüben im Arbeitszimmer und klärt noch ein paar Sachen. Er hat mir schon Bescheid gegeben, dass es dir nicht gut geht und ich habe Kamillentee unten aus dem Café mitgebracht", erzählte sie mir mit ihrer engelsgleichen Stimme und auch in ihren Augen war die Besorgnis um mich zu erkennen. Bedächtig nickte ich und flüsterte: „Danke, du bist ein Schatz!"

„Weiß ich doch", behauptete sie mit einem Schmunzeln auf den Lippen und stand auf. Nachdem sie ihre Tasche auf einem der Stühle abgelegt hatte, lief sie in den Kuschelsocken, die sie immer trug, in die Küche und machte mir einen Tee. Anscheinend hatte Anton mittlerweile mitbekommen, dass Selina angekommen war. Denn er kam in die Küche und begrüßte seine Freundin mit einem Kuss. Sofort wirkte er aufgeschlossener als sonst, wodurch mir mal wieder auffiel, wie sehr dieses Mädchen ihn veränderte. Sie flüsterten etwas vor sich hin, was ich nicht hören konnte. Steckten dabei ihre Köpfe zusammen und lachten leise.

In dem Moment kam Noan in den Raum und kam sofort auf mich zu. „Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob das eine gute Idee ist", verkündete er mir besorgt, betastete meine Stirn mit seinen kalten Fingern mach Fieber und seufzte: „du bist ganz heiß."

„Du hast nur kalte Finger", entgegnete ich leicht an genervt, da ich einfach nicht wollte, dass das Treffen ins Wasser fiel. Denn es war nur selten möglich, uns mit allen zu treffen. Elysa und Alex, die nach den vielen Jahren in denen sie sich gestritten hatten, in der Uni festgestellt haben, dass der Grad zwischen Liebe und Hass wirklich sehr schmal war, waren mittlerweile verlobt und lebten in einer kleinen Wohnung in New York. Nur um ihre Familien und uns zu besuchen, kamen sie ein paar Mal im Jahr wieder her. Unsere anderen Freunde wohnten hier in der Umgebung. Aline und Filipe waren in ihrer starken Liebe nicht mehr zu trennen, hatten genauso wie wir geheiratet und ihren kleinen Sohn Mateo bekommen, welcher nun schon drei Jahre alt war und am liebsten ihre Wohnung verwüstete. Meghan dagegen, war immer noch single. Sie hatte in den letzten Jahren viele Beziehungen, konnte sich jedoch nie fest an jemanden binden und alle bezweifelten, dass sie das jemals können würde.

You're gay- that's the problem #platinawards2018Where stories live. Discover now