Kapitel 45

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Noch bevor Elly auf dem Stuhl Platz nehmen konnte, den Silas für sie zurückgezogen hatte, stand bereits eines der Schattenwesen neben ihr.

"Was darf ich ihnen zu Trinken bringen, Mylady? Wir hätten folgendes zur Auswahl: Branntwein, Weißwein, Rotwein, Met, Bier, verschiedene Liköre, Schnaps und natürlich Wasser", leierte das Wesen die Auswahlmöglichkeiten runter. "Kurz gesagt, eigentlich alles."

"Einen Rotwein bitte", antwortete Elly freundlich und lächelte, während sie auf dem Stuhl Platz nahm. Die Kreatur erwiderte ihr Lächeln und nickte kurz, ehe sie sich Silas zuwandte und den Kopf leicht senkte. "Und für sie, mein Herr?"

Silas schnaubte, als würde er sich über das aufdringliche Verhalten der Schattengestalt ärgern.

"Ich nehme dasselbe", knurrte er, sichtlich darum bemüht, die Fassung zu bewahren. Noch ehe Elly blinzeln konnte, war das Wesen verschwunden und Silas atmete tief durch. Er nahm auf seinem eigenen Stuhl platz und wenige Sekunden später, wurden ihnen zwei Gläser mit Rotwein gereicht. Mehrere Teller mit Blätterteiggebäck und unterschiedlichen Früchten folgten, gekochte Äpfel und Feigen waren ebenfalls dabei.

"Erzähl mir mehr über dich, Elly. Ich will dich besser kennenlernen", forderte er sie schließlich auf.

"Was möchtest du denn genau wissen?", fragte sie und er zuckte mit den Schultern. "Erzähl mir von deinen schönsten Erinnerungen. Dinge, die dir ein Lächeln auf die Lippen gezaubert haben."

Elly stocherte in ihrem Essen rum und dachte angestrengt nach. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass es ihr so schwerfallen würde, ein paar Dinge zu finden, die ihr positiv im Gedächtnis geblieben waren.

"Früher als ich noch klein war", fing sie schließlich an und erinnerte sich zurück an ihre Kindheit. "Bin ich häufig mit Mutter im Wald gewesen, um Pilze und Kräuter für die Speisen zu sammeln, die sie zubereiten wollte. Wenn ich fleißig geholfen habe und der Korb am Ende voll war, haben wir manchmal sogar fangen oder verstecken gespielt. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie sehr ich mich freute, wenn sie mir erlaubte mitzugehen. Damals habe ich einiges über die Natur gelernt. Unter anderem welche Waldfrüchte sich gut für den Verzehr eigneten oder welche ungenießbar, gar giftig waren. Du musst wissen, dass meine Mutter eine bekannte Köchin in unserem Dorf war und bei einer wohlhabenden Familie, den Webers, gearbeitet hat. Sie teilte ihr Wissen mit mir und ich war immer gespannt darauf, etwas Neues zu erfahren. "

"Du hast also viel über den Beruf deiner Mutter gelernt", wiederholte er und sprach eher zu sich selbst, als zu ihr. "Gefielen dir ihre Aufgaben? Hast du, als du älter wurdest, ebenfalls als Köchin gearbeitet?"

Elly nickte. "Als meine Eltern eines Tages nach Harving zogen, übernahm ich die Arbeit meiner Mutter. Die Webers waren nette Leute und ich habe mich wohlgefühlt, wenn ich bei ihnen war. Tom, der kleinste in der Familie, hat mir ständig Streiche gespielt und versucht mich aufzumuntern, wenn es mir mal nicht so gut ging", meinte Elly und musste schmunzeln, als sie sich an die Zeit zurückerinnerte. "Und Margret, die älteste Tochter, war genauso wissbegierig wie ich, als ich noch kleiner war. Wenn ich ehrlich bin, vermisse ich die Webers und die Arbeit in ihrer Küche." Elly musste nicht erwähnen, dass sie die Webers nie wiedersehen würde. Silas wusste ganz genau, dass sie seinetwegen tot waren.

"Aber die Zeiten sind vorbei", sagte sie schließlich geknickt und hoffte, dass zumindest ein Hauch von einem schlechten Gewissen auf seiner Mine sichtbar wurde, aber er zeigte keinerlei Gefühlsregungen.

"Wir haben hier auch eine Küche, du kannst jederzeit kochen und meinen Dienern unter die Arme greifen", schlug er vor, als wäre das dasselbe. "Aber um nochmal auf deine Eltern zurückzukommen", fuhr er rasch fort. "Du hattest ein gutes Verhältnis zu deiner Mutter oder?"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 20, 2021 ⏰

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