5.

2.7K 79 1
                                    




~ 5 ~

Die  restliche Woche vergeht recht zügig. Ich verbringe die Abende in der  Regel im Wohnheim mit Clara. Wir pflanzen uns meistens auf ihr Bett in  ihrem Zimmer und schauen ein oder zwei lustige Filme.

Ich  bin wirklich froh, in Clara eine wirklich nette und freundliche Person  gefunden zu haben. Ich würde uns nicht sofort als gute Freunde  bezeichnen, dennoch ist sie mir selbst schon nach so kurzer Zeit  wirklich ans Herz gewachsen und ich genieße es, mit ihr Spaß haben zu  können und gemeinsam zu lachen.

Nur  meinen Freund Chris kann Clara nicht gut heißen. Als ich ihr erzähle,  was Chris für ein ruhiger Typ ist und wir eine wenig komplizierte  Beziehung führen – die zum größten Teil nur aus lernen und Eis essen  gehen besteht – ist sie schockiert. Schon klar, zwischen ihr und Isaac  gibt es auch mehr Action und Drama als im erfolgreichsten Shakespeare  Roman. Und trotzdem belastet der Gedanke mich ein wenig, dass Chris und  ich noch immer eine High School Beziehung führen, was mir vorher nie  wirklich klar war.

Heute  an meinem freien Tag mache ich mich mit dem Bus auf den Weg in die  Stadt. Die weißen Wände  in meinem Zimmer sehen einfach ungemütlich und  kahl aus. Um mich zu Hause fühlen zu können, muss etwas mehr Farbe und  Glanz versprüht werden.

Da  ich mir nicht sicher bin, ob es wirklich erlaubt ist, dass ich die  Wände neu streiche, bediene ich mich einfach an ein paar Bildern und  Wandregalen. Ein paar schöne Zimmerpflanzen darauf stellen und schon  wird es gleich viel wohnlicher aussehen.
In meiner Hosentasche beginnt auf einmal mein Handy zu vibrieren.

„Hallo?",  melde ich mich zu Wort und versuche umständlich mir die ausgesuchten  Bilder unter die Arme zu klemmen, damit ich das Handy zwischen die  Schultern und die Pflanze in die andere Hand nehmen kann.

„Mira, wo bist du?"; fragt Clara und ich höre im Hintergrund laute Gespräche.

„Im Baumarkt, warum?"

„Was machst du denn bitte im Baumarkt? Ich dachte du sagst jetzt Bücherei oder so."

Ich  lache. Es ist nicht gemein, wenn Clara andauernd sagt ich wäre ein  Bücherwurm und ein Mauerblümchen. Ich weiß, dass es so ist. Also warum  sollte ich mich darüber aufregen? „Ich kaufe mir etwas für mein Zimmer  im Wohnheim."

„Aha,  naja wie auch immer – Man, jetzt seid doch mal still! Ihr seid  schlimmer als mein 8 jähriger Neffe!" Ich höre die Jungs im Hintergrund  grölen. „Also, weshalb ich anrufe: Hast du Lust heute Abend einen Film  zu schauen?"

„Schon wieder? Wir habend doch erst gestern..."

Sofort unterbricht sie mich. „Nein nein, ich meine im Kino. Es ist Freitagabend, lass uns ausgehen."

Ich zögere. „Naja ich weiß nicht so recht. Eigentlich wollte ich..."

„Keine  Ausrede! Lesen kannst du auch an einem anderen Abend. Ich bin um 7 vor  deinem Zimmer." Ein Knacken und dann hat sie aufgelegt. Ich seufze.  Eigentlich habe ich heute Abend wirklich keine große Lust auf Kino. Vor  allem, weil ich heute nochmal in Ruhe mit Chris telefonieren wollte. Das  letzte Telefonat ist schon einige Zeit her und er fehlt mir einfach.

Nachdem  ich 2 Stunden lang mein Zimmer im Wohnheim umdekoriert habe, beschließe  ich noch kurz Chris anzurufen. Mein Versuch misslingt allerdings, als  nur die Mailbox ran geht, was sehr verwunderlich ist. Sonst ist Chris 24  Stunden, jeden Tag der Woche erreichbar.
Kurzerhand schreibe ich ihm eine kurze Textnachricht, dass ich mich bei ihm melde, wenn ich aus dem Kino zurück bin.

Genau  um sieben steht Clara vor meiner Tür. Ich habe mich locker mit Jeans  und T-Shirt bekleidet, was Clara zwar mit einer hochgezogener Augenbraue  quittiert, aber das ist mir egal. Ich gehe schließlich auf keinen Ball,  sondern nur ins Kino.

HOLD ME TIGHT - abgeschlossenWhere stories live. Discover now