Die Täuschung

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"Woher kommen die?", flüsterte Luna und sah mit blassem Gesicht auf die schwarze Einheit herab, die auf Hogwarts die Schule für Hexerei und Zauberei zumarschierte. Der Kampf zwischen Minerva McGonagall und Severus Snape war erst wenige Minuten her, genau wie Harrys schmerzhafte Vision, die ihm gezeigt hatte, wie Voldemort in dem geisterhaften, grünen Boot über den See voller Inferi gefahren war. Er hatte gespürt, wie es an das Ufer gestoßen war und wie Voldemort an Land gegangen war.
Sofort hatte Harry McGonagall gesagt, sie solle das Schloss verbarrikadieren. Das alles lag erst ein paar Augenblicke zurück. Er selbst hatte nach Rowena Ravenclaws Diadem suchen wollen, einem der letzten Horkruxe, doch Voldemort hatte ihn reingelegt. Er hatte Harry Eindrücke sehen lassen, die in der Vergangenheit liegen mussten. Er hatte ihn getäuscht, ihm das Gefühl gegeben, sie hätten noch Zeit, sich vorzubereiten, nur um diese Hoffnung einige Momente später zu zerstören.
Voldemorts Armee bewegte sich auf Hogwarts zu, lichterlohe Flammen waren in der Ferne zu sehen. Sie mussten das geliebte Zaubererdorf Hogsmeade niedergebrannt haben.

McGonagalls hastige Schritte waren zu hören. "Potter, der Geheimgang, durch den wir das Schloss evakuieren wollten- er ist eingestürzt. Sie haben das Schloss umzingelt...es gibt keinen Weg raus." Außer Atem lehnte sich die Hauslehrerin Gryffindors an die Brüstung, an der Harry und Luna standen.
Wurmschwanz, dachte sich Harry. Er war ein Rumtreiber gewesen wie sein Vater, wie Remus Lupin und Sirius Black. Er kannte die Karte, er kannte die Geheimgänge, er musste sie dem dunklen Lord verraten haben.

"Was tun wir jetzt?", fragte Luna. Man konnte das Zittern in ihrer Stimme deutlich hören, es passte nicht zu der, sonst so verträumten Ravenclaw.
"Wir haben kaum noch Zeit. Wir müssen uns verteidigen so gut es geht. Ich werde die jüngeren Schüler hinunter in die Kerker bringen. Wecken sie ihre Freunde und bringen sie sie in die große Halle." Mit diesen Worten drehte sie sich um und nickte den Professoren Slughorn und Sprout zu, die ihr folgten um die Schüler zusammenzurufen.

Harry und Luna liefen so schnell es ihre Beine zuließen zum Raum der Wünsche. Harry lehnte sich gegen die verzauberte Wand, die sich öffnete und sie einließ. Sie stürmten die steile Treppe herunter. Schüler der verschiedensten Häuser lagen in ihren Hängematten, unterhielten sich leise und in einer Ecke wurde sogar eine Runde Zaubererschach gespielt. Harry musste schlucken. Am liebsten hätte er dieses friedliche Bild nicht zerstört, aber es musste sein.
"Hogwarts wird angegriffen.", rief er so laut es ging.
Stille kehrte ein. Das splitternde Geräusch, mit dem die schwarze Dame die den weißen Turm zerstörte, war das einzig Hörbare. In sekundenschnelle hatte sich eine Gruppe um die Treppe gebildet, auf dessen Stufen Harry Potter stand. Es war genau wie damals, als der durch Ariana Dumbledores Bild geklettert war, nur, dass die Minen der anderen dieses Mal keine Freude und Überraschung zeigten.

„Was ist los?", rief Fred, der sich durch die Menge nach vorne drängte.
„Voldemort. Er ist hier...ich dachte wir hatte noch Zeit. Er steht vor den Toren."
Blankes entsetzten machte sich breit. Jemand begann herzzerreißend zu weinen.
„George?" Fred nickte seinem Zwilling zu, als ob sie gerade einen telepathisch einen Plan geschmiedet hätten, was Harry den beiden ohne Frage zutraute. George nickte zurück.
„Leute, ganz ruhig! Wir gehen jetzt in die große Halle, dort sind wir sicher! Los geht's!"
Willig und verängstigt folgten die Schüler Fred die Treppe hoch, raus aus dem Raum der Wünsche. Harry warf ihm einen dankbaren Blick zu.
"Komm." Es war Dean Thomas der nach Lunas Hand griff, da sie keine Anstalten gemacht hatte, von Harrys Seite zu weichen. Das blonde Mädchen sah Harry fragend an.
„Geh ruhig.", sagte er zu Luna. Sie nickte und ließ sich von Dean die Treppe hoch führen.

Es war nur noch eine Frage von Minuten bis Voldemorts Anhänger Hogwarts angreifen würden. Nervös sah er sich im riesigen Raum um. Alle Hängematten waren leer und hingen trostlos herunter. George und Harry waren die einzigen, die noch im Raum der Wünsche waren. Der eine Weasley Zwilling lief hinter den anderen her und trieb die Schar aus Hogwartsschülern an, was eigentlich gar nicht nötig war, da alle so schnell wie nur irgend möglich in die große Halle wollten.
„George, wo sind Hermine und Ron?", fragte Harry, als ihm plötzlich bewusst wurde, dass seine Freunde nicht hier gewesen waren.
„Sie sagten etwas von einem Badezimmer.", rief George ihm noch zu, während er den Raum der Wünsche verließ.
Harry machte auf dem Absatz kehrt, er wusste wo sie waren. Er musste seine Freunde warnen bevor es zu spät war...

„Ron, Hermine!", keuchte Harry, als er das Mädchenklo, an dem viel zu viele Erinnerungen hingen, betrat. Die beiden fuhren erschrocken herum, als Harry die Tür aufriss und über das angestaubte 'Betreten Verboten'-Schild, das die Drei seit jeher ignoriert hatten, in die Toilette stolperte. Ron und Hermine hatten das Waschbecken bereits geöffnet und wollten gerade die Kammer des Schreckens betreten.
„Harry...", begann Hermine, doch eben dieser unterbrach sie nun.
„Voldemort greift an!", rief Harry. „Er ist kurz vo-"
Ein ohrenbetäubender Knall unterbrach ihn. Der Boden wurde erschüttert und Staub rieselte von der Decke. Harry schluckte.
„Sie sind hier."

Harry Potter und der Zeitumkehrer (abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt