Kapitel 34: Kleine Schwestern sind auch manchmal super.

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Als ich Zuhause ankam, ging ich sofort in die Küche. Keiner war da, nur ein Zettel lag auf dem Tisch. 'Hans und ich sind bei ihm. Bis später. Mama.' Ich ließ den Zettel wieder sinken und spürte wie immer mehr Tränen sich den Weg über mein Gesicht bahnten. Ich ließ die Rosen auf den Tisch fallen und drückte mir meine Hände auf die Augen. Ich wollte die Tränen stoppen, wollte nicht weinen nur weil ich keinen allzu guten Tag hatte. "Joly?" Ich drehte mich um und nahm die Hände von meinen Augen, im Türrahmen konnte ich Lilly erkennen welche mich mit großen Augen anstarrte, "Was ist passiert?" Bevor ich irgendwas sagen konnte hatte sie mich in ihre Arme geschlossen, was letztendlich alle meine Dämme zum einsturzt brachte und ich hemmungslos anfing zu schluchtzen. Wortlos strich sie mir über den Rücken bevor ich sie leicht von mir wegschob und mir langsam die Tränen von den Wangen wischte, "Danke" schniefte ich und rang mir ein Lächeln ab. "Wofür? Ich weiß doch nicht einmal worum es geht?!"- "Das ist auch nicht so wichtig einfach danke das du mich nicht ausgelacht hast." Anscheinend hatte ich sie jetzt vollkommen verwirrt, "Wieso sollte ich dich auslachen?"- "Ich bin deine heulende große Schwester ich meine.." - "Jeder darf weinen, also ernsthaft." Ich lachte kurz auf und musste nocheinmal Luft holen um mich entgültig beruhigen zu können. "Von wem sind die Rosen?" - "David." Dazu sagte sie nichts mehr, sie wusste wie ungut ich auf ihn zu sprechen war, auch wenn sie ihn mochte. Mein Magen fing an zu knurren, "Soll ich uns was kochen?" 

Zusammen standen wir dann vor dem Herd und backten uns eine Pizza, auf die wir einfach alles legten was wir finden konnten; Ananas, Salami, Peperoni, Gurken, Oliven, Käse, Manderine und Sardinien. Das war eines der einzigen dinge die wir als Geschwister gemeinsam hatten, wir standen beide auf eigenartige Pizzas. Als wir uns dann nachdem die Pizza fertig gebacken war auch noch gemeinsam an den Tisch setzten, hatte ich zum ersten mal seid Jahren das Gefühl meiner Schwester wieder nah zu sein. Früher, als wir beide noch knapp 5-6 Jahre jünger waren, hatten wir uns alles erzählt und auch sehr viel gemeinsam gemacht. Je älter wir dann wurden desto mehr stritten wir uns, entfernten uns voneiander. Da waren solche Momente wie diese wirklich Goldwert. 

"Jetzt erzähl doch aber mal was vorhin los war." Ich biss ein Stück ab während meine Schwester von ihrem Stück noch einige Oliven entfernte, die sich doch nicht mochte, "Schlechten Praktikumstag gehabt. Hab eine Tasse zerdonnert, mich verlaufen und Ärger gehabt mit einer Kollegin." Lilly nickte nur, hörte mir aber aufmerksam zu, "Wo machst du eigentlich dein Praktikum oder Probearbeiten oder was auch immer du da machst?" Ich fühlte mich sofort wieder schuldig, wollte ihr jetzt, wo wir uns so gut verstanden, nicht sagen das ich bei Playmassiv war. Das hätte nur wieder Stress gegeben und davon hatte ich schin genug gehabt. "In irgendso einer Firma in Köln, nichts großes oder bekanntes. Wie war Schule?"- "Scheiße." 

Meine Schwester ließ sich glücklicherweise schnell vom Thema abbringen und erzählte schon von sich aus alles was in der Schule bei ihr so vorgefallen war. Welche Lehrer sie heute angeschrien hatten und welche Mitschüler total 'out' und 'Hipster' waren. Sie kam auch den ganzen Abend nicht mehr auf das Thema wo ich arbeitete zurück. Als wir fertig mit Essen waren räumten wir den Tisch ab und jeder verkrümelte sich dann in ihr eigenes Zimmer.

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