Das Mahl und die Aufgabe

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„Warum sollten wir Ihnen glauben?", warf Hermine ein, die zum ersten Mal, seit Snapes Ankunft sprach. Sie war immer noch etwas blass um die Nasenspitze.
„Es könnte genau so gut eine Falle sein.", vervollständigte der Zaubertrankmeister. „Natürlich könnte es das, aber es ist keine Falle."
„Na dann.", meinte Harry ironisch. Snape beugte sich nach vorne und funkelte Harry aus seinen schwarzen Augen bedrohlich an.
„Glauben sie das ganze hier ist ein Witz, Potter?"
Der verachtende Blick, den er Harry zuwarf, sprach Bände, Sie sind ganz wie Ihr Vater.

„Wenn es so wichtig ist, warum holen sie es nicht selbst?"
Snapes Hand glitt zu seinem linken Arm, Harry wollte gerade nach seinem Zauberstab greifen, doch Snape zog nur den langen Ärmel seines Umhangs hoch.

Der Totenschädel, aus dessen Mund sich eine Schlange wand, wurde auf Snapes blassen Unterarm preisgegeben. Es war tief schwarz. Noch nie zuvor hatte es so ausgesehen- noch nie zuvor hatte Voldemort eine solche Macht gehabt.

„Deswegen.", meinte Snape nüchtern und krempelte seinen Ärmel wieder herunter. „Dadurch kann er mich finden und ich bin mir sicher, mein Verschwinden ist mittlerweile jemandem aufgefallen."

Erst jetzt viel Harry auf, das sich Snape seitdem er ihm zuletzt gesehen hatte stark verändert hatte. Er schmaler geworden, er sah beinahe ausgemergelt aus. Snapes Haare waren noch genau so glänzend fettig wie früher, doch jetzt waren sie länger geworden und einwenig unordentlich. Die Augen des ehemaligen Schulleiters waren von dunklen Schatten umrandet und lagen tief in ihren Höhlen, mit entsetzten stellte Harry fest, dass ihr letztes Aufeinanderstreffen keine Woche zurück lag.

Die Wut auf diesen Mann legte sich ein wenig, als er ihn so sah, er wusste nicht weshalb. Früher hätte er alles gegeben um ihn einmal so zusehen, doch Vorstellung und Realität waren weiter von einander entfernt den je.

Harry räusperte sich, als ihm auffiel, dass während er nachgedacht hatte, weder Hermine, noch Snape ein Wort gesprochen hatten.
„Was gibt es im Ministerium?", fragte Harry schließlich nach, als ihm nach kurzem überlegen auffiel, dass der ehemalige Professor es nicht erwähnt hatte.
„Einen Zeitumkehrer."
„Einen Zeitumkehrer?"
„Ja, einen Zeitumkehrer."

„Aber dass kann nicht sein!", meinte Hermine überzeugt. „Sie wurden zerstört, während des Kampfes im Ministerium! Sie sind in einer Endlosschleife gefangen und unbrauchbar!"

Snape nickte leicht und bestätigend; es schien ihm nicht zu behagen Hermine Recht zu geben.
„Alle Zeitumkehrer, die 1996 dort waren, wurden in der Tat zerstört."

Es dauerte kurz, bis Harry die Bedeutung dieses Satzes verstand, eigentlich lag es nur an seiner Tonlage und der gedehnten Betonung, dass er bemerkte, dass Snape auf etwas hinauswollte.

„Sie meinen, es wurden weitere entwickelt?", versuchte er es vorsichtig. Beinahe fühlte er sich in den Unterricht in Hogwarts zurückversetzt. Snape hatte eine Frage gestellt und Harry musste sie beantworten. Die Chance, dass die Antwort, obwohl sie richtig war, als falsch bewertet wurde, stand ungefähr 10 zu 1.

„Korrekt.", meinte Snape knapp und reserviert. Harry blinzelte verwirrt.

„Aber was bringt Ihm ein Zeitumkehrer, der nicht über 24 Stunden hinaus funktioniert?", fragte Hermine und runzelte die Stirn. Harry war sich sicher, dass sie damals, als sie einen in ihrem dritten Schuljahr einen besessen hatte, alles über diese kleinen Wunder gelernt, was es zu lernen gab.
„Die Inschrift lautet: 'Noch nie habe ich die Sonne überholt'", redete sie weiter und wollte schon wieder Luft holen, um noch etwas hinzuzufügen, doch Snape hob die Hand und brachte sie so zum verstummen.
„Ich weiß was dort steht.", meinte er kühl und faltete seine Hände wieder in seinem Schoß. „Sie sind ja noch schlimmer als damals."

Hermine lief leicht rosa an und sank einwenig in sich zusammen. Am liebsten hätte Harry Snape sonst was angetan, schließlich wollte er ihre Hilfe! Er wollte gerade aufspringen und Snape seine, nicht ganz so nette Meinung auf nicht ganz so höflichem Weg mitteilen, aber Hermine schüttelte den Kopf und warf Harry einen Blick zu, der ihn zurückhielt.

„Also gut, was bringt der Zeitumkehrer?", fragte er mit zusammengebissenen Zähnen.
Snape setzte sich noch aufrechter hin, als ohnehin schon und wischte ein Herbstblatt von seinem nachtschwarzen Umhang, bevor er zu sprechen begann.

„Sie wurden weiterentwickelt, seit Jahren wird daran geforscht. Die meisten Zauberer wissen um die Gefahr, die sie bergen und meiden Zeitumkehrer so gut es geht- die Abteilung, die an den neuen Stücken arbeitete, musste folglicher Weise geheim gehalten werden.
Wie auch immer, mit diesen verbesserten Zeitumkehrern soll es möglich sein mehr als Tage, sogar als Monate zurückzureisen."
„Sie meinen Jahre?"
„Fällt ihnen sonst noch etwas ein?"
Harry ignorierte das gehässige Kommentar und rückte seine Brille zurecht.

„Woher wissen sie davon?", frage Hermine plötzlich, die wieder ihre normale Farbe angenommen hatte.
„Wie sie vielleicht wissen, stand ich selbst in den Reihen des dunkeln Lords, als Spion Dumbledores.", begann Snape. Harry war sich nicht sicher, aber er glaubte etwas wie Stolz in Snapes Augen aufblitzen zusehen, nur ganz kurz, dann waren sie wieder von unergründlichem schwarz. „Der dunkle Lord sucht diese geheime Abteilung und den Umkehrer, der seine Macht noch weiter verstärken kann."

„Und wir sollen ihn aus dem Ministerium holen?"
Snape nickte langsam. „Verstehen sie nicht, was Er, dessen Name nicht genannt werden darf damit anstellen könnte?"
„Und danach sollen wir ihn zu ihnen bringen?" Harry war noch nicht fertig, ein Puzzle schien sich in seinem Kopf zusammenzusetzen, gerade hatte er das letzte Teil gefunden. Snape hatte nicht auf Harrys Frage reagiert.
„Wir sollen unser Leben riskieren und uns an unzähligen Todessern vorbei in das verdammte Zauberreiministerium schleichen, eine geheime Abteilung finden, um dann den Zeitumkehrer zu finden und ihn dann einfach zu ihnen bringen? Was haben sie damit vor?"

Für einige Sekunden schien es, als würde Snape gleich aufspringen, sich auf Harry stürzen und ihn erwürgen, doch dann atmete er einmal tief ein und schüttelte leicht den Kopf.

„Ich werde selbst zurückreisen.", meinte er schlicht.

Harry Potter und der Zeitumkehrer (abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt