Liebe?

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MIA'S SICHT:

"Ich muss gehen, Liam.", sagte ich, obwohl er das natürlich wusste. "Du kannst auch hier bleiben.", widersprach er. Langsam schüttelte ich den Kopf. "Nein, kann ich nicht." - "Oh doch." Liam klang wie ein kleines, trotziges Kind. Wieder einmal wurde mir bewusst, dass ich mir nicht viel länger würde einreden können, nichts für ihn zu empfinden. Als hätte Liam meine Gedanken gehört, zog er mich erneut in seine Arm, um  meinen Widerstand bröckeln zu lassen. Lächelnd strich er durch meine Haare. "Wenn wir damals im Flugzeug nicht nebeneinander gesessen hätten... keine Ahnung, was ich dann jetzt machen würde. Aber ich bin mir absolut sicher, dass es hier mit nicht vergleichbar wäre." Wieder küsste er mich und brachte mein Herz damit zum rasen. "Ja", murmelte ich, als er mir Zeit zum Luft holen gab, "ziemlicher Zufall, dass genau das Flugzeug auch noch notlanden musste und ich dadurch den Anschlussflug verpasst habe." Er schüttelte den Kopf. "Kein Zufall. Schicksal." Grinsend legte ich meine Hände um seinen Nacken. "Dann sind wir dem Schicksal wohl einiges schuldig." - "Allerdings.", stimmte er mir zu und wieder trafen unsere Lippen aufeinander. Liam seufzte und zog mich näher an sich. Nachdem er denn Kuss beendet hatte, lösten wir uns nicht voneinander. Stattdessen berührte meine Stirn seine, während meine Augen geschlossen blieben. Dieser Moment hätte niemals enden sollen. Doch ich durfte meinen Flug nicht verpassen. Gerade als ich mich endgültig von ihm lösen wollte, ließen Liams Worte mich erstarren. "Mia, ich liebe dich." Er flüsterte, dennoch verstand ich ihn ohne Probleme. Die nun folgende Stille, war alles andere als angenehm. Mein Mund war komplett ausgetrocknet, ich brachte kein einziges Wort heraus. Mein Herz schlug schneller als je zuvor. Ich wagte es nicht, meine Augen zu öffnen, weil ich genau wusste, dass ich seinem Blick begegnen würde. Schließlich brach ich die Stille, jedoch nicht mit den Worten, die er aller Wahrscheinlichkeit nach zu hören wünschte. "Ich... ich muss los." Seinem Blick ausweichend, löste ich mich von ihm, drehte mich um und ging, rannte fast, auf den Eingang zu. Liam rief meinen Namen, doch ich konnte nicht anhalten.

'Ich liebe dich auch.' WAS war so schwer daran? WAS? Seit einer halben Stunde saß ich jetzt bereits im Flugzeug, natürlich wieder in der ersten Klasse. Lena und Caro hatten mich nur so mit Fragen überhäuft, doch geantwortet hatte ich nur so knapp wie möglich. Irgendwann hatten sie es aufgegeben. Natürlich nur für's erste, das war mir klar. Ich würde ihnen noch einiges erklären müssen. Erstmal musste ich mir jedoch darüber klar werden, was mich daran gehindert hatte, Liam vernünftig zu antworten. Es stand außer Frage, dass ich mehr als bloße Freundschaft für ihn empfand. Aber war ich in ihn verliebt? Die Schmetterlinge in meinem Bauch, die Gänsehaut, das Herzklopfen... war das Liebe? Egal was es war, mein Verhalten ihm gegenüber war grausam. Ich hätte ihn nicht einfach dort stehenlassen dürfen. Nach allem was er für mich getan hatte. Nichts davon verdiente ich.

LIAM'S SICHT:

Verdammt. Verdammt, verdammt, VERDAMMT. Wütend schlug ich auf mein Lenkrad, woraufhin die Hupe ein lautes Geräusch von sich gab. Aber das war mir egal. Wieso hatte ich nicht einfach die Klappe halten können? Alles war so perfekt gewesen. Bis ich den Moment zerstört hatte. Ich zweifelte keineswegs daran, dass sie ebenfalls etwas für mich empfand. Ich hätte ihr ganz einfach mehr Zeit geben müssen. Es langsamer angehen lassen. Dafür war es jetzt zu spät. Meine Worte hatten sie offensichtlich in Panik versetzt und verscheucht. Irgendwie musste ich das Gesagte rückgängig machen, doch mit einem 'Ich hab es nicht so gemeint', war das wohl kaum getan. Denn ich hatte es so gemeint. Genau so, wie ich es gesagt hatte. Trotzdem musste ich irgendetwas tun, um sie nicht zu verlieren. Jetzt durfte ich den Kampf auf keinen Fall aufgeben. Was war denn schon schlimmes passiert? Sie wusste nun über meine Gefühle bescheid. Auch wenn ich mir nicht sicher sein konnte, ob sie diese Gefühle erwiderte, wusste ich dennoch, dass sie wenigstens etwas Zuneigung für mich empfand. Darauf musste ich mich jetzt verlassen. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass ich noch genau eine Stunde Zeit hatte. Eine Stunde, bis das Flugzeug in Deutschland landen würde. Eine Stunde, um mir zu überlegen, wie ich meine unüberlegten und doch wahren Worte, wieder gut machen konnte.

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ok, sein liebesgeständnis war richtig erfolgreich hahahah. aber es kann ja noch einiges passieren... ;)

I want you to stay..Where stories live. Discover now