-SECHS-

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Mittwoch war schon wieder der letzte Tag meiner ersten „Arbeitswoche".

Jeweils nur vier oder drei Tage zu arbeiten war ziemlich angenehm und die Zeit war auch relativ schnell vergangen. Ich versuchte den Tag heute positiver anzugehen, nachdem mich meine Mutter heute Morgen auf meine schlechte Aura angesprochen hatte. Ihrer Meinung nach würde ich alles, was in meiner Nähe war praktisch vereisen, so kalt und abweisend wirkte ich.

Meiner Meinung nach übertrieb sie, aber ich merkte selber, dass mich die negative Einstellung nicht weiter brachte. Rory bemerkt sie schließlich gar nicht und weshalb sollte ich mich stressen, nur weil sie so dämlich war?

Ich versuchte also einfach das gute Wetter zu genießen und Andy war heute auch ganz umgänglich, denn er sprach nicht allzu viel. Wir saßen einfach nur nebeneinander und machten unseren Job.

Mittags fuhr ich zu Abby und aß mit ihr Salat, danach hinderte ich sie noch daran, sich einen Schokoriegel reinzuschieben und ich hoffte mal, sie hatte es jetzt nicht doch noch getan. Wenn sie so weiter machte wurde ihr Übergewicht wirklich zu viel, ihrem Körper tat es sicherlich nicht gut, dass sie so viel ungesundes Zeug in sich hinein stopfte.

„Was machst du an den freien Tagen?" fragte Andy, um kurz vor sechs. Ich kam gerade wieder aus dem Häuschen und hatte meinen Rucksack schon in der Hand. Den lehnte ich jetzt an die Holzwand an und nahm meinen Klappstuhl, damit ich ihn hinein tragen konnte.

„Weiß nicht", murmelte ich und ging wieder nach draußen. Andy hockte noch auf seinem Stuhl und sah mich an, während ich mich am Geländer anlehnte.

„Bist du noch mit Rory zerstritten?" fragte er nach und ich nickte. Ich richtete meinen Blick aufs Meer, auch wenn da nicht mehr viel los war. Die meisten Badegäste waren bereits in ihre Hotels oder Campingplätze zurück gegangen, um zu Abend zu essen. Mich hungerte es mittlerweile auch und ich hoffte darauf, dass Mum etwas Gutes gekocht hatte.

„Hat sie sich nicht bei dir gemeldet?" fragte Andy weiter.

Ich schüttelte meinen Kopf.

Tagsüber hatte ich Rory wirklich erfolgreich aus meinen Gedanken verbannt, aber jetzt fing ich schon wieder an, mich über sie zu ärgern.

„Nein und ich hab auch keine Lust jetzt groß darüber zu reden. Ich kann einfach nicht verstehen, wie sie mit meinem Bruder schlafen konnte. Das ist so eklig", teilte ich Andy mit und aus dem Augenwinkel heraus sah ich, wie er anfing zu grinsen.

„Ich bin erleichtert, dass du es eklig findest, mit deinem Bruder zu schlafen."

Ich sah ihn an und konnte mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.

„Du weißt schon, wie ich das meine."

Andy nickte.

„Ja schon irgendwie. Aber Mason hätte vermutlich auch nichts dagegen, wenn wir beide miteinander..." fing er an und sah dann unsicher zu mir.

„Es ist etwas anderes, wenn die beiden verliebt wären. Aber für einfach so mal hätte sie sich auch jemand Fremdes suchen können. Meinen Bruder muss sie schließlich immer sehen."

Wobei ich mir bei meiner letzten Aussagen nicht so sicher war. Ich selbst wohnte ja mit ihm unter einem Dach und hatte ihn seit Sonntag nicht mehr gesehen. Jeden Abend war er wo anders und ich fragte mich schon, zu wem er heute wieder geflüchtet war.

Ich strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und stieß mich vom Geländer ab. Meine Uhr zeigte mir sechs Uhr an und Andy stand nun ebenfalls von seinem Stuhl auf, um ihn nach drinnen zu räumen. Ich überlegte gerade, ob ich auf ihn warten und mit ihm gemeinsam nach Hause fahren sollte, da tauchte plötzlich eine sehr attraktive Person vor unserem Häuschen auf.

This SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt