Götzeus

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Gewundert hatte ich mich schon, als Marco mich gefragt hat, aber natürlich hatte ich sein Angebot angenommen.
Jetzt stand ich hier, den Koffer fertig gepackt und nervös von der Ferse auf die Fußballen wippend.
Es war zwei nach zwölf.
Und zwölf wollte er eigentlich da sein.
Vielleicht hatte er sich doch unentschieden. Vielleicht hatte er doch Auba oder Andre gefragt, oder er hatte sich wieder mit seiner Ex vertragen und würde mit ihr in den Urlaub fahren, so wie ursprünglich geplant. Oder er hatte seine Mutter gefragt-
Die Türklingel holte mich aus meinen Gedanken heraus und ich schüttelte den Kopf, um die komischen Dinge, die sich mein Kopf zusammenbraute, loszuwerden.
"Beeil dich!" hörte ich Marco dumpf durch die Tür, an die er hektisch hämmerte.
"Moment." rief ich zurück und rollte den Koffer vor mir her.
Ich schnappte mir noch meine Jacke und öffnete dann die Haustür, vor der Marco schon unruhig wartete.
"Da bist du ja endlich." sagte er und griff nach meinem Koffer. "Los, der Flieger geht in einer halben Stunde."
"Was? Warum bist du nicht früher gekommen?" fragte ich entsetzt. Das würden wir niemals mehr schaffen.
"Ich war-" Er sah mich kurz an, schaute dann stur auf den Boden. "-beschäftigt."
Ich fragte nicht weiter nach, da ich nicht wollte, dass wir noch mehr Zeit verloren, also hechtete ich Marco hinterher, der leichtfertig meinen Koffer trug und in seinem Auto verstaute.

Die nächsten Stunden waren die stressigsten Stunden meines Lebens. Wir hatten den Flieger in der letzten Sekunde bekommen und als wir gelandet waren, gab es keine Taxis mehr, die uns zum Hotel bringen konnten.
Schließlich hatten wir den Bus genommen und waren mit Ach und Krach kurz nach Einbruch der Dunkelheit im Hotel angekommen.

"Das muss ein Vermögen kosten." sagte ich und machte große Augen, als ich in das Zimmer kam. Es war kein Zimmer, es war eine riesige Suite und eine Wand bestand ausschließlich aus Fenstern. Wir befanden uns im 62 Stock und konnten über ganz Rom schauen. Die ganze Stadt leuchtete und alles sah so unglaublich klein aus von hier oben.
"Findest du es gut?" hörte ich Marco hinter, etwas zögerlich, sagen.
"Gut? Ist das ein Scherz?" lachte ich und drehte mich strahlend zu ihm um.
"Das ist perfekt. Schau dir dieses Zimmer an!" Ich deutete auf die Mamorfliesen, die edlen Möbel und das riesige Bett. "Und diese Aussicht." schwärmte ich und schaute wieder in die Ferne. Es kribbelte in meinem Bauch, so euphorisiert war ich.
Marco verstummte und ich sah verwirrt zu ihm. "Gefällt es dir denn nicht?"
Er zuckte die Schultern und schaute auf den Boden. Und dann verstand ich.
"Natürlich, es tut mir Leid. Ich bin nicht derjenige, mit dem du hier sein solltest." Mein Lächeln verschwand und ich trottete zum Kingsizebett, um mich unten an die Kante zu setzten.
"Komm her." sagte ich leise und klopfte neben mich. Marco setzte sich langsam neben mich und ließ immer noch den Kopf hängen.
"Sie war nicht die Richtige, es ist besser so. Das wäre nicht länger gut gegangen." redete ich ihm gut zu und legte meinen Arm um ihn. Dankend ließ er seinen Kopf auf meine Schulter fallen.
"Ich weiß." flüsterte er und schluckte.
"Mach dir nicht so viele Gedanken, du findest schon noch die Richtige. Für jeden gibt es das perfekte Gegenstück, manche müssen nur länger danach suchen." Ich legte mein Kinn auf seinen Kopf und spürte, wie er mit den Tränen kämpfte.
"Ist schon gut, lass es raus." flüsterte ich in seine Haare und hielt ihn fester, als er zitterte.
"Mario?"
"Ja?"
"Du hast recht. Wie immer hast du recht." Er klammerte sich an mich und ich hielt ihn einfach fest.
Minuten vergingen und Stunden vergingen und ich hatte schon gedacht, Marco wäre eingeschlafen, doch dann fing er plötzlich an zu sprechen.
"Ich glaube ich habe mein perfektes Gegenstück schon gefunden." Es war nicht mehr als ein Hauchen, aber das war auch nicht nötig. Ich hatte ihn verstanden.
Ich antwortete nicht und dann löste er sich aus der Umarmung, um mich ansehen zu können.
Seine Augen waren rot und etwas geschwollen, aber trotzdem wunderschön.
"Dich." sagte er, diesmal lauter und legte seine Arme um meinen Hals. Eine Gänsehaut breitete sich von der Stelle, wo seine Hände lagen, über meinen Körper aus und ich war völlig regungslos.
Die Worte hatten zu viel Bedeutung, als das ich sie in so wenigen Sekunden hätte begreifen können.
Ich verstand sie erst, als er mich zaghaft küsste und ich die Bedeutung spürte, die seine Worte hatten.



Ich hoffe, euch gefällt der erste Oneshot hier. Wenn ihr Vorschläge habt, was ich noch schreiben könnte, ab damit in die Kommis:)

Fußball Oneshot's BoyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt