Kapitel 20: Der erste Eindruck zählt.

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Ich klopfte kurz gegen die Zimmertür meiner Schwester, allerdings würde keine Antwort kommen da sie noch schlief und deswegen trat ich einfach so ein. Als ich das Zimmer betrat sah ich schon das eingerollte Bündel im Bett und lief schnurstracks zu den Vorhängen die ich knallhart aufriss und ihr die Sonne direkt aufs Gesicht schien. Murrend drehte sie sich um und ich hockte mich neben ihr Bett, "Komm Lilly aufstehen"-"Ich will nicht" kam es irgendwo aus dem Deckenbündel heraus, "Komm schon." Sie hob kurz den Kopf an und schaute mich aus zerzausten blonden Haaren und müden blauen Augen an, "Nein es ist Samstag, lass mich ausschlafen." Ich musste also zu härteren Mittel greifen sie aus dem Bett zu bekommen, ich stand wieder auf und packte ihre Decke an, "Und du willst wirklich nicht aufstehen?" fragte ich sie vorsichtshalber nocheinmal, als einzige Antwort kam ein Murren und ich zog ihr ruckartig die Decke weg, "EYY!" Wie ein Stehaufmännchen saß sie nun in ihrem Bett und schaute mich an als wäre ich vollkommen verrückt, ein Lachen konnte ich mir echt nicht verkneifen. "Komm hopp geh ins Bad, wir müssen dann mal miteinander reden." Sie schaute mich verständnislos an, widersprach aber nicht mehr und verschwand vor sich hin maulend ins Bad. Keine 10 Minuten später stand sie wieder vor mir, "So und was ist jetzt?" Ich setzte mich auf ihr Bett und klopfte neben mich auf das Lacken, sie setzte sich als ebenfalls. "Also heute bekommen wir Besuch, von einem Mann." Sie schien nicht verstehen was ich von ihr wollte, ich wurde also deutlicher, "Einem sehr wichtigen Mann für unsere Mutter." Sie schaute mich immer noch verwirrt an, aber einige Sekunden später schien es bei ihr Klick zu machen: "Mama hat einen Freund?!" Ich nickte llangsam und ihre Kinnlatte viel nach unten, "Und heute kommt er zu Besuch?!" wieder nickte ich. "Kennst du ihn?!" Diesmal nickte ich nicht, "Nein aber wir werden ihn in knapp 10 Minuten beide kennenlernen.." Sie schaute von mir, zu ihrer Decke, zurück zu mir und dann auf den Boden. "Freust du dich darauf?" Auf diese Frage konnte ich ihr keine Antwort geben, denn ich wusste nicht so wirklich ob ich mich freuen konnte oder nicht. "Komm wir gehen lieber runter." 

Unten angekommen klingelte es auch schon an der Tür und meine Mutter rannte wie ein aufgespiestes Huhn zur Tür. Wir folgten ihr sofort und blieben hinter ihr stehen. Ich konnte die zitternde Hand meiner Mutter erkennen, als sie die Tür aufriss: "Hans!" Meine Mutter fiel dem Typen sofort um den Hals, Lilly und ich schauten uns irritiert und auch etwas peinlich berührt an. Zwar waren wir beide eigentlich alt genug um Liebe zwischen zwei Erwachsenen nicht mehr eklig zu finden, aber bei der eigenen Mutter mit einem fremden Mann war es doch auch schon wieder etwas andres. "Komm doch rein!" forderte sie ihn dann auch schon auf und als er eintratt konnten wir ihn auch endlich sehen. Es war ein Mann den ich auf mitte fünfzig schätzte. Er hatte volles braunes Haar, was jedoch recht kurz gehalten wurde, einen leichten Ansatz zum Vollbart und seine Statur war auch nicht gerade schlank. Allerdings auch nicht dick. Alles in allem ein ansehnlicher Mann, für meine Mutter. Diese zeigte sofort auf uns, "Das sind sie." Er kam auf meine Schwester und mich zu, hielt zuerst meiner Schwester die Hand entgegen: "Ich bin Hans." Sie ignorierte seine hand, aber das tat sie bei jedem, "Lilly" war ihre knappe Antwort. Hans schien es keinen Stimmungsabbruch zu verschaffen das sie so kalt zu ihm war, aber meine Mutter strafte sie dafür mit einem 'Das-hätte-jetzt-nicht-sein-müssen' Blick. Normalerweise kassierte nur ich diese Blicke von ihr, der Typ musste ihr echt wichtig sein! Nun hielt er mir die Hand entgegen und im gegensatz zu Lilly ergiff ich diese auch. Er hatte warme und sehr raue Hände, "Du musst dann Jolina sein?" Leicht nickte ich, "Hans freut mich dich bzw. euch kennenzulernen" Ich erwiderte sein Dauerlächeln kurz, "Ebenfalls erfreut." Meine Mutter klatschte in ihre Hände, "Lasst uns dann rüber in die Küche gehen, zusammen frühstücken." Hans wand sich zu ihr und gab ihr einen Kuss auf den Mund. Nun verzogen Lilly und ich synchron den Mund, bei der eigenen Mutter war es wirklich etwas GANZ andres. Aber ihr Freund schien nett, sehr nett. 

Unverhofft kommt Oft.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt