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"Vince! Vince Reagan!", kreischte ich schon fast voller Panik als wir vor der Auskunft im Krankenhaus standen.
Die Frau tippte an ihrem Computer bevor sie antwortete.
"Er ist noch in der Notaufnahme, nehmen sie doch bitte derweil Platz" Sie gestikulierte auf die Plastikstühle gegenüber.
Ich rieb meine Hände über mein Gesicht und versuchte meine Atmung zu regulieren.
Isaac strich mir über den Rücken und geleitete mich an die Stühle, doch ich konnte mich jetzt nicht hinsetzen. Wie denn auch?
Panisch lief ich den Gang auf und ab während Isaac Noah, Landon und die anderen benachrichtigte.
Das Krankenhaus hatte Elijah angerufen, da Vince Eltern nicht rangingen und er wohl als Notfallkontakt gelistet war.
Gestresst fuhr ich mir durch die Haare.
"Alles wird gut. Alles wird gut", murmelte ich vor mich hin.
Jegliches Zeitgefühl hatte mich verlassen als ich unruhig auf und ablief.

Noah, Landon und Hannah kamen und jeder einzelne hatte denselben blassen Ausdruck im Gesicht. Isaac starrte auf den Boden, komplett weggetreten in seine Gedanken.
"Hast du Vince Eltern jetzt angerufen?", fragte ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
"Sechs Mal schon", antwortete Elijah, der als einziger die Nummern hatte.
"Dann versuch es noch einmal", sprach ich in einer Mischung aus einem Schluchzen und einem Befehl.
Elijah nickte nur und wählte wieder die Nummer.
Fertig mit den Nerven riss ich ihm sein Handy aus der Hand und hielt es an mein Ohr.
"Komm schon. Bitte, bitte, bitte", bettelte ich.
"Christoph Reagan, mit wem spreche ich?", kam es leicht gereizt vom anderen Hörer.
"Hallo hier ist Robin, Vince, Vince liegt in der Notaufnahme, ein Autounfall", sagte ich alles in einem Atemzug.
Eine Zeitlang kam nichts und ich hörte nur ein Schnauben.
"Danke für die Mitteilung. Meine Frau und ich werden so bald wie möglich kommen und schicken Sie mir in einem zeitlichen Abstand von jeweils einer Stunde eine kurze Berichterstattung über seine Gesundheit. Ich muss jetzt in ein Meeting, melden Sie sich wenn sich sein Zustand verschlechtert", gab er in einem relativ gelassenen Ton von sich bevor er auflegte.
Fassungslos starrte ich auf den Bildschirm und überreichte dann stillschweigend Elijah das Handy.

Ein Bett, dass an uns vorbeirollte weckte meine Aufmerksamkeit.
Den Schopf blonder Haare würde ich überall erkennen.
Mein Herz fing schneller an zu schlagen als ich in das Gesicht des Patienten sah um mich zu versichern.
Und hinter all den blau-violetten Flecken und dem ganz-Körper-Verband steckte der Typ, für den ich immer noch Gefühle hatte.
Neue Tränen verschwammen meine Sicht als ich zunächst wie eingefroren auf seinen demolierten Körper blickte ehe ich ihm mit all der Kraft die ich noch hatte, hinterherrannte.
Ich konnte Schritte hinter mir hören doch achtete nicht wirklich drauf, da ich nur Augen für Vince hatte.
"Wie- wie geht es ihm? Er wird wieder, richtig?!", kam es panisch über meine Lippen.
Ich wurde für einen Moment ignoriert.
"Tut mir leid, wer sind Sie noch gleich?", fragte einer der Ärzte die den Wagen schoben.
"Ich bin seine Freundin", rollte es über meine Zunge.
Ein emphatischer Ausdruck breitete sich auf dem Gesicht des Mannes aus.
"Es ist im Moment schwer zu sagen. Wir werden Ihnen eine nähere Auskunft geben sobald Herr Reagan in seinem Zimmer untergebracht und seine Lage stabilisiert ist", antwortete er mir und ich nickte schwach als ich ihnen nun in einem langsameren Tempo folgte.
Die anderen hatten mich eingeholt und fingen an mich mit Fragen zu löchern.
"Was hat er gesagt?! Wie geht es ihm?!" Noahs Stimme war um einige Oktaven höher als sonst.
Ich schüttelte leicht meinen Kopf. "Wir werden Bescheid kriegen sobald er im Zimmer ist"

Eine drei-viertel Stunde lang warteten wir alle vor dem Zimmer, in welches sie Vince gebracht hatten.
Uns war kein Zutritt gewährt und ich stand am Ende mit meinen Nerven, wohingegen meine Tränen gar nicht mehr aufhören wollten zu fließen.
Niemand sprach, jeder war mit seinen eigenen Gedanken und seinem Kummer beschäftigt.
Und dann kam der Arzt.
"Ich bin Doktor Reece. Sie alle sind Freunde des Patienten?", fragte er nach.
Wir nickten.
Doktor Reece atmete erst mal tief aus bevor er weitersprach.
"Die Lage von Herr Reagan ist kritisch. Wie sie bestimmt alle wissen leidet er unter einer Herzinsuffizienz. Ich habe mich mit seiner persönlichen Kardiologin Frau Dupont in Verbindung gesetzt und erfahren, dass er sich in ein paar Tagen einer Operation unterziehen wollte. Wir werden das alles aber Vorziehen müssen.
Hinzu kommt, dass er schwere innere Blutungen und eine Gehirnerschütterung durch den Aufprall mit dem Auto erlitten hat. Ein paar Untersuchungen haben außerdem ergeben, dass Herr Reagan vor dem Unfall wohl einen Pseudo-Infarkt hatte. Pseudo-Infarkt deswegen, da es kein richtiger Herzinfarkt gewesen ist, sondern die Tako-Tsubo-Kardiomyopathie. Die Krankheit die auch als 'Broken-Heart-Syndrom ' bezeichnet wird. Sie wird durch starke seelische und- oder körperliche Belastung und zu viel Stress verursacht", las er von verschiedenen Blättern auf seinem Klemmbrett ab.
"Wir haben versucht die Schäden zu mindern aber dennoch steht er jetzt unter ständiger Beobachtung. Ich würde ihnen allen raten, erst mal Heim zu gehen, da er bis morgen wahrscheinlich nicht aufwachen wird. Wir können nur hoffen, dass keine Komplikationen auftreten", teilte er uns mit und schenkte uns ein trauriges Lächeln.
Keiner von uns bekam auch nur ein Wort raus nachdem uns der Arzt verlassen hatte.
Vince litt unter Herzschwäche?
Mein Kopf brummte und wurde schwerer je mehr ich darüber nachdachte.
"Wusstet ihr davon?", fragte ich die Jungs leise und alle schüttelten die Köpfe.

Vince schien vieles verschwiegen zu haben und am nächsten Tag sollte ich die Gründe und vieles mehr erfahren.

Doch zuvor blieb uns nichts Anderes übrig als zu beten und zu hoffen, dass Vince die Nacht überlebte.

Oh Gosch war das Kapitel fade zum schreiben. Ich musste scheiß viel recherchieren und jetzt hab ich Angst vor allen möglichen Krankheiten.

Socially Awkward. | Band 1 |✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt