Epilog

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Eigentlich hatten Jace und ich vor Weihnachten mit seiner Familien zu verbringen.
Die letzten Wochen waren für uns beide aufregend gewesen. Jeden Tag entdeckten wir neue Macken aneinander, die unseren gemeinsamen Alltag nur immer persönlicher machten. Ich war nach einigem Zögern bei Jace eingezogen und nun regelmäßig auch bei den Clarkfamilientreffen.

Nachdem meine Werbekampange gut angekommen war und ihre erste Erfolge erzielt hatte, hatte ich gleich mehrere Jobangebote von verschiedenen New Yorker Firmen erhalten. Nicht alle waren wie Clark Enterprise in der IT-Branche tätig, aber alle boten mir einen guten Gehalt.
Mit Matthew hatte ich bereits darüber gesprochen und auch Jace würde ich es bald sagen.
Ich konnte einfach nicht für seine Geschwister arbeiten, wenn sie mich gerade in ihre Familie aufnahmen. Für sie war es zwar selbstverständlich mich im Büro als Kollegin bzw. Angestellte zu betrachten und im privaten als Familienmitglied, aber mich störte es. Für mich würden die privaten Beziehungen immer an erster Stelle sein und deshalb hielt ich es für richtig eine neue Stelle anzunehmen.

Jace Fotos waren begehrt wie eh und je. Er würde noch heute Abend nach Singapur fliegen und das gleich für drei Monate. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern hatte er mir vorgeschlagen ihn zu begleiten, aber ich hatte ablehnen müssen. Zur Zeit musste ich selber auf meine Karriere achten.
Deswegen hatten wir auch die Familienfeier abgesagt und verbrachten den Weihnachtsmorgen lieber in entspannter Zweisamkeit, bevor ich dann Morgen zu meinen Eltern fahren würde.

"Guten Morgen, Schatz." Jace kam aus dem Bad zurück ins Schlafzimmer, beugte sich über mich, küsste mich und schmiss sich dann wieder neben mir aufs Bett.
Ich lächelte.
"Was hälst du von Frühstück und Geschenken im Bett?", fragte er mit einem schelmischen Grinsen.
"Sehr viel." Ich lehnte mich vor, um ihn erneut zu küssen, "aber nur wenn du das Frühstück holst."
Er verdrehte lachend die Augen und salutierte. "Zu Befehl, Madam."
Ich knuffte ihn in die Seite und er erhob sich.
Während er das Frühstück machte ging ich kurz ins Bad. Für einen Moment wurde mir leicht schwindelig, ich griff haltsuchend nach dem Waschbecken und atmete ein paar Mal tief durch. Langsam kam mein Kreislauf wieder in Schwung. Vom Harken an der Wand nahm ich mir meinen Morgenmantel und streifte ihn über.
Zögernd öffnete ich die Schublade unter dem Waschbecken und holte unter den Handtüchern den Test heraus. Was Jace wohl dazu sagen würde? Ich fürchtete bereits, dass es unseren entspannten Tag ruinieren würde.
Ich schob ihn in die Tasche meines Morgenmantels und ging zurück ins Schlafzimmer, wo ich mich wieder unter die warme Decke kuschelte.
Jace hatte die Vorhänge zurückgezogen. Draußen schneite es.
Plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf. Nächstes Weihnachten würden wir nicht mehr alleine sein. Irgendwie brachte mich das zum Lächeln und von selbst legte sich meine Hand auf meinen Bauch.
"Alles okay?", fragte Jace, der mit einem Tablett im Türrahmen stand, "du wirkst gerade ein bisschen melancholisch."
Ich wusste, dass er mich nur ein wenig aufziehen wollte. Meine Hand ließ ich von meinem Bauch gleiten und ich klopfte fordernd neben mich auf die Matraze. "Alles gut. Ich habe mich nur gefragt, wann du endlich kommst."

Wir frühstückten und ich verdrängte jegliche Gedanken an Jace Reaktion. Doch schließlich lehnte Jace sich zum Nachttisch und holte ein kleines, hübsch verpacktes Päckchen heraus.
"Ich wollte das eigentlich in einem großen Rahmen machen", gestand er als ich begann das Papier aufzureißen. Bei seinen Worten begannen meine Nerven zu prickeln.
"Aber dann kam diese blöde Reise und ich möchte es auf jeden Fall vorher machen."
Er sah nervös aus, fahrig strichen seine Finger über den Bettbezug. In meiner Brust begann mein Herz zu rasen, als ein kleines schwarzes Kästchen unter dem Papier zum Vorschein kommt. Er will doch nicht etwa...
Meine Finger zittern, als ich den Deckel hebe und meine Lippen öffnen sich zu einem stummen Oh als tatsächlich ein feiner silberner Ring zum Vorschein kommt.
Mein Blick schießt hoch zu Jaces Gesicht.
"Sophia, ich habe es dir bereits gesagt und ich werde es dir immer wieder sagen: ich liebe dich. Und ich kann keinen Gedanken an die bevorstehende Reise ertragen, weil ich weiß, dass ich dich nicht jeden Tag werde sehen können, dass du nicht jeden Morgen in meinen Armen aufwachst. Ich möchte, dass alle wissen, dass du mir gehörst und das du auf mich wartest bis ich wieder komme. Vielleicht geht das auch alles ein bisschen schnell, aber ich bin mir sicher, dass ich mit dir den Rest meines Lebens verbringen möchte. Sophia, möchtest du meine Frau werden?"
Ich wusste nicht wann ich bei seinen Worten angefangen hatte zu weinen.
"Ja." Ich nickte und fiel ihm um den Hals, küsste ihn und weinte Freudentränen.
Für einen Moment hielten wir uns einfach nur fest und kosteten diesen Moment ganz aus.
Dann lehnten wir uns ein Stück zurück, er nahm meine Hand in seine und steckte mir den Ring an. Und es fühlte sich genau richtig an.
"Oh mein Gott! Wir werden heiraten!", rief ich lachend.
Er lachte. "Oh ja, das werden wir!", versprach er, "und ganz besonders freue ich mich auf die Hochzeitsnacht!"

Vor Freude und Aufregung pochte mein Herz viel zu schnell in meiner Brust.
"Ich habe auch ein Geschenk für dich", offenbarte ich ihm.
Er hob eine Augenbraue. "Du sollst mir nichts schenken!", sagte er lächelnd.
Ich grinste. Das gerade gegebene Versprechen gab mir für das Folgende Mut.
"Das hatte ich auch eigentlich gar nicht vor", gestand ich neckend, "aber es hat sich eben jetzt so ergeben."
"Okay? Was ist es?"
Ich tasten mit den Fingern nach dem Schwnagerschaftstest in meiner Tasche.
"Ich kann es dir jetzt noch nicht geben. Es dauert noch so ca. acht Monate."
"Acht Monate? Was in aller Welt braucht acht Monate bis...?", fragte er ungläubig, unterbrach sich aber selber. Für einen Moment hing sein Schweigen schwer zwischen uns in der Luft.
Doch dann weiteten sich seine Augen auf einmal.
"Was? Aber wir..."
Er unterbrach sich erneut. Aber in seinen Augen sah ich die Erkenntnis.
Ich zog den Schwangerschaftstest hervor und legte ihn vor ihm auf die Decke.
"Ich weiß nicht wie es passiert ist. Wir haben ja eigentlich immer verhütet, aber nun ist etwas da."
Etwas...Ein kleines Wesen, noch zu winzig um wirklich real zu sein, aber schon jetzt das kostbarste auf der Welt.

Und als Jace mich kurz darauf liebevoll küsste, bevor er meinen Bademantel öffnete und mit sanfter Stimme zu meinem Bauch sprach, wusste ich, ob gute oder schlechte Tage, wir würden das schaffen. Als Familie!

SophiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt