43. Kapitel

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Sydney

Ich lächle Nate an. Sein Gesicht ist ungläubig und mein Lächeln wird breiter. Irgendwie ist mir komisch, alles fühlt sich noch etwas benommen an, aber ich bin so froh, nicht mehr dieses ungewohnte und etwas gruselige Schwergefühl zu fühlen. Meine Brust schmerzt ebenfalls etwas, aber es geht mir sonst dem Umständen entsprechend gut.
Und das unangenehme Kratzen aus meinem Hals ist weg. Ich fühle mich, als könnte ich irgendwie freier atmen. Klingt zwar etwas seltsam, aber es fühlt sich gut an. Verdammt gut.

„Sydney", flüstert Nate und eine Träne löst sich aus seinem Augenwinkel. Ich wische sie mit meinem Daumen weg und ziehe ihn zu mir. Seine Arme umschließen mich und ich atme seinen gewohnten Geruch ein.

„Ich bin so froh, dass du wieder bei mir bist. Mein Gott, du hast mir einen riesen Schrecken eingejagt, ich dachte ... wir ... das du sterben würdest", nuschelt Nate in meine Haare und ich gebe ihn einen langen Kuss.
„Ich bin ja hier", sage ich, muss aber gleich wieder gähnen. „Sorry, irgendwie bin ich immer noch so fertig."

„Kein Wunder", meint Nate und erzählt mir dann von den letzten Tagen. Ich kann es kaum glauben.

„Nate", quietsche ich freudig und würde ihm am Liebsten um den Hals fallen, aber so viel Kraft habe ich noch nicht, „Ich habe eine längere Chance. Wir ... wir haben eine Zukunft. Ich bin so froh." Ich kann meine Freunde kaum in Worte fassen und muss anfangen zu weinen.

„Hey, hey. Du weißt gar nicht, wie froh mich das macht. Aber wieso hast du mir nichts erzählt? Ich hätte dir doch helfen können", sagt Nate und nimmt sanft mein Gesicht in seine Hände. Er küsst meine Tränen weg.

„Ich weiß, aber ...", ich versuche meine Stimme unter Kontrolle zu bringen, „Ich wollte dich nicht belasten und außerdem hatte ich Angst, das du mich dann in einem anderen Licht sehen würdest. Ich ... Es tut mir Leid."

Ich senke den Blick, aber Nate zwingt mich sanft dazu ihn anzublicken. „Bitte, Syd, mach dir keine Vorwürfe. Von jetzt an erzählen wir uns einfach so wichtige Dinge, ja? Du musst keine Angst haben, dass mich deine Probleme belasten, ich will alles wissen, was dir Sorgen bereitet. Versprichst du mir, mich jetzt immer einzuweihen?"

„Ja", flüstere ich und küsse ihn. Er erwidert den Kuss und mein Herz macht einen Sprung. Nate löst sich von mir und blickt mir tief in die Augen.
„Ich ruf mal deine Eltern, London und Hailey an. Die haben sich alle Sorgen um dich gemacht", erzählt mir Nate, gibt mir noch schnell einen Kuss und schnappt sich dann sein Handy.

Ich nicke und versuche meine Gedanken zu sortieren. Ich habe eine neue Lunge und muss nicht mehr Angst haben, im Alter von 20 Jahren zu sterben. Ich werde wahrscheinlich nicht neunzig Jahre alt, aber es ist trotzdem eine Erleichterung.

Und Nate ... mein Blick wandert zu ihm, während er London anruft. Er blickt mich an und ich muss lächeln. Er erwidert mein Lächeln.

Nach dem Anruf setzt er sich neben mich und erzählt mir von der Schule. Ich höre gespannt zu, kann aber nicht verhindern, dass ich einschlafe. Ich bin einfach zu müde. Selbst einfach nur sitzen ist schon so anstrengend.

„Ist alles okay?"

„Ja, sie ist nur eingeschlafen."

„Machte sie sonst einen guten Eindruck?"

„Ja, wirklich. Sie wird bestimmt auch gleich wieder aufwachen, aber sie war ganz schon fertig. Weckt sie bitte nicht."

Die Stimmen sind leise, werden aber langsam lauter. Ich werde wach und muss gähnen. Schließlich öffne ich träge die Augen und erschrecke leicht, als ich sehe, wie mich fünf Augenpaare mustern. „Sydney", ruft meine Mutter und kommt auf mich zu. Ihr Parfüm steigt mir sofort in die Nase und ich muss lächeln. Sie drückt mich und Nate erinnert sie daran, dass man mich schonen muss. Mein Vater gibt mir einen Kuss auf die Stirn und umarmt mich ebenfalls.
„Ich habe mir ungeheure Sorgen gemacht", sagt meine Mutter und in ihren Augen sammeln sich Tränen. Papa nimmt sie in den Arm und beruhigt sie damit etwas.
„Du machst vielleicht einen Mist", mein Hailey als sie an der Reihe ist. Ich lache und erwidere ihre Umarmung. „Du bist doch meine beste Freundin", flüstert sie und ich muss fast wieder an fangen zu weinen. „Du auch meine", flüstere ich zurück und sie lächelt, als sie etwas zurücktirtt.
London kommt auf mich zu. „Schön das es dir gut geht, Schwesterchen." Ich lache bei seinem komischen Namen für mich. „Schwesterchen?"

Er lacht ebenfalls. Die vier bleiben noch, aber nach einer Stunde muss ich immer öfters gähnen und alle gehen langsam. Nate bleibt noch etwas.
„Die Schwester musste mich immer zwingen zu gehen und damit drohen, den Sicherheitsdienst zu rufen", erzählt Nate und ich muss kichern.
„Wie wird es jetzt weitergehen?", frage ich und lächle, als er unsere Finger miteinander verknotet.

„Ich werde mich um einen Studienplatz bewerben und hoffentlich in der Nähe angenommen werden. Um ehrlich zu sein, weiß ich auch nicht wie es genau weitergeht, aber wir werden das schon schaffen", flüstert er und ich ziehe ihn näher zu mir.
„Wir werden es schaffen", murmle ich gegen seine Lippen. Der Kuss ist fordert, fast schon verzweifelt. Aber ich bin überzeugt, dass Nate und ich auch eine Fernbeziehung schaffen würden.

„Ich will gar nicht gehen", sagt Nate ehrlich und er legt sich neben mich auf das viel zu schmale Bett. Er schlingt seinen Arm um mich und ich blicke ihn in die Augen. Diese wunderschönen blauen Augen, die mich vom ersten Moment verzaubert haben.

Und ich kann gar nicht glauben, dass er mich genauso liebt, wie ich ihn.
„Sydney?"

„Ja?"

„Ich liebe dich. Ich hatte Angst, ich könnte es dir nicht noch einmal sagen. Mach dich darauf bereit, dass ich es dir jeden Tag sagen, damit du nie daran zweifelst. Ich liebe dich."

„Ich hatte ebenfalls Angst. Ich war mir in meinem Leben so unsicher, es war nicht sicher, wie lange ich lebe. Aber bei einer Sache bin ich mir sicher, wie nichts andere. Nämlich das ich dich liebe."

Und ich beuge mich nach vorne und besiegle meine Worte mit einem langen Kuss.

Ende

***
Wow. Das letzte Kapitel. Ich danke allen ganz dolle, die für Remember me gevotet haben oder es nur gelesen haben. Großen Dank! Ihr seid toll ♡♡
Soo... ich werde die Geschichte auf abgeschlossen stellen, aber in der nächsten Woche kommt noch ein Epilog. Demnächst werde ich die Geschichte nochmal überarbeiten und ein paar Fehler verbessern.

Liebe Grüße PinkFluffyFantacorn

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