Der weiße Schmetterling

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Sie war erschüttert. Alles um sie herum schien zu zerbrechen. Sie suchte täglich nach dem Sinn. Sie fand ihn aber nicht. Genau so wie das Vermächtnis  ihres verstorbenen Freundes, dem Drogendealer. Sie hatte nur noch wenig übrig von dem Schnee. Sie saß da und beförderte das letzte bisschen in ihr Nasenbein. Doch sie wartete vergeblich auf die wohltuende Wirkung. Sie wurde misstrauisch. Hatte er sie hintergangen? Sie ging zum Bahnhof , wo viele Erinnerung von ihrem Kompanen verborgen waren. Noch nie fühlte sie sich so alleine. Noch nie war sie gezwungen, die nicht eintretende Wirkung eines Rauschgiftes alleine zu bedauern. Sie blickte wie ein verstoßenes Reh in die ferne Ferne. Sie hörte Vöglein zwitschern und dachte sich wieso sie nicht einmal wieder so frei sein könne. Auf einmal hörte sie ein leises Rattern, das immer näher kam. Dann sah sie ihn: den Zug. Das Ticket in ihre Freiheit. Sie warf ihre Hände in die Luft und freute sich auf ihre Erlösung. Sie war nicht mehr zu halten wie ein Hund der sein Herrchen wieder sieht. Sie lief los in Richtung Zug - oder aus ihrer Sicht - in Richtung Freiheit.

Es knallte und alles wurde schwarz. Noch nie war es am Bahnhof so still. Das Singen des Windes war erloschen. Der Himmel wurde schwarz, als hätte er bemerkt, was geschehen war. Es begann wie aus Kübeln zu schütten und der Donner brachte ihr Herz zum Rasen. Sie schlug die Augen auf und sah die Sonne in ihr Gesicht lachen. Noch nie fühlte sie so eine Freude.

Er hatte sie nicht hintergangen. Es wirkte. Sie war nur in Trance. Da flog ein weißer Schmetterling vorbei und man hörte sie flüstern: "Danke..."

Diese Geschichte habe ich mit 2 Freundinnen für den Deutschunterricht geschrieben und fand sie so gut, dass ich sie hier veröffentlichen musste.

Liv

A Creative MessWhere stories live. Discover now