Die Karte lügt niemals

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„Konnte nicht schlafen und du?", fragte sie mit einer brüchigen Stimme, die bestätigte, wie müde sie tatsächlich war. Dennoch brachte sie es über sich, sich aus dem gemütlichen Sessel zu erheben.

Harrys Blick wanderte derweil wieder zurück zu der Karte, die er in seinen Händen hielt. Für einen Moment schien er mit sich zu hadern, doch schließlich rückte er mit der Sprache heraus: „Erinnerst du dich noch an Peter Pettigrew?"

Serena nickte langsam. „Du meinst den, von dem man nur einen Finger gefunden hat?"

„Ja, sieh dir das mal an." Er deutete auf die aufgeschlagene Karte. Mit wachsender Neugierde tapste Serena zu ihm herüber und sah stirnrunzelnd auf was ihr bebrillter Freund zeigte. Ein winziger Tintenpunkt bewegte sich über die Korridore, nicht weit vom Gryffindor Turm entfernt. In winziger Schrift neben dem Punkt stand schwungvoll geschrieben: Peter Pettigrew.

Stutzend und bloß langsam löste sie ihre Augen von dem Namen, als fürchtete sie, dass er bei dem nächsten Blick verschwunden sein könnte. „Was hat das zu bedeuten?"

„Ich weiß es nicht, aber wir werden es herausfinden", erwiderte er entschlossen und zog sie mit sich aus dem Porträtloch. Die Korridore waren wie ausgestorben und sie mussten mit ihren Zauberstäben die dunklen Gänge beleuchten, um etwas erkennen zu können. Es musste weit nach Beginn der Sperrstunde sein.

Vor Aufregung sprang Serenas Herz in ihrer Brust umher und ihr Atem ging flach, wie es üblich war, wenn sie etwas Verbotenes tat. Ihre Fingerspitzen kribbelten und das Adrenalin hätte ihre Beine noch weiter getrieben, hätten sie nicht längst ihr Ziel erreicht. Sie befanden sich nun in demselben Gang wie die Tintengestalt, die laut der Karte auf direktem Wege zu ihnen war. Gespannt hielten sie die Luft an und warteten.

Doch nichts geschah.

Verwundert sahen die beiden Gryffindors sich an, doch ein prüfender Blick bestätigte ihnen, dass der Punkt mit dem Namen Pettigrew sich nun hinter ihnen befand und seinen Weg unbeirrt fortführte. Es schien, als wäre er wie ein Geist direkt durch sie hindurchmarschiert.

Bevor sie allerdings beginnen konnten die wildesten Theorien aufzustellen, wie dies möglich sein sollte, deutete Harry auf eine weitere Tintengestalt, die ebenfalls direkt auf sie zukam. Diese würde allerdings ganz sicherlich nicht einfach an ihnen vorbeigehen; Severus Snape.

„Unheil angerichtet", flüsterte Serena eilig und löschte ihr Licht, ehe es sie verraten würde.
Doch es war zu spät. Sie konnte die Schritte ganz genau hören, die an Geschwindigkeit aufgenommen hatten, als hätten sie nun ein Ziel. Sie konnte kaum blinzeln, da wurde sie bereits von einem grellen Licht geblendet.

„Soso... Black und Potter." Unterdrückte Siegesgewissheit und das Licht seines Zauberstabes spiegelten sich in Snapes dunklen Augen wieder. „Mitkommen."

Schweigend und mit bedrückten Mienen folgten die beiden Gryffindors ihrem Zaubertranklehrer hinunter in die Kerker zu seinem Büro. „Setzen", befahl er blaffend, ehe sich seine schmalen Lippen zu einem fürchterlichen und unheilvollen Lächeln verformten. „Weswegen wandert ihr des Nachts durch die Gänge?"

„Ich bin Schlafwandler", antwortete Harry so schnell, als käme es aus der Pistole geschossen. Eilig nickte Serena und pflichtete ihm unschuldig bei: „Jaaa und ich habe versucht ihn aufzuhalten, Professor."

„Ihr seid euren Vätern außerordentlich ähnlich", schnarrte Snape jäh, ohne auf ihre erfundene Ausrede einzugehen und in seinen Augen glitzerte nun der blanke Hass. „Auch sie waren über die Maßen arrogant. Ein gewisses Talent auf dem Quidditch-Feld ließ sie glauben, sie stehen über uns anderen. Sind mit Freunden und Bewunderern herumstolziert ..."

Serena Black || 𝑳𝒖𝒎𝒐𝒔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt