5 "Hab da was gefunden, könnte dir gehören"

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„Warum hast du mich nicht einfach früher geweckt?", jammerte Thoma vor sich hin und kämpfte mit den Klettverschlüssen an den sperrigen Geländegamaschen, „du hättest ja einfach meinen Wecker umstellen können ohne mir etwas zu sagen?"

„Ich hab's euch doch gesagt", Lars saß grinsend auf seinem Vildtoringen und ritt vor dem Stall kleine Kringel, während Maila, Thoma und noch ein paar andere späte Gestalten um ihre Pferde herumhudelten, um nicht zu spät zu kommen.

„Fertig", zufrieden zog Maila den Sattelgurt noch einmal nach, eroberte dann den Aufsitzblock und erklomm Attilas Rücken.

„Gehen wir?", fragte sie dann Lars.

„Nein, ich warte noch bis es regnet", verdrehte der die Augen, wohlwissend dass heute strahlend die Sonne vom Himmel schien und kein Wölkchen in Sichtweite war.

Wortlos trieb sie Attila an, nur damit Lars sich gleich wieder an ihre Seite gesellte und der Braune und der Schimmel Seite an Seite über die Feldwege zu der Geländestrecke gondelten. Liam hatte sich einen großen, bunten Sonnenschirm auf einen Hügel gestellt, von dem er ziemlich weitläufige Sicht hatte und einen Liegestuhl darunter platziert.

Andrés Rappe zog seine Kreise um diesen Aufbau und auch Elissa und Valerie standen mit ihren Pferden schon herum.

„Wir sind pünktlich", erklärte sie grinsend Liam, der lachend auf seine Uhr blickend das bestätigte.

„Dürfen wir dann anfangen?", wandte er sich im Besonderen an Maila, „auch wenn es noch drei Minuten bis neun sind?". Ohne auf ihre Zustimmung zu warten, fuhr er fort, „gründlich warmreiten in allen Grundgangarten, den kleinen Wall dort könnt ihr miteinbeziehen, anfangs im Schritt." Damit ließ er sich in stilecht in seinen Liegestuhl fallen und fand noch eine Sonnenbrille, die er sich überzog.

„Im Übrigen, ich fische niemanden aus dem Teich. Und wer baden möchte, soll das doch bitte in seiner Freizeit tun", ergänzte er dann und lehnte sich entspannt zurück.

Attila lief zu voller Form auf, schon beim Warmreiten hatte er eine Galoppade, die Maila in der Dressur immer schmerzlichst vermisste. Die Ohren gespitzt, brachte er schneller als sonst den Rücken hoch und kam von selbst an den Zügel, beäugte dabei aber stets die wenigen Sprünge, die sie von der Wiesenfläche, auf der sie warmritten, sehen konnten. Den kleinen Wall sauste er rauf und runter, dafür haperte es mit dem Stillstehen, als Liam sie alle zu sich rief.

„Alle warm?", fragte er erneut bevor er fortfuhr, „ihr kennt das ja alle. Wir machen gemeinsam ein paar Einzelsprünge, dann dürft ihr nacheinander einen Teil der Strecke reiten. Fragen?"

Allgemeines Kopfschütteln. Attila und Maila fieberten nur daraufhin, endlich wieder auf eine Geländestrecke zu dürfen. Die Einzelsprünge stellten kein Problem dar, er flog über alles mit einer immensen Springbegeisterung und sie hatte kein Problem, Liams teilweise schwierige Wegführung umzusetzen. Im Gelände war Attila daheim und Maila war es auf seinem breiten Rücken, sie kannte ihren Schimmel in und auswendig. Sie wusste auch, wo seine Grenzen lagen, Valeries Brauner und Andrés Rapphengst hatten weitaus noch mehr Springvermögen als ihr Schimmel, aber Attila gab einfach alles und genoss es. Dadurch, und durch die vergleichsweise noch niedrigen Sprünge hatten sie kein Problem sondern nur Spaß. Attila dachte mit so oft er konnte, gerade die zwei schräg anzureitenden Heckenspünge hatte er nach dem ersten Mal Springen durchschaut und wendete beim zweiten Mal beinahe von selbst. Den auch?, schien sein eifriges Ohrenspiel bei jedem Sprung zu sagen und einmal zog er Maila schon in Richtung einiger Baumstämme, die in der Nähe lagen und sie musste ihn enttäuschen, dass er da nicht rüber sollte.

„Wer will anfangen?", fragte Liam und Maila konnte sich nicht mehr zurückhalten.

„ICH", rief sie glücklich grinsend in die Runde.

Hufspuren im SandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt