achtzehn

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Die halbe Stunde war die schlimmste Qual.
Ja, ich musste es ihm jetzt sagen. Doch, wie würde er es auffassen? Würde er mich verstehen? Würde er mich sitzen lassen? Ich kann es ihm nicht sagen. Aber ich musste! Er war das beste was mir je passiert ist und wir hatten schon so viele schlimme Situationen überstanden.

Ich stand auf, ging unter die Dusche und fing wieder an zu weinen. Ich stand bestimmt zwanzig Minuten unter der Dusche, versuchte irgendwie die Schuldgefühle von mir zu waschen und weinte, bis ich keine Tränen mehr hatte.

Als ich wieder im Wohnzimmer stand, wusste ich nichts mit mir anzufangen. Ich setzte mich auf das Sofa, doch sprang sofort ruhlos wieder auf und tiegerte im Wohnzimmer auf und ab.
Plötzlich hörte ich das Geräusch von Max' Schlüssel in der Tür und ich sprang sofort auf und lief zur Haustür. Als er die Tür öffnete fiel ich ihm um den Hals und fing wieder an zu weinen.

Er nahm mich in den Arm und trug mich ins Wohnzimmer und legte mich aufs Sofa.
"Baby, was ist denn los?", er klang besorgt und strich mir sanft über die Haare.
"Ich kann nicht mehr.", schluchzte ich und hielt mich an seinen starken Armen fest. Ich atmete seinen berauschenden Geruch ein, in der gewissheit, dass dies das letzte Mal sein könnte, dass ich ihn rieche.
"Was kannst du nicht mehr? Baby, rede mit mir. Bitte! Ich werde dich für nichts fertig machen, versprochen!"
Ich schluchzte nur noch mehr und bekam gar kein Wort mehr raus. Max, so verständnisvoll wie er immer war, stand auf und brachte mir ein Taschentuch und ein Glas Wasser.
"Ich liebe dich, Schatz.", war das Einzige, was ich sagen konnte.
Da kam mir eine Idee. Ich wusste die ganze Zeit nicht, wie ich es ihm erklären sollte, doch jetzt wusste ich es.

Ich stand auf und ging zum Tisch, wo mein Handy lag. Ich griff es und suchte die Nachrichten von dem Zuhälter raus. Ich ging zurück und gab Max mein Handy. Er starrte es nur verdattert an und fragte mich, was er damit tun sollte.
"Es tut mir so leid. Ich liebe dich Max. Ich will nur, das du weißt, das ich das nie wollte. Bitte lies das. Ich werde dir jede deiner Fragen EHRLICH beantworten, versprochen."

Und so fing er an zu lesen. In seinem Gesicht spiegelte sich abwechselnd Ekel, Überraschung und Wut. Ich fing an auf den Fingernägeln zu kauen, wie immer wenn ich nervös war.

Als er zuende gelesen hatte, legte er mein Handy weg und starrte mich ausdruckslos an.
"Schatz, bitte sag was!", flehte ich.
"Ich weiß nicht, was..."
"Irgendwas. Ich ertrage dein Schweigen nicht! Glaub mir, ich wollte das nicht. Er hat mich verfolgt und mich vergewaltigt und mich unter Druck gesetzt. Ich hatte solche Angst, es dir zu sagen, weil ich dich schon einmal so verletzt habe und ich dich nicht verlieren darf!"
"Wieso ausgerechnet du? Und wie? Mir schwirren so viele Fragen durch den Kopf..."
"Ich weiß nicht, warum ich. Ich kannte diesen Mann vorher nicht. Ich...", doch er schnitt mir das Wort ab, indem er mir einen Finger auf die Lippen legte.
"Ich will das alles gar nicht wissen. Ich will nur wissen, was du gefühlt hast. Gibt es einen Mann, außer mir? Empfindest du in irgendeiner kranken Weise für diesen Typen?"
"NEIN! Ich empfinde nur für dich." ...und für Liam? "Ich darf dich nicht verlieren. Du bist mein Fels in der Brandung. Mein Ein und Alles. Bitte, verlass mich nicht!"
"Baby, du kannst da nichts für. Ich werde dich nicht verlassen. Ich werde dir helfen diesen Vergewaltiger und dreckigen Zuhälter bei der Polizei auffliegen zu lassen. Das ist das Minimum, was wir jetzt tun können."

Und bevor ich etwas erwiedern konnte, fing ich wieder an zu weinen. Ich weinte ohne Unterlass und ich spürte nur vage, wie er mich wieder in mein Bett trug und sich neben mich legte. Als ich langsam aufhörte zu weinen, hörte ich, wie er mir Mut zu sprach und ich spürte seine weichen Finger auf meinen Wangen und seine vollen Lippen auf meinen.
"Ich liebe dich.", flüsterte ich noch, bevor ich einschlief.

Aus dem Leben einer Nutte.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt