35 ♪ Just the way you are

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Draußen ist Freiheit.

Dort, wo der Horizont beginnt,

gibt es ein Land,

in dem alle Wunder möglich sind.

Draußen ist Freiheit.

Ein Glück, das keine Schranken kennt.

Draußen ist Freiheit.

Weit fort von allem, was uns trennt,

beginnt, was man Leben nennt.

[ Jim Steinman ]



HARRY ║ „Hab' keine Angst."

Ich schluckte hart und dann stieß ich mich von der Mauer weg und fiel in die Tiefe. Der unebene Boden aus Sand bereitete mir Schwierigkeiten, ich verlor das Gleichgewicht.

Doch Spencer hielt mich. Wie ein Fels in der Brandung verhinderte er, dass ich mich wie ein trotteliger Betrunkener auf die Schnauze legte.

Der angenehme Duft eines Aftershaves stieg mir in die Nase. Spencer roch gut, anziehend, genauso wie seine gesamte Person. Es erschreckte mich und gefiel mir gleichermaßen. 

Doch bevor die gesamte Situation komisch werden konnte, änderte Spencer mit nur wenigen Worten die komplette Stimmung: „Man kriegt das Gefühl du bist nicht viel draußen, Zach."

Ich räusperte mich und versuchte ihm möglichst sicher über den Sand zu folgen. In der Dunkelheit war das alles andere als einfach. Immer wieder stolperte ich, oder knickte ungeschickt mit dem Fuß um.

„Ich bin eher der... korrekte Typ. Einbrüche dieser Art sind mir ziemlich fremd", gab ich zu, dann hörte ich Spencer sichtlich amüsiert lachen und fragte: „Was ist?"

„Nichts, ich gewöhne mich nur gerade an deinem britischen Akzent", meinte er. „Egal, was du sagst, es klingt immer verdammt höflich."

Das war mir nicht neu, denn selbst Taylor war der Meinung, dass ich beim fluchen noch ziemlich nett klang. „Ich kann es einfach nicht ändern."

Spencer wandte sich mir zu, er hatte die Hände wieder in de Jackentaschen vergraben, die Buden kamen näher und näher: „Wer sagt denn, dass du das ändern sollst? Ich finde es klingt charmant."

„Was?", wieder stolperte ich, doch Spencer wiederholte sich nicht, stattdessen erreichten wir nun den Ort, wo der eigentliche Rave stattfand. Wir schoben uns unauffällig zwischen den Buden und dann sah ich auf ein Meer an feiernden und tanzenden Menschen.

Ich war nie ein Fan von Hardcore Techno, Hardstyle, Schranz und Detroit Techno, aber die Party hatte etwas. Ein unglaubliches Lichtspektakel war zu sehen, die gute Laune ansteckend und es war so ungewohnt sich unter so viele Menschen zu mischen. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal einer von vielen gewesen war.

Leute mit Schwarzlichtfarbe am Körper schoben sich an uns vorbei, aber auch völlig unauffällige Musikliebhaber. Sie alle hatten jedoch eines gemeinsam, sie bewegten sich zum Sound des DJs. Ich kannte niemanden, der heute auflegen würde, aber das war auch egal.

Denn ich lernte an diesem Abend viel. Nicht nur über mich selbst, sondern auch von anderen.

Spencer war ein überraschend guter Tänzer. Er schien sich nicht daran zu stören, ob andere Leute ihn ansahen, oder nicht. Sein Vorhaben für den Abend schien nur der Spaß zu sein. Fast schon hatte ich vergessen, wie es war einer von vielen zu sein. Abzuschalten und nicht daran zu denken, was andere von mir hielten.

Your Song [ Buch 1 ] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt