《Kapitel 2》 ▪Claire▪

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Wo war ich?

Mühsam schlug ich meine Augen auf. Es war kalt hier, extrem kalt und unbequem. Ich konnte nichts sehen. Es war dunkel.

Irgendetwas hielt meine Hände über meinem Kopf gefangen, sodass ich sie kaum rühren konnte. Ich zerrte und zog daran, doch außer einem metallischen Klirren brachte das nichts.

"Na? Versucht mein Täubchen etwa, sich zu befreien?", sagte eine männliche, kalte Stimme nahe meinem Ohr. Ich drehte und Wand meinen Kopf, doch ich konnte immer noch nichts erkennen, also auch nicht die Person, die neben mir stand.

"Ich denke, wir sollten dich für deinen Ungehorsam bestrafen", knurrte er und lachte dann höhnisch. Bevor ich etwas erwidern konnte, legte er seine Hand auf meinen Mund und drückte schmerzhaft zu. Ich schrie, doch seine Hand dämpfte meinen Schrei.

"Sei leise!", befahl mir der Mann und boxte mich unerwartet und heftig in meinen Bauch. Vor Schmerz stieß ich ein Wimmern aus und fing an zu weinen. Dann rieß er brutal meinen Kopf an den Haaren nach hinten und legte seine Lippen auf meinen Hals.

"Lucan, hör sofort auf! Er wird sie nicht nehmen, wenn sie beschädigt ist", rief eine hohe Frauenstimme streng. Plötzlich fiel ein Lichtstrahl auf mich und Lucan.
Obwohl ich nur schemenhaft und verschwommen sah, bemerkte ich, dass er einen hellen Teint hatte und blonde Haare, die etwas zu lang für meinen Geschmack waren.

"Ist schon gut, Mercilla", brüllte Lucan zu der Frau zurück. Dann drehte er sich wieder zu mir und legte seinen Zeigefinger auf meine Lippen.
"Shh, mein kleines Täubchen. Keine Sorge, wenn er mit dir fertig ist, wirst du mit Freuden zu mir zurückkommen. So oder so hole ich mir eine kleine Kostprobe von dir."

Danach machte er sich an den Ketten zu schaffen und schleifte mich an ihnen aus dem Raum.
Von da stieß er mich eine kleine Treppe runter, durch eine weitere Tür und schließlich auf einen Stuhl mit Armlehnen, an denen er meine Ketten befestigte. Eine Chance zur Flucht hatte ich also nicht.

Ich hörte, wie er die Tür zuschlug und sich seine Schritte entfernten. Anders als der letzte Raum war dieser mit einem warmen Licht beleuchtet. Eine kleine, schmächtige Frau mit ebenfalls blonden Haaren stand neben mir.

Ich war von Schmerzen gekrümmt und nach den letzten Erlebnissen vor Angst völlig außer mir. Was hatte diese Frau mit mir vor?

"Du musst keine Angst vor mir haben", versuchte sie mich zu beruhigen, als könnte sie meine Gedanken lesen. "Ich werde dir nicht weh tun."

"Was hast du dann vor?", fragte ich skeptisch.

"Ich werde dich ... vorbereiten. Dich waschen, waxen und zurecht machen. Damit du ihm gefällst."

Schon wieder dieses seltsame er.

"Wer ist er?", fragte ich und machte mich auf alles gefasst. Ein Mafiaboss zum Beispiel. Vielleicht handelte es sich hier um Menschenhandel? Oder Zwangsprostitution?

Ich hörte sie nervös schlucken. "D-du... das willst du nicht wissen. Einer unserer skrupellosesten Kunden. Noch nie kam ein Mädchen lebendig zurück, wenn wir es zu ihm geschickt haben", erzählte sie mit zittriger, leiser Stimme.

Vor Angst flatterte mein Herz. In was war ich hier nur hinein geraten?

"Hilf mir", flehte ich wahllos. "Wenn er wirklich so grausam ist, wird er mich auch umbringen!"

"Tut mir leid", flüsterte sie mit heiserer Stimme. "Wenn sie davon erfahren, dass ich dich gehen lassen habe, werden sie mich und meinen Bruder umbringen. Auch wenn Lucan seine Grenzen nicht wirklich kennt, ich könnte nie zulassen, dass ihm was passiert. Die einzige Sache, mit der ich dir helfen kann ist, dich so hübsch wie möglich zu machen, damit du ihm gefällst."

Eine Nacht mit einem Vampir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt