Pures Chaos

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Wie ferngesteuert tigerte Harry auf und ab. Zwei Schritte nach vorne, umdrehen, zwei zurück, weiter ging es nicht. Hermine war immer noch dabei die kahlen Wände abzusuchen. Wie lange sie schon hier waren, wusste Harry nicht, er hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Dass es bestimmt schon länger war, zeigte ihm Hermines erschöpfter Seufzer.
„Nichts...", murmelte sie leise und wandte sich Harry zu. „Tut mir leid.", fügte sie geschlagen und müde hinzu. Niedergeschlagen lehnte sie sich geben die Wand in ihren Rücken. Augenblicklich sprang sie wie von einer Tarantel gebissen nach vorne. Sie fuhr herum und taste die Stelle ab, an der sie gerade gelehnt hatte.
„Ich hätte schwören können..."
„Da ist nichts.", kommentierte Harry matt. „Ich hab sie eben abgesucht."
„Doch...", erwiderte Hermine trotzig. „Als ich mich gerade dagegen gelehnt habe, hab ich etwas gespürt."
Harry ging zu ihr herüber und stellte sich neben sie. Er streckte seine Hand aus und fuhr demonstrativ über die lächerlich glatte Wand.
„Nichts.", sagte er und trat wieder zurück. Er wusste das sie hier nicht mehr raus kamen...nie wieder. „Wir werden hier unten sterben, ersticken wahrscheinlich oder vielleicht verdursten. Oder wir haben Glück und die Todesser oben holen Verstärkung und hier wimmelt es gleich von ihnen...Viel Platz zum Kämpfen gibt es ja nicht."
„Ach halt die Klappe, Harry!", rief Hermine und funkelte ihn wütend an. „Weißt du nicht was ich dir gesagt habe? Ich bin für dich da, bis zum Ende."
„Bis zum verdammten Ende.", korrigierte Harry zwar von ihrem Ton eingeschüchtert, aber noch nicht bereit ihr zuzuhören. Sein leicht sarkastischer Ton war eher der Panik in seinem Inneren geschuldet, als allem anderen.
„Richtig und ich meinte es auch so!", Hermine trat einen Schritt auf ihn zu, in ihren Augen glimmte ein kämpferisches Feuer. Er wich einen Schritt vor ihr zurück. „Das hier ist nicht das verdammte Ende, hörst du? Wir finden einen Weg hier raus, also hilf mir jetzt dabei, Harry Potter!"

Es war still. Hermine und Harry sahen sich mit dem gleichen trotz in die Augen. Keiner der beiden wollte nachgeben. Hermines Brust hob und senkte sich mit jedem Atemzug schwer. In ihrem Gesicht spielten sich tausend Emotionen gleichzeitig ab. Schuld, Angst, Verzweiflung.
Sie hatte Recht. Natürlich hatte sie Recht. Harry hätte gerne nachgegeben, doch ihre braunen Augen hielten ihn fest. Er konnte sich nicht bewegen. Es fühlte sich an, als hätte sie sein Hirn abgeschaltet. Der Raum, die Enge, das alles war ihm in diesem Augenblick egal- es war vergessen. Hermines Blick änderte sich von einer Sekunde auf die nächste, ihre zusammen geschobenen Augenbrauen entspannten sich, die Wut war verschwunden und hatte etwas anderem Platz gemacht. Etwas, das Harry durchaus verstand, aber nicht beschreiben konnte.
Ohne den Blick von ihr lösen trat er einen Schritt vor. Sie sah zu ihm hoch, sie ging nicht weg. Harry dachte nicht mehr, er konnte es in diesem Augenblick nicht. Langsam kamen sie sich näher. Nur noch wenige Zentimeter lagen zwischen ihnen.
Er hielt inne, nichts hier von machte machte Sinn- es wieder sprach jeder Logik und doch geschah es...
Harry schloss seine Augen.

Ein Feuerwerk explodierte in seinem Bauch, als ihre Lippen auf seine trafen. Harrys Hände waren wie automatisch an ihre Hüften gewandert. Er spürte wie ihre Finger durch seine Haare fuhren. Ihre Körper waren gegeneinander gepresst, Harrys Herz schien seine Brust sprengen zu wollen, eine leichte Gänsehaut zog sich langsam seinen Rücken hinunter.
Harry nahm nur noch sie wahr, die Wärme, die von ihr ausging, ihre Berührung; ihre weichen Lippen die auf seinen lagen, als wären sie dafür gemacht.

Gleichzeitig lösten sie sich wieder von einander, schwer atmend und fassungslos. Seine Stirn lag immer noch an ihrer, ihre Hände lagen auf seinen Schulten. Hermine sah auf, ihre Blicke trafen sich wieder.
Harry wollte sie nicht loslassen, aber er wusste, dass er es musste. Die eben noch angenehme Stille wurde langsam aber sicher zu einer voller Fragen und Unsicherheiten.
„Hermine...", begann Harry leise, leicht außer Atem. Sie schlug den Blick nieder und trat noch ein Stück von ihm weg.
„Tut...tut mir leid Harry, ich wollte nicht...Ich..."
Er schüttelte leicht den Kopf, zu viel mehr war er in diesem Moment nicht in der Lage. „Schon gut.", brachte er hervor.
Sie versuchte ein Lächeln, doch es gelang ihr nicht ganz. „Ich brauche noch ein bisschen Zeit...tut mir leid."
Harry nickte. Er wusste nicht, was gerade in ihm los war, alles war umgeworfen worden.
Es herrschte Pures Chaos.
„Ich auch.", sagte er leise.

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Okay, ich hab's endlich getan... puh
Was haltet ihr von der Situation?

Harry Potter und der Zeitumkehrer (abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt