Kapitel 26

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Hach, mein erstes Konzert. Sommer 2015, open air und zwei! Vorbands! Das hier ist einer meiner liebsten Ich verkriech mich im Bett und heul ne Runde-Songs von Sunrise Avenue.

Monk Bay – Sunrise Avenue

„Du, welches Lied spielen wir denn jetzt überhaupt?!" 

Jasmin begann, einen übergroßen Kiesel wenig talentiert vor sich her zu kicken. „Erst war glaub' ich California King Bed der Favorit" –
 
„Ne, oder? Muss es was von Rihanna sein? Allein der Titel spricht doch schon Bände! Bed. Dann sing ich da fröhlich Haut an Haut und... Nase an Ohr oder so was, wie gesagt, vor unserer Schulleiterin! Die ich nebenbei letztes Jahr in Englisch hatte." 

„Jetzt weiß ich langsam, woher dein vermeintlicher Bluthochdruck kommt. Du unterbrichst alles und jeden, June!" Ertappt schloss ich meine Klappe und ließ Jasmin weiter reden. Man sieht, wenn wir uns schon wieder anmeckerten, konnte es so schlimm um unsere Freundschaft nicht stehen. 

„Also: weil die Jungs, ausgerechnet! das auch meinten, haben sie die Idee wieder verworfen. Stattdessen haben sie sich für" – 

So, hier muss ich jetzt leider mal einen Schnitt machen. Sonst ist doch bis zum großen Finale die ganze Spannung futsch! Außerdem wusste ich ja auch erst kurz vor dem Showdown mit Cariba, welches Lied ich nun schließlich singen sollte. Noch ein kleiner Tipp, es handelte sich wieder um einen etwas älteren Song, was meiner Meinung nach nur positiv war. Unser Gespräch ging so weiter: 

„Den Song find ich zwar besser als Rihanna, aber das wird auch nicht so toll bei den ganzen erwachsenen und pingeligen Gästen ankommen, tut mir leid. Und ich weiß auch, woran das liegen wird." 

„Und genau deshalb ist es ja so praktisch, dass man fucking durch you are ersetzen kann! Das hat auch zwei Silben und ist schulleitungstauglicher. Haben wir schon mal ausgiebig auf der Geburtstagsparty von Jennys Bruder getestet", entgegnete Jasmin. 

Mittlerweile waren wir an der Straßenecke angekommen, von wo es nur noch ein kleines Stück bis zum Haus von Jasmins Familie war und ich an der Haltestelle den nächsten Bus nach Hause nehmen konnte. 

„Mit oder ohne das F-Wort?", konnte ich es nicht lassen, noch mal nachzuhaken. 

„Mit", erwiderte sie ganz cool, „ihr Bruder ist sechzehn geworden." 

„Na dann", ich umarmte sie und merkte erst später, als der Bus fast an meiner Haltestelle angekommen war, dass wir die Bodypainting-Idee gar nicht weiter verfolgt hatten. Aber danach konnte Jasmin ja suchen, wenn sie Colin wegen der Melonen einen Hausbesuch abstattete. 

Zuhause begrüßte mich ein viel versprechender Duft nach Bratkartoffeln. Ich taperte in die Küche und fand meine Mutter geschäftig am Herd hantierend. 

„Na mein Schatz, was gibt's Neues?", erkundigte Mama sich, während sie krosse Kartoffelscheiben auf die Teller häufte, die ich ihr hinhielt. 

„Isst Papa auch mit?", fragte ich, um die benötigte Telleranzahl ausrechnen zu können. 

„Nein, er hat sich sein Abendessen auf dem Rückweg besorgt. Bei Burger King. Das war offenbar so reichhaltig, dass es ihn für die nächsten Stunden aufs Klo verschlagen hat", meinte sie wenig mitleidig. 

„Eigentlich nichts", kam ich wieder zu ihrer Frage zurück, „in der Schule war nichts los und bei Colin haben wir auch nichts erreicht. Dabei waren wir praktisch von Kleidern umzingelt. Leider alles zu groß, zu abgedreht oder zu... offenherzig. Wenn Lea Cariba bei der Generalprobe auflaufen lassen will, werden wir also auch nicht besser vorbereitet sein als sie." 

Wenn Regen fälltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt