Happyyyy Birthdaaaaay tooooo yoouuu!!!

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,,Das richte ich ihm aus", verspricht er mir eher halbherzig. Na wenigstens tut er so. Dave gibt sich nie die Mühe anderen falsche Hoffnungen zu machen. Ich hoffe, das gilt für alles.

,,Gut. Finn, ich hoffe es geht Ihnen gut", gehe ich jetzt zum Smalltalk über. Finn quittiert es mit einem lächelnden nicken. ,,Natürlich. Welches Ziel verfolgen Sie in diesem neuen Lebensjahr?", fragt er mich überraschend. Wow. Okay. Ich sehe ihn an und lache.

,,Was soll ich denn verfolgen, Finn? Manchmal stellt ihr alten Menschen komische fragen", antworte ich und muss gestehen... Finn stellt grauenhaft sinnvolle Fragen. Nur habe ich wohl Angst vor meiner Antwort.

Etwas später ereilt mich dann doch mein Karma. Mein grauen Lied ist angestimmt.

Heute kann es regnen,

stürmen oder schneien,
denn du strahlst ja selber
wie der Sonnenschein.
Heut ist dein Geburtstag,
darum feiern wir,
alle deine Freunde
freuen sich mit dir

Wie schön dass du geboren bist,
wir hätten dich sonst sehr vermisst.
wie schön dass wir beisammen sind,
wir gratulieren dir, Geburtstagskind!

Unsere guten Wünsche
haben ihren Grund:

bitte bleib noch lange
glücklich und gesund.
Dich so froh zu sehen,
ist was uns gefällt,
Tränen gibt es schon
genug auf dieser Welt.

Wie schön dass du geboren bist,
wir hätten dich sonst sehr vermisst.
wie schön dass wir beisammen sind,
wir gratulieren dir, Geburtstagskind!

Montag, Dienstag, Mittwoch,
das ist ganz egal,
Dein Geburtstag kommt im Jahr
doch nur einmal.
Darum lass uns feiern,
dass die Schwarte kracht,
Heute wird getanzt,
gesungen und gelacht.

Wie schön dass du geboren bist,
wir hätten dich sonst sehr vermisst.
wie schön dass wir beisammen sind,
wir gratulieren dir, Geburtstagskind!

Die Mädchen nehmen meine Hand und ziehen mich mit sich. Ich muss lachen. Freunde sind doch einfach nur grauenhafte Kreaturen. Danach gibt es endlich normale Lieder und es tanzen die meisten. Ach, im Grunde ist es doch schön mit den ganzen Knalltüten. Kate macht eine Polonäse und zieht mich mit sich. Im Nu entsteht eine lange Schlange. Sogar Finn macht mit. Louisa sitzt bockig mit einigen Anderen in einer Ecke. Nicht alle, die Neu sind, benehmen sich so. Einige sind wirklich nett. Ich helfe Finn und den Anderen noch kurz beim Aufräumen, als ich rausgeschmissen werde. Na gut, der Wille war da. Dave allerdings bis zum Schluss nicht, aber das ist egal. Dieser Tag ist ja wie jeder andere. Nichts besonderes, nur weil ich ein Jahr älter geworden bin. Ich sollte mich nicht so anstellen.

-

Mein Weg führt mich ins Krankenhaus. Mama versucht aufzustehen, aber ich bin sofort bei ihr. ,,Mama, bleib liegen", rüge ich sie.

,,Ich wünsche dir alles Gute, mein Spätzchen." Sie zieht mich in ihre Arme und ich lächle.

,,Du Spinnerin", lache ich. Papa gratuliert mir auch noch. ,,Wie kommt es, dass dein Freund heute nicht da ist?", fragt er noch direkt. Ich rolle meine Augen. Natürlich kommt das von Papa.

,,Er ist nicht mein Freund. Das kannst du sowas von vergessen. Außerdem habe ich ihn heute nicht gesehen. Wenn du willst, kannst du ihn bei Sehnsucht anrufen", schlage ich ihm vor und bekomme einen Lacher.

,,Woher kriege ich seine Nummer?"

,,Google seine Firma. Irgendwo wirst du schon landen." Ich grinse ihn an und Papa schüttelt belustigt seinen Kopf. Mama sieht mich nur an.

,,Er hat nicht einmal angerufen?", fragt sie leise und richtet sich auf.

,,Was habt ihr beiden denn jetzt? Ich habe super mit meinen Mädels gefeiert", versuche ich mir meine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. Mama trifft meinen Wunden Punkt und das will ich mir selber nicht eingestehen.

,,Schätzchen, man feiert am Abend. Muss ich dir das wirklich noch erzählen? Du bist doch schon zweiundzwanzig", zieht Papa mich auf und kommt von Dave weg.

,,Papa, ich danke dir für deine Fürsorge. Ich dachte allerdings, in meinem hohen Alter nervst du mich nicht mehr", entgegne ich scharf.

,,Du musst Gina die Schuld geben. Wenn ich sie nerve, sagt sie mir nichts." Ich nicke und Mama lächelt einfach. ,,Apropo Gina, willst du heute vielleicht noch zu ihr?"

,,Max, nicht heute", flüstert Mama. Wahrscheinlich in der Hoffnung, dass ich in einem kurzen Moment taub geworden bin. Hat nicht funktioniert.

,,Mareike, sie ist kein kleines Kind mehr."

,,Nicht heute", besteht Mama darauf. Ich bin wohl im falschen Film.

,,Hallo? Ich bin noch hier? Sag doch einfach", mache ich mich bemerkbar. Papa sieht mich jetzt ernst an.

,,Wir haben kein Geld mehr für die Geräte. Für die Krankenkasse gibt es keine Hoffnung mehr nach zwei Jahren. Wir können das nicht bezahlen, Jess. Du verdienst auch nicht genug. Du wirst wissen was das bedeutet." Natürlich musste das irgendwann kommen und dafür habe ich zufällig ausgesorgt. Wenn ich jetzt raushaue, dass ich das Geld habe, kommen nur tausende Fragen und niemand würde das Geld annehmen. Am Besten ich mache das selber.

,,Ja." Ich lächle. ,,Ich gehe heute hin." Mehr kann ich nicht sagen. Bevor ich gehe, versuche ich Mama wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

-

Ich habe keine Ahnung, wie ich das machen muss. Es ist auch schon reichlich spät für den Rezeptionisten. Der will gleich auch Feierabend machen. Egal. Wozu arbeitet er?

,,Wir schicken die Zahlungen weiter. Kann ich noch was für Sie tun oder lassen Sie mich Feierabend machen?" Dieser rotzfreche Bengel sollte keine Illusion herbei beschwören, die ihm keine Schelle einbringt. Wie kann man nur so respektlos sein? Es ist fast sechs Uhr und ich muss mich heute mit diesem Nichtsnutz durchschlagen.

,,Das nächste Mal komme ich extra zehn Minuten nach Schluss und wenn Sie es wagen auch nur eine Beschwerde herauszubringen, werde ich immer zehn Minuten Zeit daraufpacken, bis Sie sich gezwungen sehen, die Sicherheitsleute zu holen und noch danach werde ich Ihnen auf den Sack gehen, denn ich wünsche mir gerade nicht sehnlicher, als Ihre Lippen an mich heranzuziehen, sie mit einer Schere abzuschneiden und sie vor Ihren Augen zu verbrennen. Meine Schwester liegt seit zwei Jahren in dieser scheiß Klinik. Wenn ich nur gewusst hätte, dass ich mich auf Ihre schlampige Vorarbeit verlassen muss, wird mir schlecht. Sobald also ein Brief bei mir eintrifft, dass der Aufenthalt hier nicht mehr bezahlt wird, komme ich wieder und mache all die Dinge wahr." Ich lächle. ,,Schönen Feierabend noch." Ich nehme mein Handy und gehe aus der Klinik. Was ein Pisser. Draußen muss ich lachen, kann nicht mehr aufhören. Der dritte Geburtstag ohne Gina und ich stehe hier. Jedes Jahr aufs Neue. Scheiße!

Take me.Where stories live. Discover now