Kapitel 58

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Luhans POV

Am nächsten Morgen war ich ausnahmsweise mal vor Sehun wach, da ich dank der Sache von gestern Abend kaum schlafen konnte. Zwar sagte sie nichts dazu, aber so wie sie geguckt hat, schien sie wohl nun was zu Ahnen. Und meine größte Angst war, dass sie es meinem Vater sagte. Denn so wie ich ihn kannte, wird er alles auf Sehun schieben. Er wird ihm vorhalten mich schwul gemacht zu haben, was ja eigentlich auch irgendwie stimmt aber das war ja egal denn, er wird Sehun garantiert Windelweich prügeln. Und auch wenn Sehun stark ist, glaube ich weniger, dass er gegen ihn ankommen würde.

Ich seufzte und drehte mich auf die andere Seite um Sehun anzusehen. Er sah so verdammt niedlich und unschuldig beim Schlafen aus. Wenn man ihn so sieht, kann man gar nicht glauben, dass er so ein perverser Arsch im Wachen Zustand ist. ''Warum starrst du mich so an?'' fragte er plötzlich und vor lauter Schreck, blieb mir kurz mein Herz stehen. ''Musst du mich so erschrecken?'' fragte ich und hielt mir meine Hand an die Brust.

Er öffnete ein Auge um mich kurz anzusehen und zog mich dann zu sich ran. ''Tut mir Leid,'' sagte er und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge. ''Schon okay,'' seufzte ich und legte meinen rechten Arm um ihn. ''Wie kommts das du so früh wach bist?'' nuschelte er in meinen Hals, während ich mit meinen Fingern durch seine Haare fuhr. ''Mich beschäftigt noch immer die Sache von gestern Abend,'' erwiderte ich und starrte stur ins Leere. ''Glaubst du, sie hat es deinem Vater gesagt?'' ''Ich weiß nicht, aber wenn, dann können wir beide uns auf eine Tracht Prügel freuen. Und ich müsste wahrscheinlich die Schule wechseln, da ich dich nie wiedersehen dürfte,'' erwiderte ich und Sehun sah mir ins Gesicht. ''Glaubst du wirklich, das sie so weit gehen würden?'' fragte er. ''Wir könnten froh sein wenn es nur das ist und er uns nicht noch umbringt,'' erwiderte ich und stoppte die Bewegung meiner Finger in seinen Haaren, um seinen Nacken zu kraulen. Er schloss genießerisch die Augen und versteckte sein Gesicht wieder an seinem vorherigen Platz.

''Würde denn die Chance bestehen, das sie es als Harmlos empfunden hat was sie gesehen hat?'' fragte er. ''Ich glaube nicht. Die Tatsache, dass du halbnackt warst, lässt sie nichts anderes annehmen. Sie weiß zwar, dass ich sehr anhänglich sein kann und auch mal mit Xiumin oder Baekhyun kuschel, aber noch nie zuvor hat sie gesehen, das entweder ich oder einer von beiden nur Unterwäsche an hatte, weil das eigentlich zu weit gehen würde. Oder hast du schon mal zwei Kerle gesehen, die halbnackt miteinander kuscheln und trotzdem hetero sind?''

''Hab ich,'' erwiderte er und ich sah verwundert zu ihm. ''Was?'' ''Kai wird sehr anhänglich im Schlaf. Da kann es schon mal passieren, dass du wach wirst und er benutzt dich als Kuscheltier. Und er trägt so wie ich auch nur eine Boxer zum schlafen,'' erwiderte er und als ich mir vorstelle, wie ein halbnackter Kai sich an einen anderen, ebenfalls halbnackten Typen ran kuschelt, musste ich mir wirklich das Lachen verkneifen.

''Aber sag ihm ja nicht, das ich dir das erzählt hab. Er killt mich dann,'' fügte Sehun noch hinzu und grinsend gab ich ihm einen Kuss auf den Haaransatz. ''Keine Sorge, ich sag nichts.''

Wir schwiegen für eine Weile, da es aber schon halb acht war, wie ich mit einem Blick auf die Wanduhr feststellte, löste ich mich von Sehun um mich auf zusetzten und zu strecken. ''Müssen wir wirklich aufstehen?'' fragte er und erst jetzt viel mir auf, wie sehr ich seine Haare verwuschelt hatte und wie unglaublich niedlich er damit aussah. ''Ja müssen wir Baobei,'' erwiderte ich und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen. Jedoch war Sehun damit nicht einverstanden und zog mich zu sich ran. ''Ich will mehr,'' sagte er und wollte schon seine Lippen auf meine Legen, als ich ihn von mir drückte. ''Später. Erstmal will ich mir die Zähne putzen.'' Er begann zu schmollen, aber nahm es so hin.

''Ich geh als erstes ins Bad, sonst lass ich mich doch noch dazu verleiten weiter zu schlafen. Und keine Sorge, ich beeil mich,'' meinte ich und Sehun nickte. Ich verließ mein Zimmer um besagten Raum aufzusuchen, dort erleichterte ich zuerst meine Blase, putzte meine Zähne und kämmte meine Haare durch. Nachdem das alles erledigt war, ging ich in mein Zimmer zurück und blieb erschrocken im Türrahmen stehen. Sehun lag noch immer im Bett, jedoch hatte er seine Boxer etwas nach unten gezogen und holte sich einen runter.

Zu geschockt um irgendwie etwas zu sagen oder groß nachzudenken, macht ich die Tür wieder zu, jedoch nicht komplett, und wartete bis er fertig war. Ich hörte wie er leise meinen Namen stöhnte und als ich nichts mehr hörte, nur noch seinen schweren Atem, sah ich durch den Spalt der Tür den ich offen gelassen hatte und sah, das er sich gerade dabei war, seine Hand mit einem Taschentuch sauber zu machen. Danach zog er seine Boxer wieder hoch und stand auf, um das Taschentuch wegzuwerfen.

Mit wackeligen Beinen betrat ich mein Zimmer und sagte: ''D-du kannst jetzt ins Bad.'' Er nickte und lächelte mich an, ehe er aus seiner Tasche einen kleinen Kulturbeutel rausholte und ins Bad ging. Ich atmete erstmal tief durch und sah zu meinem Bett. Kaum zu glauben, dass er sich ernsthaft einen runtergeholt hat. Hätte er nicht an irgendetwas Ekliges denken oder sich kalt abduschen können?

Ich seufzte und ging an meinen Kleiderschrank. Dort holte ich eine dunkle Jeans, ein weißes T-Shirt und einen schwarz-weiß gestreiften Cardigan raus und zog die Sachen an. Nachdem ich angezogen war, kam auch Sehun wieder ins Zimmer und zog sich ebenfalls an. Er zog die schwarze Jeans von gestern an und ebenso wie ich ein weißes T-Shirt.

''Haben wir heute Partnerlook oder was?'' fragte ich schmunzelnd und er sah kurz an sich runter, ehe er zu mir sah und begann zu lachen. ''Scheint so.'' Er packte seinen Kulturbeutel, sein Shirt von gestern und sein Spiel wieder in die Tasche und wandte sich dann zu mir. ''Wollen wir vielleicht nachher noch in die Stadt gehen oder hast du schon was vor?'' fragte er und ich schüttelte mit dem Kopf. ''Wir können gerne gehen, ich hab nichts vor.'' Er lächelte mich an und steckte dann sein Handy ein. Ich tat es ihm gleich und wir gingen nach unten. ''Du kannst ruhig noch zum Frühstück bleiben, dann können wir danach gleich gehen,'' meinte ich während wir die Treppe runterliefen. ''Wenn das okay geht,'' meinte er. ''Natürlich geht es das,'' erwiderte ich und dann waren wir auch schon unten angekommen.

Er stellte seine Tasche im Flur ab und wir betraten zusammen die Küche. ''Zǎo shàng hǎo (Guten Morgen),'' begrüßte ich meine Eltern und Sehun neben mir sah mich erst etwas nervös an, ehe er sagte: ''A-annyeong haseyo.'' Ich lächelte ihn entschuldigend an und zog ihn dann mit mir an den Tisch.

Meine Mutter erwiderte unsere Begrüßung, zu Sehuns glück auf Koreanisch, und mein Vater nickte nur. Wir begannen zu frühstücken und so wie jeden Morgen wenn mein Vater mit aß, war es still am Tisch und niemand sagte etwas. Sehun schien das ziemlich nervös zu machen, weshalb ich ihm leicht in den Oberschenkel kniff um ihm zu zeigen, dass die Stille okay war. Er sah kurz zu mir und ich lächelte ihn an. Er erwiderte es schwach und aß weiter.

''Sag mal Sehun,'' begann mein Vater und ich hielt den Atem an. Wenn er so ankam, konnte das nichts Gutes Bedeuten. ''Wie sieht es bei dir aus? Hast du irgendein nettes Mädchen im Auge?'' fragte er und die Frage machte mich noch nervöser. ''Baba ich glaube nicht da-'' ''Mit dir redet im Moment keiner Han!'' sagte er streng und ich sah sofort auf meinen Teller. ''Hěnbào qiàn (Es tut mir Leid).''

''Also?'' fragte mein Vater wieder an Sehun gewandt. ''Im Moment nicht. Es gab ein Mädchen, aber sie hat sich nicht für mich interessiert. Sie mochte einen anderen Jungen lieber als mich,'' sagte er und ich war wirklich überrascht wie gut er lügen konnte. ''Und schaust du dich trotzdem nach einem anderen Mädchen um?'' hakte mein Vater weiter nach. ''Ja, aber es ist schwierig. Entweder haben sie schon jemanden an ihrer Seite oder sie sind mir zu offen. Ich mag Mädchen nicht, die sich ständig an irgendwelche Kerle ranschmeißen oder freizügig rumlaufen,'' antwortete er und ich war wirklich erleichtert, das Sehun auf Knopfdruck so gut lügen konnte, denn das war genau das, was mein Vater hören wollte.

''Hast du noch irgendwelche Geschwister?'' hakte mein Vater weiter nach. ''Einen älteren Bruder, aber er lebt schon seit drei Jahren in Japan. Wir haben auch leider kaum noch Kontakt zueinander, da er viel arbeitet.'' War das jetzt auch so daher gesagt, oder hatte er wirklich einen älteren Bruder? Er hat nie Geschwister erwähnt, aber vielleicht hieß das auch nur, dass er einfach nicht darüber reden wollte. Fragt sich nur warum?

Mein Vater stellte ihm noch ein paar weitere Fragen, die er alle so beantwortete, dass sie ihn zufrieden stellten. Danach halfen wir meiner Mutter noch beim Abwasch und machten uns dann auf den Weg in die Stadt.

I'm a Wolf and you're a BeautyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt