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Lucy

Leises Vogelzwitschern dringt in mein Ohr und ich drehe mich grummelnd zur Seite. Im nächsten Moment habe ich auch schon meine Augen geöffnet und blicke mich verwirrt um.

Wo zur Hölle bin ich?!

Ich setze mich langsam auf und reibe mir die Schläfen. Mein Kopf schmerzt wie noch mal was und jede noch so kleine Bewegung tut weh.

Ah fuck! Wie viel hab ich bitte getrunken?!

Aus kleinen Augen sehe ich zu dem Nachtkästchen, das sich direkt neben dem Doppelbett, in dem ich gerade aufgewacht bin, befindet. Ein Glas Wasser und eine Packung Aspirin stehen darauf, außerdem ist ein kleiner Zettel beigelegt. Ächzend bücke ich mich nach ihm und versuche die Schrift entziffern zu können, was bei den Kopfschmerzen, die ich habe, gar nicht mal so leicht ist:

Lucy,

Nimm zwei Aspirin und iss etwas. Auf dem Tisch stehen O-Saft und eine Marmeladensemmel. Wir reden wenn ich wieder da bin (so gegen 12 Uhr).

Ju

Mit einem Mal sind meine Augen weit aufgerissen und ich starre ungläubig auf die Worte, die ich in der Hand halte.

Oh scheiße! Ju?! Hab ich etwa...nein! Bitte nicht! Auf gar keinen Fall!

Schnell hebe ich die Decke an und spähe unter sie. Glücklicherweise habe ich noch alle meine Klamotten außer die Lederjacke und den Stiefeln an und mir fällt ein Stein vom Herzen. Ein sehr großer Stein. Ausatmend schließe ich die Augen und öffne sie dann wieder, um mich nach einer Uhr umzusehen. Als ich sie endlich finde erschrecke ich total.

Halb zwölf! Mist!

Wie von einer Tarantel gestochen springe ich aus dem Bett und bereue es gleich wieder, da der Aufprall tief in meinem Schädel dröhnt. Mit schmerzverzerrtem Gesicht greife ich nach dem Aspirin und dem Wasser. Etwa eine Minute später habe ich die Tabletten erfolgreich heruntergespült und stolpere unbeholfen zum Tisch, der sich in der Mitte des Raumes befindet. Beim Anblick des Essens verzieht sich mein Magen und ich würge leicht.

Nein, ich esse jetzt besser nichts.

Ich drehe mich also einmal um 180 Grad und steuere auf eine Tür, die ich vorhin schon entdeckt habe und hoffentlich zum Bad führt, zu. Es ist wirklich das Badezimmer und so gehe ich erst mal zum Waschbecken und klatsche mir kaltes Wasser ins Gesicht. Nachdem ich mein Gesicht wieder abgetrocknet habe blicke ich auch endlich in den Spiegel und zucke zusammen.

Heilige Mutter Maria seh ich scheiße aus!

Mein Gesicht ist aschfahl und unter meinen Augen liegen tiefe Schatten. Der Lippenstift ist noch als kleiner Rest an meiner Wange zu erkennen und die Wimperntusche ist total verschmiert.

Und so hat mich Julien gesehen?! Hell nooo!

Eine wichtigere Frage ist aber, was ich hier überhaupt mache?! Wie bin ich hierhergekommen?

Überlegend lasse ich mich auf dem Klodeckel nieder und versuche mich an den gestrigen Abend zu erinnern, aber alles was da ist, ist wie Chris und ich noch getanzt hatten und dann ist da ein Filmriss.

Sehr toll.

Seufzend lasse ich meinen Blick über das Mobiliar gleiten und bleibe an einem kleinen Körbchen hängen.

Vielleicht ist da ja irgendwas zum Abschminken drin!

Sofort schnappe ich mir es und wühle mit meinen Händen darin rum.

I Hate You | Julien BamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt