„Alles gute zum Geburtstag Nando." murmelte ich so gut wie meine Stimmbänder es mir ermöglichten. Nando antwortete nichts sondern hielt mich weiter fest. Einige Minuten verstrichen und die Welt hörte sich auf zu drehen. Die Zeit blieb stehen, während Nando und ich die einzigen Menschen auf diesem Planeten waren.

„Weißt du es? Hat dir Mummy oder Damian erzählt, dass ich krank bin?" flüsterte Nando in mein Ohr. Diese Fragen waren nur für mich bestimmt. Es war völlig unmöglich für mich zu antworten, weshalb ich nur nickte. Ich schloss meine wässrigen Augen und presste die Lippen aufeinander. Wenn ich ihn jetzt los lassen würde, würde ich umfallen. Ich war vollkommen fertig mit meinen nerven. Nando's Körperwärme vermischte sich mit meiner. Während wir uns einfach umarmten, versuchte ich diesen Moment genauso in mein Gedächtnis aufzunehmen. Ich würde alle Erinnerungen hergeben, nur um diesen zu bewahren. Nando, wie er in diesem Augenblick vor mir stand. Seine weichen locken auf meiner Wange, die kleinen dünnen Arme um meinen Hals, sein süßer Geruch in meiner Nase, mein Kinn auf seiner Schulter und seine Stimme in meinem Ohr. Nur Nando und ich. Sein Herzschlag schlug gegen meine Brust und ich nahm wahr, wie er immer schneller wurde.

„Nando, gehst du zu den anderen? Sie wollen dir deine Geschenke geben."

Er zögerte er, doch dann lösten sich seine Arme von meinem Hals. Als Nando schon an mir vorbei gegangen war, war ich noch immer in der Hocke und brachte es nicht über mich meine Augen zu öffnen. Zwei starke Arme legten sich um meine Taille und halfen mir mich aufrecht hinzustellen. Ich schluchzte erneuert auf ohne die Augen zu öffnen. Es war auch nicht nötig sie zu öffnen, denn ich wusste ganz genau wer mir einen Kuss an die Schläfe drückte.

Damian

Ich war an ihren knochigen Körper nicht gewöhnt und hatte für einen kurzen Augenblick wirklich Angst sie zu erdrücken. Ever vergrub ihr Gesicht an meine Brust, während ich die Tür hinter uns schloss. Als ich das Schluchzten gehört hatte, wusste ich, dass es von Ever kam. Sie hatte es nicht verdient es auf diese Art und Weise zu erfahren. Ich wünschte, sie müsste es überhaupt nicht erfahren, doch so ist es nicht. Nando wird sterben. Auch wenn ich es schon seit ewigen Monaten weiß, konnte ich es einfach nicht realisieren. Ob ich das überhaupt jemals kann? Der Regen hatte nicht aufgehört, als würde sich das Wetter auf die Lebenssituation anpassen. Ich ging zu dem Stuhl, der in der Ecke der Terrasse stand und zog Ever mit auf meinen Schoß. Meine Augen brannten von den Tränen, aber ich musste stark bleiben. Für mich und vorallem für sie. Ich wusste, dass Ever in letzter Zeit viel durchgemacht hatte. Erst die Sache mit ihrem Vater, dann verlasse ich sie auch noch und dann erfährt sie das mit Nando. Nur weil ich zu feige war um ihr die Wahrheit zu sagen. Aber ich konnte es einfach nicht. Ich konnte ihr all die Zeit nicht sagen, dass ich meistens morgens zu spät kam, weil ich Nando zum Arzt gebracht hatte. Ich konnte ihr nicht sagen, dass ich letztes Jahr durchgefallen war, weil sie bei Nando Krebs diagnostiziert hatten. Ich konnte ihr nicht sagen, dass Nando sterben wird. Dafür liebte ich sie zu sehr. Ich wollte nicht, dass sie verletzt wird. Doch nun wurde mir bewusst, dass ich alles schlimmer gemacht hatte. Die ganze Sache hatte einen völlig falschen Weg eingeschlagen. Ich wusste, dass sie es früher oder später erfahren würde, doch ich hatte gehofft, dass es später sein würde. Viel später und vorallem auf einem ganz anderen Weg. Es war so schwer für mich gewesen es geheim zu halten, doch andererseits konnte ich es ihr einfach nicht sagen. Die einzige Lösung war es mich von ihr zu distanziert. Sie aus meinem Leben zu schaffen, doch das war das falscheste was ich je getan hatte.

„Wieso Damian? Wieso hast du es mir nicht einfach gesagt? Du hättest es mir von Anfang an sagen sollen."

Ihre Stimme war kaum als ein flüstern, dass sich mit ihrem weinen gemischt hatte. Ich hasste es sie so zu sehen. Ihre Atmung ging schwer und gezwungen. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so schmutzig gefühlt.

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