Kapitel 17 - You said you'd never leave me

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Als wir bei meinem Vater ankamen, war ich schon wieder total aufgelöst. Ich konnte meine Tränen einfach nicht zurückhalten.

Als er parkte, lief ich mit schnellem Schritt direkt ins Haus und ließ mich weinend in mein Bett fallen. Ich stellte mir immer wieder dieselbe Frage: Warum ausgerechnet jetzt? Ich wusste dass es irgendwann passiert wäre aber doch nicht jetzt! Nein nicht jetzt. Dieser Gedanke zerfraß mich.

Die Tür öffnete sich leise und ich hörte, wie jemand barfuß über das Parkett zu mir lief.

„Hey nicht wieder weinen“, sagte Logan leise, legte sich zu mir und nahm mich in den Arm. Aber dadurch weinte ich nur stärker. Es fühlte sich an, als würde das niemals aufhören. Wie sollte es auch? Ich würde ihr immer nachtrauern, ich würde es wohl nie akzeptieren. „Ist schon gut“, flüsterte er und streichelte mir beruhigend über die Haare. „Nein das wird es nie mehr“, sagte ich leise und drückte die Stirn gegen seinen Brustkorb. Dann sagte er kurz nichts. „Ich bin immer bei dir.“ Ich zog mein Gesicht von ihm weg, um ihm in die Augen sehen zu können.

„Versprochen?“ - „Versprochen.“ Damit zog er mich wieder an sich und er würde mich nie loslassen.

Die nächsten Tage und Wochen zogen nur so an mir vorbei, ich hatte kaum noch ein Zeitgefühl. Ich hatte meine Vorhänge immer zugezogen, es war immer dunkel in meinem Zimmer. Ich konnte zwischen Tag und Nacht nicht mehr unterscheiden, alles war dasselbe. Ich wusste nur ungefähr wann es morgens war, wenn Logan hier ankam. Er kam jeden Tag, blieb auch manchmal über Nacht aber nicht immer. Er versuchte immer wieder mich anzusprechen oder mich zu überreden nach draußen zu gehen, doch es hatte keinen Sinn. Ich wollte nicht. Ich sprach auch nicht mehr sonderlich viel, es war als wäre nur noch meine äußere Hülle geblieben, das andere war alles weg. Als hätte ich mich in mir selbst vor der Welt verkrochen. Mein Leben bestand nur noch aus atmen, ich konnte mich kaum an meine letzte Mahlzeit erinnern oder an irgendwas. Nur Logan, der jeden Tag da war und mit mir redete, mir irgendwelche Sachen erzählte die ich in der nächsten Sekunde sowieso wieder vergaß. Doch es tat gut seine Stimme zu hören. Sie hielt mich am Leben.

Heute war wieder so ein Tag. Ich schlief immer mal ein paar Minuten, dann wachte ich wieder auf. Und das die ganze Nacht und den ganzen Tag hindurch. Durch meinen Vorhang drangen ein paar wenige einladende Sonnenstrahlen, doch ich ignorierte sie und zog mir die Decke über den Kopf. Ich hörte ein leises Klopfen an meiner Tür, dann öffnete sie sich. Schon an der Art wie er lief konnte ich hören, dass es Logan war und nicht mein Vater. Er setzte sich auf mein Bett und stellte das Tablett mit meinem Frühstück auf dem Nachttisch ab. Das vom Vortag stand immer noch hier, ich hatte es nicht angerührt. „Jenni du musst was essen“, sagte er leise, ich reagierte nicht. Darauf seufzte er und brachte das andere Tablett nach unten. Ich kam unter der Decke hervor und setzte mich, warf einen kurzen Blick auf das Frühstück. Doch beim Anblick von Spiegeleiern und Speck wurde mir im Moment einfach nur übel.

Als Logan zurückkam und bemerkte, dass ich hervorgekommen war, wirkte er etwas überrascht, doch ich sah ihn nicht einmal direkt an. Ich starrte nur total abwesend auf meine Bettdecke.

Er setzte sich neben mich und streichelte meinen Rücken. Ich bemerkte, dass er seine Hand im ersten Moment wieder etwas zurückzog, ich wusste nicht warum. Doch er streichelte mich weiter. Ich zog meine Beine an mich und lehnte meine Stirn daran.

„Hey, Kendall und James wollen wissen wie es dir geht und ob du uns begleitest.“, sagte er erwartungsvoll. Ich schüttelte nur kaum merklich mit dem Kopf und atmete tief ein und aus. Wieder entstand ein langer Moment der Stille, bis er wieder etwas sagte. „Julia und Carlos sind im Urlaub. Ich glaube, die zwei werden irgendwann heiraten. Du nicht auch? Wie schnell man doch jemanden fürs Leben finden kann. Man kann Liebe so schnell finden, aber meistens findet man sie nur wenn man sie nicht sucht.“ Und er hatte absolut recht, denn mir ging es genauso. Ich war so froh ihn zu haben, konnte es ihm im Moment nur nicht zeigen. Er war der Einzige der mich hier noch hielt. Ich wusste es zwar selbst nicht, aber wenn er nicht jeden Tag kommen würde, wäre es vielleicht schon vorbei mit mir.

Live your life like it's a vacation [BTR-FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt