Bis zum verdammten Ende

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"Oh Gott...", nuschelte Mrs Weasley in Freds Jacke, dicke Tränen liefen ihre Wangen hinunter als sie ihre Kinder in den Arm nahm.
"Schon gut, Mom.", sagte Fred leise, die Augen fest zusammengekniffen- ein einziges Mal nicht zu Scherzen aufgelegt.
Nachdem sich die Familie Weasley zum ersten mal begrüßt und in den Armen gelegen hatte, waren jetzt sie anderen dran.
Fred umarmte gerade Hermine, während George bei Harry war.
"Gut dich lebend zu sehen, Harry.", meinte Fred, der immer noch blass im Gesicht war.
"Wir dachten schon du wärst tot.", beendete George und sein Zwillingsbruder nickte zustimmend.
"Kann ich nur zurückgeben!", meinte Harry und versuchte ein schwaches Grinsen. Die beiden Weasleys lächelten zurück- es sah eher gequält als amüsiert aus. Harry wollte sich nicht vorstellen, was sie die letzen Tage durchgemacht hatten.

Als sich alle begrüßt und ihre Erleichterung ausgesprochen hatten, schien eine weitete Schicht der Anspannung von ihnen abzufallen. Während sie sich auf den Weg zurück zum großen Höhle machten, wurde sogar hier und da gelacht und gelächelt. Die ganze Prozession setzte sich langsam in Bewegung und machte sich auf den Rückweg.

Harry lief als letzter hinter den anderen her, dachte er zumindest, bis ihn jemand sanft zurückhielt. Als Harry sich mit gerunzelter Stirn umdrehte, sah er in Ginny Weasleys hellbraune Augen. Für ein paar Sekunden wusste er nicht was er machen sollte- schließlich waren sie offiziell ein Paar, doch sie zu umarmen oder gar zu küssen, fühlte sich tief in seinem Inneren falsch an. Ginnys Ausdruck und ihre vor der Brust verschränkten Arme, das alles verhieß nichts Gutes.
„Harry, ich muss mit dir reden.", fing sie an, sie sprach ruhig, als hätte sie sich tausendmal überlegt, was sie ihm sagen wollte.
„Okay, was ist?", fragte Harry vorsichtig nach.
„Es tut mir leid, aber das mit uns- das geht einfach nicht mehr... ich weiß nicht wie ich es dir sagen soll... ich fühle einfach nicht mehr das gleiche, das ist mir in Hestias Haus klar geworden."
Harry sagte nichts, er starrte sie einfach nur an, während sie mit ihm Schluss machte.

„Vielleicht...können wir ja Freunde bleiben."
Harry nickte wie automatisch, als der Satz der Sätze aus ihrem Mund kam.

„Es tut mir leid.", wiederholte Ginevra Molly Weasley noch einmal ihre Worte, bevor sie sich an Harry vorbei schob und ihn alleine im dunklen, kühlen Gang zurückließ.

Lachen drang aus der großen Höhle zu Harry durch, er hörte wie die anderen regelrecht feierten, redeten und angestoßen wurde. Harry war kalt, er zitterte. Er wollte nicht zu den anderen, zu den Weasleys, die sich gerade alle wiedersahen- er fühlte sich plötzlich unglaublich fehl am Platz.
Anstatt also zu den anderen zu gehen, schlug Harry die entgegengesetzte Richtung ein- raus aus der Höhle.

Draußen hatte der Wind aufgefrischt und ließ die Bäume rascheln und ihre Kronen tanzen. Ohne es richtig mitzubekommen ließ sich Harry an den Felsen herunter gleiten und fand sich im braun-orangen Herbstlaub wieder.
Sein Inneres fühlte sich leer an, als hätte man ihn umgestülpt und als Hülle zurückgelassen.

Plötzlich fühlte Harry eine warme Hand auf seiner Schulter. Ohne sich umzudrehen, wusste er, wer da hinter ihm stand, er wusste es ganz genau.

„Harry..." Hermines Stimme klang etwas belegt. Harry antwortete nicht- was auch?
Das Mädchen mit den braunen Haaren, die über die Jahre immer glatter, wie sie hübscher gleichzeitig geworden war, setzte sich neben ihn.
Harry gab nach und lehnte sich gegen sie- es tat unglaublich gut, sie neben sich zu wissen- Hermine, die immer bei ihm gewesen war, immer. Ihr Körper schien auch ihn zu wärmen und die eisige Starre in ihm zu lösen.

„Was ist passiert?", fragte sie sanft.
„Ginny. Sie hat Schluss gemacht.", antworte Harry wahrheitsgemäß. Er war verwundert über den Klang seiner Stimme.
„Das tut mir leid.", meinte Hermine, sie klang, als würde sie mehr leiden als Harry.
„Sie hat recht...ich meine, das alles- es hätte nicht mehr geklappt."
Harry spürte wie Hermine nickte oder auch den Kopf schüttelte- er sah es nicht.

„Wie geht es dir?"
Harry richtete sich auf. Sollte er ihr wirklich sagen, wie er tief in seinem Inneren fühlte? Ohne Vorwarnung brachen die Worte, vor denen er sich fürchtete aus ihm heraus.
„Ich habe Angst.", fing er an. „Eigentlich sollte ich etwas fühlen...Trauer, Wut,Einsamkeit- irgendwas, doch da ist nichts. Einfach nur nichts... Mine, was wenn ichwerde wie Voldemort?", seine Stimme versagte.

Harry konnte sich nicht mehr zurück halten, seine Augen füllten sich mit Tränen. Als wären diese Worte, diese Sorge, die er schon länger tief in sich versteckt herumtrug, sein stützendes Gerüst gewesen, das jetzt mit ihm zusammenbrach. Hermine wich nicht von seiner Seite, sie strich beruhigend über seinen bebenden Rücken, stützte ihn, während sie etwas vor sich hinmurmelte.
„Meine Freundin hat gerade unsere Beziehung beendet und ich fühle nichts! Das... das ist doch nicht normal...", steigerte sich Harry weiter hinein, während Hermine ganz ruhig schien.
„Harry, du wirst nicht wie Voldemort.", meinte sie schlicht.

„Ach ja? Woher willst du das wissen?", erwiderte Harry barsch. Sofort tat es ihm leid, doch bevor er sich entschuldigen konnte, sprach Hermine unbeirrt weiter. Ihr Blick war fest und sie sprach mit solch einer Überzeugung, dass in Harry ein Feuerwerk der Wärme explodierte, das all die Kälte in ihm für immer zu verbannen schien.

„Du kannst nicht wie er werden, weil du für mehr kämpfst, als für Macht. Verdammt, Harry, du kannst niemals wie er werden, weil du uns hast, wir sind für dich da- ich bin für dich da, vom Anfang bis zum verdammten Ende!"

Harry Potter und der Zeitumkehrer (abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt