44. Kapitel

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Es war ein komisches Gefühl, ihn da alleine zu lassen. Aber ich musste jetzt auch einfach mal Stärke beweisen und mich nicht immer wie das letzte Stück scheisse behandeln lassen. Und wenn Marco angeblich noch so starke Gefühle hatte, konnte er auch mal merken, wie es ohne mich sein könnte. Mit dem Trolli in der Hand lief ich zum Taxi, schaute noch einmal auf das Haus zurück und seufzte. Wieso fühlte es sich verdammt nochmal wie ein Abschied an? Wieso? Ich kam doch wieder und Marco und ich...wir hatten doch eine Zukunft oder? Ich trug seine Kinder in mir...mir kamen schon wieder fast die Tränen, als mich auf einmal eine Stimme aufschrecken ließ.
"Kann ich Ihnen vielleicht irgendwas abnehmen"?, fragte mich eine dunkle Stimme. Erschrocken drehte ich mich um und schaute in eisblaue Augen. Für eine Sekunde erstarrte ich, doch dann fing ich mich schnell wieder. Er musterte mich immer noch besorgt und nahm mir dann einfach meinen Koffer aus der Hand. Verplüfft sah ich ihn an. Er hatte dunkelbraunes Haar, war circa um die 1.85 und konnte eine sehr gute Figur aufweisen. Toll, ich schaute an mir herunter. Ich sah aus wie eine aufgeplusterte Wassermelone..das lief doch mal wieder super. Immer noch irritiert von diesem besonderen Taxi-Fahrer stieg ich in das Auto und schnallte mich an. Er setzte sich neben mich und lächelte mich an. Gott, sein Lächeln. Wie konnte ich überhaupt nur sowas denken? Ich hatte einen Kerl daheim sitzen, zwei Kinder von ihm in meiner Gebärmutter und ich schmolz bei diesem Kerl hin. Es war wie in diesen kitschigen Teenie-Filmen, wo die Hauptdarstellerin immer das Engelchen und das Teufelchen sah, die ihr irgendwas einredeten wollten. Das Teufelchen in mir meldete sich aber auch sofort zu Wort: "Du bist Marco doch eh egal. Merkst du nicht, wie er dich behandelt? Sowas hast du einfach nicht verdient"

Genervt schüttelte ich den Kopf. Ich durfte ja wohl einen Mann attraktiv finden. "Sie haben mir immer noch nicht gesagt, wo Sie hinwollen", lachte er und ich schaute ihn mit großen Augen an. Sein Lachen war der Hammer. So ehrlich, so leicht und so befreiend. Ich grinste und schlug mir leicht mit der flachen Hand auf die Stirn: "Ich bin etwas durcheinander, tut mir leid. Können Sie mich vielleicht zum Bahnhof bringen"? "Ai Ai, Captain", alberte er rum und ich musste laut loslachen. Wann hatte ich das letzte mal so gelacht? Das musste Ewigkeiten her sein und genau deswegen genoss ich den Moment. Für eine Sekunde vergaß ich meine ganzen Emotionen, die abgestandene Wut und meinen frustrierten Freund zu Hause.

Ich lächelte ihn einfach nur kurz an, bemerkte aber, dass er aus dem Augenwinkel grinste, während er das Fahrzeug Richtung Bahnhof steuerte. "Sie sollen auf die Straße schauen", lachte ich und er zwinkerte mir zu: "Wie kann ich das, wenn so eine hübsche Frau neben mir sitzt und mich anlächelt"? Ich merkte, wie sich meine Wangen röteten. Ein Kompliment- wann hatte ich das zuletzt von Marco gehört?

"Aber Sie sehen besorgt aus- liegt Ihnen was auf dem Herzen"?, fragte er mich besorgt, während er sich wieder der Straße widmete. Fragend sah ich ihn an. "Sie können mir doch nicht erzählen, dass Ihnen die Sonne aus dem Arsch scheint- ich merke doch, wenn jemand unglücklich ist" schon wieder musste ich lachen- wow. Auf der einen Seite fühlte ich mich schlecht, weil ich mich von einem anderen Mann angrieben ließ, während mein Freund daheim sass, aber andererseits...ich konnte auch mal etwas Aufmerksamkeit vertragen.

"Ich glaube nicht, dass Sie das wissen wollen", murmelte ich und schaute frustriert aus dem Fenster. "Ich bin Taxifahrer- glauben Sie mir, ich freue mich auch mal über nüchterne Frauen und sonst langweile ich mich wahrscheinlich zu Tode" Er hatte was an sich. Er war charmant und er war lustig. So wie Marco, nur doch irgendwie nicht wie er.

"Sie sind verrückt", kicherte ich und er stimmte mir zu. "Sie auch, wenn Sie mich fragen" "Iiiich? Wieso denn jetzt ich", quiekte ich. Es fühlte sich so befreit an, dass man einfach für einen Moment all seine Sorgen vergessen konnte. "Wenn Sie mir jetzt Ihre Sorgen erzählen" "und ich dachte, dass Sie das hören wollten", schniefte ich gespielt und legte meine Hand auf meine Brust. Er lachte wieder lautstark los und zwinkerte mir erneut zu. Diese Augen- ich war einfach begeistert von diesem Mann. Denk an Marco, probierte mir mein Unterbewusstsein einzutrichtern, aber ich sträubte mich dagegen.

"Wenn Sie meine Geschichte kennen, haben Sie am Ende noch Mitleid und das ist das letze, was ich will", sprach ich leise. Neugierig schaute er mich an und ich seufzte. "Naja, so wie ich das beurteilen kann, sollten Sie total glücklich sein- sie sind doch schwanger" für einen Moment hielt er inne "aber Sie haben keinen Ring...lassen Sie mich raten, er hat Sie alleine gelassen"? Ich schüttele sofort den Kopf: "Nein, aber ich befürchte, dass es bald so sein wird""Dann wäre er aber ziemlich hohl in der Birne", flüsterte er. Ich musste schmunzeln. Er gefiel mir: "Wie kommen Sie denn jetzt darauf"? "Na, Sie sind doch eine hübsche und charmante, junge Frau. Wenn ich das Recht beurteilen kann, haben Sie auch Grips, Humor und das gewisse Etwas..wenn er Sie also sitzen lässt, dann wird er das für den Rest seines Lebens bereuen"

Ich dachte kurz über seine Worte nach- es tat gut, so etwas von einem Mann zu hören, der seit 10 Minuten mit mir in einem Auto saß und mich mal anders betrachtete als all die anderen Menschen, für die ich teilweise nur die Freundin von Marco Reus war, die blöd oder schlau genug war, sich von ihm schwängern zu lassen.
"Es wächst ihm wohl etwas über den Kopf", murmelte ich und der Taxifahrer schüttelte wütend den Kopf: "Entschuldigung, wenn ich so über Ihren Freund sprechen muss, aber das hätte er sich vorher überlegen sollen, bevor er Sie geschwängert hat" Ich nickte und schaute in den rechten Außenspiegel. Wie tief war ich eigentlich gesunken, dass ich einem wildfremden Taxifaherer meine Probleme schilderte?

"Wissen Sie, ich bin noch sehr jung. Mein ganzes Leben steht vor mir und eigentlich wollte ich jetzt studieren, Party machen und nicht daheim sitzen und auf einen Mann warten, der mit der ganzen Situation unzufrieden ist"?. Seine eisblauen Augen blickten sofort zu mir rüber....


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Oh, ein neuer Mann in Felis Welt...der macht ihr ja ganz schön schöne Augen. Was denkt ihr? Wie wird es wohl weitergehen? Und was ist eigentlich mit Marco?


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Meine Nummer 11 (Fortsetzung von Die Nummer 11)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt