Kapitel 67

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Aaliyah's Sicht

Nervös verbinde ich die Hände meines Freundes, der seit fast einer Stunde, kein einziges Wort ausgesprochen, aber dafür so viele Tränen vergossen hat.

Seine kriegerische Statur eines Soldaten, zu der Stärke in seiner Erscheinung ist wie weggeblasen und vor mir sitzt ein gebrochener, unbekannter Junge.

Seine grünen Augen leuchten wie ein Neon Schild, weil sie so rot und geschwollen sind, wobei auch seine Hände nur so nach Hilfe schreien.

Immer wieder schließt er die Augen, legt den Kopf in den Nacken und schluckt hart, bevor er seinen Blick wieder stur auf meine Bewegungen richtet.

Der Kuss zwischen mir und Harry hat nicht einmal fünf Sekunden gedauert und doch haben die Schäden ein unbeschreibliches Ausmaß.

Ich habe es zwar endlich geschafft, Wolf meine wahren Gefühle zu sagen, doch ich glaube, dadurch habe ich ihn nur noch mehr verloren.

Wenn ich daran denke, wie brutal Wolf Harry verprügelt hat und dass dieser jetzt wahrscheinlich einen gebrochenen Kiefer hat, dann sorge ich mich bis ins Mark um meinen Freund.

Er ist doch sowieso noch auf Bewährung und wenn er jetzt nochmal aufs Revier muss, werden sie ihn wieder ins Gefängnis stecken und ich weiß nicht, ob wir das überleben werden.

Quentin hat alle in ihr Hotel geschickt und sitzt auch seit knapp einer Stunde bei uns, redet immer wieder auf Wolf ein, doch von dem Grünäugigen kommt nichts.

Als hätte er sich selbst geschworen, nicht mehr zu sprechen, guckt er zu Boden, die Haare so lang, dass sie ihm die Sicht versperren und doch liebe ich diese Länge.

Niemals hätte ich heute morgen erwartet, dass der Abend so katastrophal endet.

Die Angst, dass nach heute, alles vorbei sein könnte, frisst mich auf und ich kann kaum atmen, wenn ich daran denke, dass Wolf mich verlässt, aber irgendwie habe ich mich auch an den Gedanken gewöhnt.

Kurz bevor ich den Verband zu Ende bringe, verlässt Quentin das Zimmer, mit den Worten: "Nur du kannst ihn jetzt retten."

Der Russe guckt mich aufbauend an, bevor er geht und mich mit dem Jungen meiner Träume alleine bleibe.

Ich lege seine Hand aus meinem Schoß in seinen, denn letztendlich weiß ich, dass er mich nicht hier haben will und der Kontakt seiner Haut mit meiner wird mich nur ablenken.

Als er jedoch langsam seine große Hand auf meinem Schenkel platziert, bekomme ich Gänsehaut am ganzen Körper und eiskalte Hitzewellen überkommen mich.

Wortlos streicht Wolf über meine kalte Haut, fährt die beinahe schon unsichtbaren Narben entlang und endlich, hebt er seinen Kopf, sodass wir Augenkontakt aufbauen können.

Ich weiß nicht, ob ich glücklich sein soll, weil Wolf wieder mit mir kommuniziert oder weinen soll, weil der Schmerz in dem Grün um seiner Iris so schlimm heraussticht.

"Sag es.", verlangt er leise, die Stimme beinahe so zerbrechlich wie die Flügel eines Schmetterlings.

Mein Herz setzt kurz aus und ein wenig perplex gucke ich ihn an, bevor ich tief durchatme und dann unsere Blicke wieder miteinander vereine .

"Ich liebe dich, Wolf.", sage ich schluckend, bemerke erst jetzt, dass ich die Luft angehalten hab und auch als ich aufatme, spüre ich wie der Stein auf meinen Lungenflügeln mich beinahe erstickt.

"Es tut mir leid, Aaliyah.", flüstert Wolf, während er sanft mit seinem Finger eine Strähne aus meinem Gesicht streicht.

"Du hast nichts getan, wofür du dich entschuldigen musst.", erwidere ich genau so leise wie er.

MY BADBOYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt