Kapitel 36

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Aaliyah's Sicht

"Ist der Hübschling da oben, dein Freund?", fragt Kian, als ich nach unseren Kaffees greife und ihm einen Becher reiche.

"Nein.", antworte ich zögernd, denn zwischen mir und Wolf ist eigentlich noch nichts geklärt.

"Er sah aber ziemlich verliebt in dich aus.", bemerkt der blauäugige Brünette und grinst verschmitzt, zeigt mir sein tiefes Grübchen.

"Wie kannst du das wissen?", frage ich verwirrt, denn er ist ja nicht der erste, der mir mit solch einem Sinn begegnet.

"Ich bin ein Junge. Ich erkenne sofort, ob ein anderer mit dir ficken oder eine Zukunft mit dir haben möchte. Bei ihm trifft beides zu.", erwidert mein neuer Freund und guckt mich tiefgründig an.

"Du liebst ihn. Deine Augen haben regelrecht gefunkelt, als du ihn angeguckt hast. Und ich bin zwar krank, aber nicht dumm und unerfahren. Diese Spannung zwischen euch hat sogar mich angemacht.", lacht er plötzlich und ich verdrehe angewidert die Augen.

"Das ist ekelhaft!", rufe ich und stimme dann in sein Gelächter ein.

"Du verleugnest es nicht.", vermerkt Kian als wir in den Aufzug steigen.

Ein lauter Seufzer entweicht meinen Lippen und irgendein eigenartiges Gefühl von Unsicherheit füllt meinen Körper.

"Er bedeutet mir viel.", murmle ich nur.

Natürlich liebe ich Wolf, aber das werde ich niemals vor ihm oder jemand anderem zugeben.

Die Lust die ich für ihn empfinde kam in Verbindung mit einer tiefgründigen Liebe und ich konnte es nicht einmal versuchen aufzuhalten.

Vielleicht denken einige jetzt, dass es zu früh ist, um es zu wissen, aber ich glaube, wenn man weiß, dass man mit einer Person eine Zukunft haben möchte, dann bemerkt man das innerhalb von Minuten; da ist die Anzahl an Monaten und Wochen total unwichtig.

Einerseits will ich mich Wolf komplett hingeben und seins sein, aber ich möchte auch mich selbst nicht verlieren und genau dabei habe ich ein Problem.

Kian's Blick ist sanft und überhaupt nicht verurteilend, genau das, was ich brauche.

"Du hast Angst, oder?", fragt er nachdenklich und setzt sich zusammen mit mir auf eine Bank.

"Seine Seele ist so dunkel, Kian, und ich bin doch selbst total kaputt. Wie soll ich ihn da reparieren?", erwidere ich erschöpft.

"Aaliyah, solche Dinge können auch nicht ohne Gegenleistung klappen. Ihr müsst einander aufbauen und zusammenkleben, nicht nur der eine den anderen.", beginnt Kian, guckt mir in die Augen und legt seine Tasse zur Seite.

"Ich kenne Jungs wie Wolf und glaub mir, sie haben oft die größten Herzen. Es gibt Gründe, warum das Licht in ihren einst hellen Seelen erloschen ist, meine Liebe. Wenn er dir wirklich etwas bedeutet, und das kannst du ab diesem Moment nicht mehr verleugnen, dann wirst du dafür kämpfen, ihn wieder zu dem zu machen, der er einmal war.", fährt er fort, streicht mir eine Strähne hinters Ohr und lächelt aufmunternd.

"Aber was ist, wenn ich nicht stark genug bin?", erwidere ich unsicher.

"Ein verliebter Mensch kann die Welt regieren, wenn er nur will. Die stärksten Menschen dieser Welt, sind nicht jene mit Macht, es sind diejenigen, die das Gefühl von Liebe erleben durften und noch stärker sind die, die sie teilen durften. Du bist stark, Aaliyah. Viel stärker, als du zu denken wagst."

Seine Worte klingen wie pure Kunst und ich kann nicht aufhören, ihn für diese Wortwahl zu beneiden.

Das in so einem Leib, solche tiefgründigen Dinge stecken, denkt man einfach nicht und doch scheinen sie perfekt zueinander zu passen.

"Du klingst wie ein exzellenter Autor. Wer hat dir das Herz gebrochen?", frage ich verträumt und gucke ihn an.

In seinen warmen blauen Augen blitzt eiskalte Trauer und ekelhafter Schmerz auf, doch sein Grübchen verschwindet immer noch nicht. Er lächelt sein Leid weg, wie es in den Büchern geschrieben steht.

"Ihr Name war Lovelyn, aber ihr Charakter, Herz und ihre Seele waren nicht annähernd so schön wie ihr Name. Belassen wir es bei diesen Informationen.", antwortet er gequält und vermeidet Augenkontakt.

Das Piepen seines Handys reißt mich aus meiner Trance und ich beobachte Kian dabei, wie er den Anruf abnimmt und nach zwei Worten bereits wieder auflegt.

"Mein Bruder ist angekommen und wartet auf mich. Ich hoffe es ist okay, wenn ich zu ihm gehe.", sagt er und erhebt sich währenddessen.

"Natürlich ist es okay.", murmle ich und schlinge sofort meine Arme um seine muskulöse Brust.

"Danke, Kian, du bist genau das, was ich brauche.", nuschle ich in seinen Pullover und seufze laut.

"Nicht der Rede wert, Liebling. Wir sehen uns am Freitag. Pass auf dich auf und - hör auf dein Herz.", haucht er mir zu und geht, nachdem er mir einen Kuss auf die Stirn gehaucht hat.

MY BADBOYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt