„Gott und ich muss nächstes Jahr auch auf diese Uni." stöhnte er und legte meine Blätter wieder weg.

„Du wirst hier studieren?"

„Ja."

„Und was?"

Ich setzte in einen Schneidersitz auf mein Bett und begann mit dem Saum meines Pullovers zu spielen, was eine blöde Angewohnheit war, wenn ich nervös wurde. Lorenzo, sein Bruder, war hier und ich wusste nicht ob es mir angst machen sollte oder nicht. Ich wusste, dass es einen Grund geben musste, weshalb er hier war.

„Weiß ich noch nicht, aber nicht Englisch wie jeder andere. Nur weil man in Englisch nur einen Kurs besuchen muss, ist das noch lange kein Grund für mich ihn zu wählen."

Ich lächelte leicht, was sich irgendwie komisch anfühlte, da ich es so lange nichtmehr gelacht hatte. Es herrschte eine Weile stille, als er sich seine Lederjacke auszog und sie auf den Stuhlrücken hing. Sein hellgraues T-Shirt lang eng an seinem muskulösen Körper an. Beide seiner Arme waren mit Tattoos überseht. So wie er da saß und mich ansah, erinnerte es mich stark an seinen großen Bruder.

„Wie geht es dir Ever?" fragte er letzten Endes und ich hatte ihn noch nie so ernst erlebt. Ich zuckte langsam mit den Schultern. Meine Fingernägel pressten sich in meine Handfläche während ich in seine besorgte Mimik betrachtete.

„Es wird besser." erwiderte ich, da ihn anzulügen keinen Sinn gemacht hätte. Obwohl ich ein wenig schwindelte, denn es wurd nicht besser. Jedoch sage ich nicht wie zu jedem anderen, dass es mir gut geht. Wieder betrat eine unangenehm Stille den Raum und nahm den ganzen Sauerstoff.

„Wieso bist du hier?" unterbrach ich das Schweigen, bevor ich daran erstickt wäre. Die Aufregung in mir wuchs mit jeder Sekunde, in der Lorenzo hier war. Er erhob sich und holte einen blassgelben Umschlag aus seiner hinteren Hosentasche.

„Was ist das?" fragte ich und nahm ihn entgegen.

„Eine Einladung von Nando." antwortete er und lächelte leicht. Wahrscheinlich hatte er die Hoffnung in meinen Augen bemerkt. Er hatte gesehen, dass ich hoffte er würde seinen großen Bruder als Grund für seinen Besuch nennen. Trotzdem wurde mir etwas wärmer ums Herz, als ich den Umschlag öffnete. Es war eine Geburtstagseinladung von ihm. Nando hatte sie selbst geschrieben, was ich an seiner krakligen Schrift erkannte. Er hatte viele verschiedene Farben verwendet und unten ein Bild mit einer Torte und einer sieben gemalt. Ich musste tatsächlich grinsen, als ich sie las. Es war so ungewohnt zu lachen, dass es im ersten Moment sogar schmerzte.

„Sag ihm, dass ich kommen werde." sagte ich und blickte vom Brief auf. Lorenzo nickte und presste die Lippen einander.

„Das ist schön..." murmelte er vor sich hin und starrte verträumt Löcher in die Luft. Seine markanten Gesichtszüge waren genauso wie die von seinem großen Bruder. Je länger ich mir Lorenzo ansah, desto mehr erinnerte er mich an ihn. Und das schmerzte. Ich sah zu meiner Bettdecke hinunter.

„Wie geht es ihm? Deinem großen Bruder meine ich."

Kurz verkrampfte er, doch dann entspannte er sich sofort. Ich traute mich wieder zu Lorenzo zu blicken.

„Gut geht es ihm...ja sehr gut schätze ich."

Seine braunen Augen waren voller Schmerz, als er mich mitleidig ansah. So wie es alle taten.

„Naja, hätte ich mir denken können."

Ich dachte an das zurück, was mir Jack erzählt hatte. Natürlich ging es ihm gut, wenn er mit Mädchen auf Partys tanzte. Ich Idiot fragte auch noch.

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