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  Als er fünf Jahre alt wurde, kam ein Brief für ihn nach Hause. Natürlich kamen auch schon vorher Briefe für ihn, und sicherlich waren sie diesem, der sie nun erreichte, sehr ähnlich, doch keiner war interessant für ihn, zu diesem Zeitpunkt- oder vielleicht wusste er das damals auch noch nicht von den Briefen, die diesem ähnlich waren, denn seine Mutter hatte es vermutlich noch nie angesprochen. 

Als er also fünf Jahre alt war, kam dieser Brief für ihn an, und sie hatten in der Vorschule gerade die Post durch genommen, deswegen war das etwas unglaubliche Besonderes für ihn; er wollte nicht aufhören zu quengeln, bis seine älteste Schwester nachgab und ihm den Brief vorlas, ihm im Anschluss gleich erzählte, was es nun damit auf sich hatte. Dass das damals noch keinen Sinn für ihn machte, verstand sich von selbst und er war enttäuscht, das es kein cooler Brief gewesen war, wie die, die seine Schwester manchmal bekam, von einem Mädchen, dass in der Schweiz lebte, und die sie ab und zu besuchen fuhr. Nein, es war ein Brief, in dem genau ein Satz stand; ein Brief, in dem nicht mal nennenswerte Informationen standen, auch wenn seine älteste Schwester ihm das beibringen wollte, wann immer sie danach darüber sprachen.
Für den Fünfjährigen war der Brief allerdings das Langweiligste, was ihm in einer ganz langen Zeit passiert war, und so geriet diese Erinnerung schon bald in Vergessenheit, spätestens, als sein bester Freund klingelte, und fragte, ob er nicht mit nach draußen kommen wollte, sie würden alle Fußball spielen gehen. Sogar die Nachbarsmädchen- und, zu dieser Zeit war er sehr in eines der Mädchen, Sarah hieß sie, verliebt gewesen- würden mitspielen. Er sprang auf, der Brief fiel zu Boden, und seine Mutter hob ihn auf, nachdem er weg war, verstaute ihn in der Küche, bis es wieder wichtig werden würde. Natürlich konnte sie nicht widerstehen, und las dann doch den Satz, den sie dort vorfand.
" Dario Verzögerung- Dein Seelenverwandter und Du haben den gleichen Beruf."

Seine Mutter lächelte sanft, bevor sie einen Ordner aus dem Schrank zog, und den Brief dort einheftete, wo schon vier solcher anderen Briefe waren.

Das nächste Mal, als er sich für einen dieser Briefe interessierte, war er gerade mit einem Mädchen zusammengekommen, die ihn anlächelte, wenn er begann, von Game of Thrones zu schwärmen, und die ihn verzauberte, wenn sie ihn aus ihren hellblauen Augen ansah. Er hatte Geburtstag, und sie war da, als ihm seine Mutter den Brief überreichte. Er wusste nicht wieso, aber er wollte nicht, dass sie den Brief las. Mittlerweile machte das für ihn alles etwas mehr Sinn, er hatte den Sinn hinter den Briefen verstanden, und das war etwas, was er für sich selbst lesen wollte. Denn auch wenn er sie liebte, er hatte im Gefühl, dass sie nicht seine Seelenverwandte sein würde. Und der Brief bestätigte ihm das auch nochmal. Er war fast schon erleichtert, als er den Satz las, der ihm dieses Jahr zugeschickt worden war, auch wenn das bedeutete, dass er und Lisa, wie seine damalige Freundin hieß, nie eine gemeinsame Zukunft haben könnten. Er ging zurück zu ihr und sie sah ihn erwartungsvoll an, er zuckte nur mit den Schultern, weil er sich einfach noch nicht bereit fühlte, darüber zu reden, dass sie es nicht war. Doch der Gedanke verließ seinen Kopf nicht mehr, als sie sich an ihn kuschelte, während sie einen Film ansahen - und ihm wurde schlecht, weil er sich so schlimm verhielt. Aber was sollte er schon großartig tun? Er wollte sie nicht verletzten, doch er musste, wohl oder übel, irgendwann.

" Ich bin es nicht, nicht wahr, Dario?", fragte sie ihn sanft, und er sieht sie überrascht an, "Das ist okay. Wir können trotzdem die Zeit genießen", sagte sie, und er war sprachlos, dann nickte er hastig, der Satz hatte sich trotzdem in seinen Kopf eingebrannt.
" Dario Verzögerung- Du triffst deinen Seelenverwandten in Köln."
Jetzt war nur noch die Frage, was das Schicksal für ihn bereit hatte, dass er nach Köln zog.

An seinem Siebzehnten Geburtstag erreichte ihn der Brief spät abends.
" Dario Verzögerung- Dein Seelenverwandter liebt Zurück in die Zukunft."
Natürlich freute er sich, dass er nun endlich etwas konkreteres hatte, doch das war immer noch sehr unpräzise, denn wer zum Teufel liebte "Zurück in die Zukunft" nicht?
Er und seine Familie waren momentan auf der Durchreise, und machten einen Zwischenstopp in Köln, weil er darum gefleht hatte, fast; die Chance, dass er seinen Seelenverwandten treffen würde, bestand, und er wünschte sich das sehr, nach seinen letzten Beziehungen, die allesamt gescheitert waren. Seine Schwester und er streiften ein wenig durch die Stadt, und blieben schließlich in einem Bücherladen stehen, weil seine Schwester nach etwas suchen wollte; an ihm liefen mehrere Mädchen vorbei, doch es war nun mal nicht so, dass sie einfach sagen würden, wenn sie eine Liebe zu Zurück in die Zukunft hatten; und so spitzte er bei jedem Mädchen die Ohren, doch keine sagte etwas in die Richtung. Sie fuhren wieder nach Hause, ohne, dass er einen weitern Hinweiß darauf bekommen hatte, welches Mädchen denn nun seine Seelenverwandte sein könnte; laut seiner Schwester wusste man es ab dem Moment, in dem man sie ansah, und er hoffte inständig, dass das wirklich so einfach war, wie sie immer sagte.
" Du findest sie schon- oder ihn"; sagte seine Schwester, "Dario, ich bin mir sicher, das Universum hat das schon alles geplant; sei nicht so ungeduldig", hatte sie hinzugefügt, und dann gelacht, als er einen Schmollmund gezogen hatte. "Du hast mehr Informationen, als ich damals hatte", sagte sie, und er verdrehte die Augen.
" Weil du sie ja auch sofort gefunden hattest", sagte er, und seine Schwester hatte nur gelacht.
" Sei nicht so, du findest deinen Seelenverwandten schon noch."

Als er 19 wurde, zog er nach Köln. Es war durch seinen Beruf (er war Youtuber geworden, wollte aber nebenbei noch in Köln studieren) dazu gebracht worden, und die ganze Sache mit den Seelenverwandten schwebte zwar noch stetig in seinem Kopf, doch er erachtete sie nicht mehr als so wichtig, denn nachdem der Brief im letzten Jahr auch wieder eher... lasch an Informationen gewesen war, hatte er beschlossen, sich dadurch nicht mehr stressen zu lassen; nach Köln zog er trotzdem, einfach nur, weil einige seiner Bekannten dort auch lebten.
Es war die Zeit der Gamescom, und er lief mit einem seiner Youtubefreunde durch die Hallen, sein Name war Max. Max war auf der Suche nach zwei anderen Kollegen, die Dario nur vom Hörensagen kannte, und war deshalb nicht halb so aufgeregt wie Max, seine Gedanken schwebten eher bei dem Brief, der ihn heute morgen ereilt hatte; dieses Mal wieder mit einer halbwegs guten Information, aber auch wieder einer, die man auf ziemlich viele beziehen konnte. " Dario Verzögerung- dein Seelenverwandter ist kleiner als du es bist."
Folglich versuchte er also, sich davon nicht zu stören lassen, er wollte jetzt lieber die Gesellschaft von Max und die Atmosphäre der Gamescom genießen, anstatt sich immer nur Gedanken um seinen Seelenverwandten zu machen; er würde sein Mädchen schon finden, wenn die Zeit dafür bereit war.
" Dario", hatte Max gesagt, "Können wir kurz zum Ubisoftstand gehen? Dominik und Tim warten da auf uns", hatte er gesagt, und Dario hatte gelächelt, genickt, war Max bereitwillig gefolgt, als dieser voraus gegangen war. Sie unterhielten sich, als etwas komisches Dario durchfuhr, wie ein Zug in eine bestimmte Richtung, die ihn ganz kurz das Atmen vergessen ließ, doch er schüttelte nur den Kopf. Er würde sich heute durch nichts verderben lassen; er folgte Max nur, als dieser plötzlich stehen blieb, und Dario- der davon nichts mitbekam- einfach weiter lief, bis er gegen jemanden stieß.
Und in diesem Moment blieb seine ganze Welt stehen; alles um ihn herum stoppte, sein eigenes Herz setzte kurz aus, bevor es mit doppelter Geschwindigkeit wieder begann, zu klopfen; die Welt wurde unwichtig, und alles, was er noch sehen konnte, war der junge Mann, in den er hinein gelaufen war, und der ihn jetzt mit einem ähnlichen Blick ansah. Er war blond, hochgewachsen, aber trotzdem noch kleiner als Dario es selbst war; grüne Augen, die jetzt begannen, zu flackern; müsste er schätzen, würde er sagen, dass er ein wenig älter war als Dario selbst, aber nicht übermäßig. Vielleicht 25? Ungefähr so etwas, würde er so schätzen.
Sie sahen sich an, und es dauerte einige Zeit, bis Dario klar wurde, was hier falsch war- und dann fiel die Welt wieder in ihr altes Tempo zurück, gerade als ihm klar wurde, dass er einen Seelenverwandten hatte, und ihn gefunden hatte. Zwar war er immer davon ausgegangen, es würde ein Mädchen sein, aber die Entwicklung war gar nicht das Problem- sondern eher die Tatsache, dass es ausgerechnet heute sein musste.
" Hallo", hatte der Andere gesagt, etwas atemlos, und Dario hatte nicht mal ein Lächeln zustande gebracht, "Ich heiße Tim. Tim Bergmann.", sagte der Blonde, "Stehst du auf Game of Thrones?"

" Absolut", hatte er geantwortet, "Dario Verzögerung.", hatte er hinzugefügt, und sein Kopf hatte ihm endlich klar gemacht, was ihn hieran so fertig machte. "Und ich bin absolut nicht bereit dafür.", hatte er gesagt, und Tim hatte ihn komisch angesehen, sich dann geräuspert. Die anderen zwei hatten sie schon lange vergessen, denn die waren gerade auch nicht wichtig. Jetzt zählten gerade nur die Beiden, die sich immer noch ansahen.
" Was hältst du davon, wenn wir einen Kaffee trinken gehen? Jetzt gleich?", hatte Tim gemurmelt, und ohne nachzudenken, hatte Dario eingewilligt. Zu mehr war er gerade noch nicht im Stande gewesen. Er folgte Tim, als dieser das Gelände verließ, und in seinem Kopf herrschte der totale Ausnahmezustand. Und er folgte Tim Bergmann trotzdem. 

 Tach. Bin die Hazy, und wenn ich einwas liebe, dann sind es Soulmate AUs. Ich weiß noch nicht, wie regelmäßig ich das hier in den Uploadplan kriege, aber hier wären mir Meinungen relativ wichtig. Ok.

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Bis dann,
-Hazellyn.
[1633 Wörter]

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