Kapitel 10

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Ich stand vor Thomas Tür. Ich klopfte an die Tür und hörte ein leises Schluchzen. Thomas machte die Tür auf und als er mich sah wischte er sich die Tränen weg, die ihm über die Wange liefen. Doch es kamen immer mehr und er weinte immer mehr. Ich wusste genau wie er sich fühlte. Was sollte ich jetzt machen? Eine Trösterin war ich nicht wirklich. Sollte ich vielleicht Dillan holen? Er ist ja Thomas bester Freund.

Ich nahm ein Taschentuch aus meiner Hosentasche und gab es Thomas. Er nahm es entgegen und weinte weiter. Ich habe noch nie einen Jungen gesehen, der so zerbrechlich ist. Mir machte es nichts aus. Thomas war sehr nett und ein guter Freund. Ich legte meinen Arm um seine Schulter und versuchte ihn zu trösten. Nach einer Zeit beruhigte er sich wieder und schlief. Ich konnte mein Grinsen nicht unterdrücken. Er war wirklich auf meiner Schulter eingeschlafen.

Als ich zurück zu meinem Zimmer ging, sah ich dass mein Bruder zu mir wollte. "Ja?"

"Ah, da bist du. Ich hab dich gesucht, weil ich nochmal mit dir reden wollte." "Schon gut Dillan. Aber ich hätte da noch eine Bitte an dich." Er sah mich an. "Die wäre?" "Schau bitte später noch bei Thomas vorbei. Er braucht dich jetzt mehr als ich dich. Er hat vorhin die ganze Zeit geweint. Er schläft gerade, aber guck nochmal bei ihm vorbei." 

"Warum hat er denn geweint? Hat Daniel ihn wieder geärgert? Oder was..." Ich unterbrach ihn. "Nein. Auch wenn Daniel ziemlich nervig ist. Er hat nichts gemacht. Thomas ist traurig wegen Tom. Er hat mich zu der Stelle gebracht, an der er gestorben ist. Dort habe ich auch Toms Eltern getroffen."

"Okay, ich werde zu ihm gehen. Aber können wir kurz in dein Zimmer gehen und reden?" "Natürlich."

Wir gingen in mein Zimmer und setzten uns auf mein Bett. "Was möchtest du denn sagen?" 

"Das was der Aalderk gesagt hat, das stimmt. Unsere Eltern sind..."

"...tot" ergänzte ich seinen Satz. Ich sah zu ihm hoch und mir stiegen die Tränen in die Augen. Ich wollte nicht mehr weinen. Ich wollte nicht mehr trauern. Aber meine Tränen wollten einfach nicht auf mich hören. Ich senkte meinen Kopf, damit Dillan nicht sieht, dass ich weine. Doch mein Bruder ist mein Bruder. Er merkte es immer, wenn es mir nicht gut ging. Dillan nahm mein Gesicht in seine Hände und wischte mir die Träne mit seinem Daumen weg. "Ich weiß, dass es dir nicht gut geht, aber bitte halte durch. Bitte bleib stark Liv."

Ich sah ihn an und nahm ihn in den Arm. Nach einer Weile lösten wir uns wieder voneinander. "Du solltest jetzt mal nach Thomas schauen." Dillan nickte und ging aus dem Zimmer. 

Es war schon zehn Uhr und ich sollte schlafen gehen. Ich legte mich ins Bett. Leider konnte ich nicht richtig schlafen und ging deswegen zum Fenster. Ich öffnete es und schaute raus. Eine kühle Brise wehte meine Haare nach hinten und erfrischte mein Gesicht. Ich öffnete meine Augen nach ein paar Minuten und spürte erst jetzt, dass ich wieder weinte. Wenn das so weitergehen würde, dann wüsste ich nicht was ich machen soll. Ich guckte runter in den Hof und erkannte mehrere Gestalten. Es waren ein paar Mädchen, die mit drei Jungs rumalberten. Mir fiel ein Junge trotz der Dunkelheit auf. Er hatte braune Haare und braune Augen. Feuer... Ich erinnerte mich an das, was Mr. Whiteman zu mir gesagt hatte. Wasser und Feuer sind Gegensätze und hassen sich. Auch die Bändiger. Aber ich hasse diesen Jungen nicht. Vielleicht, weil ich selber zum Teil Feuer bin. Ich stand eine Ewigkeit am Fenster bis ich merkte, dass ich beobachtet werde. Es war der Junge von unten. Er schaute mich an und lächelte mir dann zu. 

Oh mein Gott. Bist du eigentlich blöd Liv!? Ich schloss schnell das Fenster und legte mich wieder auf das Bett. Mit dem Jungen in meinen Gedanken schlief ich endlich ein. Die Dunkelheit überfiel mich und ich sank in den Schlaf.

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Auf dem Bild oben ist der geheimnisvolle Junge.    

Im Bann der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt