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Julian Pov.

Ich schlich mich trotz der stockdunklen Nacht mitsamt meinen Schulsachen für morgen raus auf die Straße. Weshalb ich das tat? Es war durchaus schrecklich mitanhören zu müssen wie meine Schwester Luisa laut – natürlich im Einklang mit einer weitaus tieferen Stimme – dauerstöhnte, als ob sie einen Riss in der Platte hätte. Offensichtlich war dies nicht der Fall gewesen, sondern war es viel mehr ein gratis Rodeo direkt nebenan. Allein bei dem Gedanken zurück an diese Pferdegeräusche rutschte mir ein Würgegeräusch über die Lippen und ich war nur noch zufriedener darüber gewesen, dass Jess mir Unterhalt und Schutz vor diesem monströsen Gebrüll bat. So trottete ich also, wohlgemerkt um 2 Uhr nachts, durch die Straßen Portlands und fand nicht mehr Licht, als ein paar gedimmte Lampen, die fast schon dunkler als meine Handytaschenlampe gewesen waren. Durch lil happy lil sad wurde mein Schiss – selbstverständlich nicht auf Grund der Dunkelheit, sondern viel mehr dieser, 'nem Typen mit Knarre über den Weg zu laufen und mir am nächsten Tag ein neues paar Schuhe zulegen zu müssen – gelindert. Wissend, dass ich nun wohl kaum mehr als 2 Stunden Schlaf bis zum Ertönen Jessicas Weckers hatte, entlief mir ein Seufzer und ich verlangsamte meine Schritte.

Ich, Julian Adams, musste morgen, beziehungsweise heute.. – an meinem Geburtstag! – früh aufstehen, der jungen Dame und ihrer Schwester Frühstück machen, eine Deutscharbeit schreiben und bis 16 Uhr in der Schule bleiben. Kaum zu fassen oder?!

Vor Jess' Gartentor stehengeblieben, öffnete ich dieses langsam, vollbrachte somit ein noch lauteres Quitschen als es eigentlich der Fall gewesen wäre, huschte über den Rasen und blieb erneut vor einem Baum stehen. Dort ergriff ich den nächstbesten Zweig und zog mich hoch, sodass ich direkt an das Zimmer meiner besten Freundin klopfen konnte. Das tat ich auch – und oh, wie ich das tat! Normalerweise feier ich euch ja total, aber jetzt, genau jetzt, BMTH..Nein!!

Aus Schreck fuhr ich zusammen und knallte mit meinem Kopf gegen das Fenster, damit ich wenigstens nicht den Baum runterfiel. Ich unterdrückte mir einen wuterfüllten Schrei, und ließ mir stattdessen einen schmerzerfüllten Stöhner entfahren. Als ich meinen Blick wieder aufgerichtet hatte, schaute ich direkt in das vor sich krampfhaft am Bauch haltende Mädchen vor mir, dass allen Anschein schon vor Lachen weinte.

Sie war von Natur aus rothaarig und hatte wundervolle blaue Augen. Zudem war sie weitaus kleiner als ich und traute sich dennoch zu Fußball, eine manchmal echt mit unsportlichen Spielern befüllte Sportart – mich ausgenommen natürlich –, und war sogar einer der Besten. Dieses Mädchen kannte ich bereits seit 13 Jahren. Seit 13 Jahren und ich hatte mich fast einmal in sie verliebt, konnte dies zum Glück rechtzeitig verhindern. Es hätte alles zerstören können, hätte ich mich in sie verliebt, verliebt in dieses kleine, zierliche – .. BIEST.

"Den Wecker brauch ich jeden morgen!", behauptete die Hexe vor mir, sich noch immer die Tränen auf Grund ihres krampfhaften Lachanfalls aus den Augen reibend.

"Dir auch guten Morgen, Jess", antwortete ich ironisch und quetschte mich an ihr vorbei. Im Zimmer angekommen, spürte ich zügig die Wärme, die mich umgab. Draußen war es mehr als angenehm gewesen, da wir Juli hatten, um genau zu sein den 01., und da in diesem tagsüber meistens unerträgliche Hitze herrschte, währenddessen es in der Nacht auskühlte, hatten wir nur noch angenehme 20 Grad. Ich ließ mein Tasche neben dem Schreibtisch des Mädchens fallen, streifte meine Schuhe ab und schmiss mich in ihr Bett. In jenem lullte ich mich abermals mit ihrer Decke ein, da es ohne einfach seltsam wäre und schloss meine Augen.

"Julian, was gedenkst du, was du da tust?", fragte mich Jess in einem ihrer typischen Elterntöne. Genau der, bei dem man eigentlich hätte wissen sollen, dass die eben geschehene Aktion alles andere als richtig gewesen war. Ich jedoch zuckte mit meinen Schultern, hob die Decke an und klopfte auf den Platz neben mir.

Romeo und.. - Julian?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt