Schnee über Seoul

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Ich fror. Es war kalt.

Ja, genau das ist es.

Erbarmungslose Kälte schlich sich in meine Glieder und machte alles taub.

Ich schlug meine Augen auf und versuchte durch die Dunkelheit, meines Zimmer, zu sehen. Ich wollte die Kältequelle ausfindig machen und sie, falls möglich, beseitigen.

Schwarze Finsternis schien alles zu verschlucken, in sich aufzunehmen und somit zu verbergen. Sie lies es praktisch für mich unsichtbar werden.

Doch beim genaueren hinsehen, war mein Zimmer gar nicht so intensiv vom schwarz eingenommen, wie es zuerst den Anschein machte.

Da! An meinem Fenster flogen kleine, weiße Flocken vorbei, die nach und nach auf dem Fensterbrett landeten und liegen blieben. Zusammen bildeten sie eine weiße, feine Schicht, die leicht vom Wind hätte zerstäubt werden können.

Ich stand auf und tapste schlaftrunken, über den kalten Dielenboden, rüber zu meinem Fenster.

Als ich angekommen war, begann ich abwechselnd die Füße an meiner Batman Pyjamahose hoch zu ziehen, um sie zu wärmen. Allerdings brachte das recht herzlich wenig, wie ich schon nach kurzer Zeit, zu meinem Bedauern, feststellen musste.

Der Schlaf saß mir ebenfalls noch sehr tief in den Knochen, was das Ganze nicht gerade besser machte, denn ich konnte den unwiderstehlichen Drang verspüren, zurück in mein Bett und unter die warme Decke zu schlüpfen.

Doch das lustige Treiben draußen, hielt mich davon ab. Der Schnee war einfach viel zu faszinierend, als das ich mich von diesem feinen Tanz, der Kristalle, hätte abwenden können.

Es sah so wunderschön aus, wie sie über den Wolkenkratzern Seoul's nieder sanken und alles mit einem weißen Schleier überzogen, der die Realität zu verschlucken schien.

Es erinnerte mich aber auch irgendwie stark an diese Coca Cola Weihnachtswerbung, von dessen Lied ich immer einen Ohrwurm bekam.

Während ich noch in diesen Gedanken schwebte, öffnete ich geistesabwesend das Fenster und augenblicklich schlug mir ein kühler Wind entgegen, der in Sekundenschnelle, sowohl meinen Körper, als auch meinen Geist, wach werden lies.

Fluchend und von diesem plötzlichen Schock noch ganz überrascht, hüpfte ich zurück und knallte das Fenster zu.

Wieso, bitte schön, habe ich das gemacht?

,,Scheiße, tut das weh. Mein Gesicht, es ist so kalt", jammerte ich, während ich meine Hände an die Wangen presste und somit versuchte, wieder ein wenig Wärme in sie zu bringen.

Noch immer fluchend lief ich zu meinem Bett zurück und ein flüchtiger Blick auf den Wecker verriet mir, dass es erst 5:00 Uhr war.

Eigentlich viel zu früh, um wach zu sein.

Das ist in meinen Augen schon fast so etwas wie Selbstmord.

Für einen kurzen Moment spielte ich mit dem Gedanken, mich wieder unter die warme Decke zurück zu ziehen und es noch einmal mit weiter schlafen zu probieren. Doch dann beschloss ich, dass es keinen Sinn mehr hätte, da ich ja sowieso bald aufstehen und diesen sicheren Ort, namens Bett, verlassen müsste.

Seufzend fuhr ich mir einmal kurz durch meine Haare und murmelte dabei so etwas wie:,,Aigo! Wärst du mal bloß nicht aufgestanden, nur um dir den Schnee draußen anzusehen! Das kannst du doch nachher immer noch tun."

Schnell schnappte ich mir meinen Hoodie und meine Schlafsocken, die immer neben meinem Bett, auf dem Boden, lagen und schlüpfte hinein. Sofort merkte ich, wie mir, durch den weichen Stoff, wärmer wurde.

SnowWhite//Seventeen FF//PausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt