Abendmal

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Wir schritten förmlich zum Fahrstuhl und von dort zu Speisesaal. Es sah aus wie in einem dieser Actionfilme oder zumindest fühlte es sich so an. Die große Tür schwang auf und wir liefen alle zielstrebig auf unsere Plätze zu. Clarissa und ich mussten Ende der Tafel sitzen, da das ja immerhin unser Schloss war. Aus diesem Grund setzten sich auch die Anderen zu uns. Als ich dann saß blickte ich mich im Raum um. Wie zu erwarten waren alle fein und gut angezogen. Die Männer hatten Anzüge an und die Frauen alle Kleider. Sie waren echt schön und ich muss echt sagen: Kleider machen Leute. Sobald ich die Jungs in Anzügen sah musste ich mich zurückhalten nicht zu sabbern. Ich stupste Clarissa mit meinem Ellenbogen an und nickte mit meinem Kopf in die Richtung von Cale und Noah.Genau wie bei mir weiteten sich ihre Augen und ihr Mund öffnete sich leicht. "Nicht sabbern!" lachte uns Lotte  aus. 

"Aber ihr habt Recht. Das ist ja mal ein Anblick!" stimmte Ruby mit ein. 

"Also echt, seid dem du wieder Single bist denkst du nur noch mit deinem nicht vorhandenen Penis." lachte Yuma. 

Eingeschnappt verschränkte Ruby die Arme vor der Brust: "Lass mich doch." Das sah echt mega niedlich aus. 

"Was gafft ihr denn so?" fragte plötzlich Christian von hinten. Clarissa Kopf schnellte zu ihm und statt sie anzumeckern küsste er sie. Zu süß die beiden. 

"Sucht euch ein Zimmer!"johlte Reem. 

Doch das ließ Clarissa nicht auf dich sitzen:"Du bist ja nur eifersüchtig." 

"Ja bestimmt." sagte Reem darauf total eingeschnappt. Dann kam der Rest auch schon und setzte sich ebenfalls an den Tisch. Mir saß nun Noah gegenüber und Clarissa saß neben ihm. Neben Clarissa saß Christian und neben mir saß Ruby. Schon eine seltsame Sitzordnung aber so stand es auf den Servietten aufgedruckt. Ich fragte mich, warum man eigentlich so einen großen Aufwand für ein Essen betreibt aber dann erinnere ich mich doch noch daran, dass das hier ja alles die zukünftigen Könige und Königinnen der Welt sein werden. Schon krass. Mit manchen Ländern steht England sogar kritisch gegenüber. Und einem Land hatten wir schon 1756 den Krieg erklärt. Dummerweise hatte ich vergessen welches Land das war. Aber ich werde das noch raussuchen, da ich nicht vorhabe einen Krieg anzufangen beziehungsweise einen weiterzuführen. Irgendwie muss es ja zu einem Kompromiss kommen können. 

Mittlerweile saßen alle Anwesenden am Tisch und die Kellner Finger an das Essen zu servieren. "Wieso steht auf meiner Serviette Noah?" hörte ich Cale fragen. Noah drehte sich in seine Richtung und schaute danach fragend auf seine Serviette. "Tut mir leid, Bro. Auf meiner steht dein Name, ich hab mich wohl falsch gesetzt." entschuldigte er sich und die beiden tauschten die Plätze. "Jo, kein Ding. Kann ja mal passieren." sagte Cale lässig. 

Das hatte mir ja meine Führerin bei meiner Ankunft in London erklärt: Christoph und Anette wollen, dass ich und Cale heiraten damit die Länder irgendwie einen wirtschaftlichen Nutzen daraus ziehen können. Und so wie es aussieht wollen sie das auch konsequent durchziehen. Was habe ich eigentlich erwartet? Die beiden Regieren das Land schon seit Jahrzehnten, was normaler Weise sehr ungewöhnlich ist, da die meisten Könige ermordet werden. Entweder von der Bevölkerung, ihren Angestellten, den anderen Ländern oder sogar von ihren eigenen Kindern. Aber warum sollte man seine Eltern umbringen? Verstehen tu ich das ja nicht, aber egal. Irgendwann im 19. Jahrhundert gab es tatsächlich mal so einen Vorfall bei dem der Sohn seine Eltern umgebracht hat, nur damit er selbst den Thron besteigen kann. Aus diesem Grund haben Christop und Anette wahrscheinlich das Gesetz eingeführt, dass der nächste in der Thronfolge mit seinem 25. Lebensjahr die momentanen Regierenden ablösen soll. Gute Entscheidung, aber ich hätte sie nicht umgebracht und ich glaube Clarissa auch nicht. 

Der erste Gang kam und jetzt wurde mein Wissen zum Thema Gabeln und Messer abgefragt. Immer von Außen nach Innen. Die kleinste Gabel lag in meiner Hand und mit dieser und dem dazugehörigen Messer versuchte ich den kleinen Teller Salat vor mir zu essen. So etwas ist schwieriger als man denkt. Die Anderen am Tisch bekamen das alle sehr gut hin und bei denen sah es auch sehr elegant aus. Ruby bemerkte offenbar meine Unsicherheit und zeigte mir, wie man die Gabel und das Messer richtig verwendet. Man kann einen Salat nämlich nicht einfach so ohne Plan essen. Nein, man muss konsequent von links nach rechts essen. Was für ein Schwachsinn. 

Auch der zweite Gang bereitete mir Probleme. Es war irgendein Fischzeugs, das zwar lecker schmeckte aber das Auge isst ja bekanntlich mit. Gott sei Dank, waren die Portionen immer nur sehr klein und man musste nicht soviel runterwürgen. Es war übrigens auch unhöflich wenn man den Teller nicht leer gegessen hat. 

Der nächste Gang war eine Pilzsuppe und war somit auch leicht zu bedienen. Immerhin braucht man dafür nur einen Löffel. Danach kam ein Steak und dann noch Lachs. Ich esse wirklich gerne und auch viel aber das war mir zu viel. Zum Nachtisch wurde dann noch eine Creme Brulee serviert. Ich finde die Dinger ja total lecker und diese war einfach nur göttlich. Um das Ganze noch abzurunden gab es zum Schluss einen Victoria Sponge Cake. Also etwas typisch englisches.  Der Kuchen besteht aus zwei Schichten, die in der Mitte eine Füllung aus Buttercreme und Marmelade haben. Sehr lecker das Ganze. 

Nicht nur ich sah total fertig aus. Auch Clarissa war sichtlich erschöpft vom Essen. Christian und Cale dagegen grinsten sich an und nickten sich anerkennend zu. Dann blicke Cale zu mir: "Du siehst echt fertig aus." 

"Du komischer Weise gar nicht. War dir das nicht etwas zu viel?" fragte ich ihn verdutzt. 

"Nein. Warum auch? Sowas ist eine normale Mahlzeit bei mir zu Hause." antwortete er ganz locker. 

"Als ob." erwiderte ich "Du verarscht mich doch!"

Er grinste: "Erwischt!" 

Clair Maos - die Geschichte einer KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt