„Erholen sie sich ein wenig in den Winterferien."

Ich nickte erneuert und machte mich auf den Weg das Klassenzimmer zu verlassen. Das war das vertrauteste Gespräch, dass ich mit einem Lehrer je gehabt hatte. An meiner alten Schule war es den Lehrkräften egal, wie es ihren Schülern ging, sie wollten nur ihren Unterrichtsstoff durchbringen.

Ich erstarrte, als ich Damian sah, der angelehnt an der Wand erblickte. Wieso hatte er gewartet? Hatte er etwas von dem Gespräch zwischen Professor Allen und mir mitbekommen?

Er stütze sich von der Backsteinmauer ab und kam auf mich zu, bis er direkt vor mir stand.

Damian legte seine großen Hände auf meine Wange und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Ich kniff die Augen zusammen, weil ich wusste, dass es nicht sein sollte, doch es fühlte sich so unglaublich gut an.

„Lass mich dafür sorgen, dass du wieder etwas in den Magen bekommst." murmelte er gegen meine Stirn.

Egal ob ich tagelang nichts essen würde, wenn ich Damian sah, hatte ich sehr wohl was im Magen.

*

Ich wollte garnicht aus Damian's warmen Auto aussteigen, doch er hatte den Motor bereits ausgeschaltet und sah mich wartend an. Aus dem Fenster erblickte ich das große Restaurant, welches trotz des Regens wunderschön aussah. Das Gebäude war cremefarben. Die italienische Flagge hing leblos an der Stange über dem Eingang.

„Schickes Restaurant für ein einfach Mittagessen. Ich kann da nicht rein." sagte ich und wandte mich zu Damian, der schief grinste.

„Du siehst wunderschön aus." erwiderte er und ehe ich mich versehen konnte war er mit dem Regenschirm aus dem Auto ausgestiegen.

Er öffnete mir die Tür und hielt mir seine Hand hin. Ich erwiderte seine höfliche Geste und fiel beinahe aus dem Auto.

Er lachte, als ich mich an ihn klammerte um den Sturz zu verhindern.

„Déjà-vu." sagte er und hielt den Regenschirm über meinen Kopf. Mit seinem Fuß schloss er die Beifahrertür.

Meine Mundwinkel zuckten unauffällig nach oben. Ich war dankbar, dass ich mich an Damian klammern konnte, sonst wäre ich wohlmöglich zusammengeklappt. Nur durch seine Anwesenheit ging es mir deutlich besser. Was ich in seiner nähe fühlte war so strak und intensiv. Ich wollte mich von ihm fernhalten, wollte ich wirklich, aber ich konnte es einfach nicht. Die Tatsache, dass ich bei ihm sein konnte wann immer ich wollte war zu verlockend.

Ein Mann im Anzug hielt uns die Tür auf und nickte Damian zu.

„Herr Castano."

„Hallo Jeff." erwiderte er und nickte ebenfalls.

Mein Atem stockte, als ich den königlichen Saal betrat. Ein enorm großer Kronleuchter erhellte den Raum. Drinnen sah alles so genauso elegant aus wie von außen. Der Boden war aus weißem Marmor und die Wände waren entweder mit Gemälden oder riesigen Fenster geschmückt. Im Hintergrund lief leise Musik und ich erkannte, dass es Debussy war.

Damian half mir aus meinem Mantel und gab ihn einer Frau, die ich davor garnicht gemerkt hatte. Sie trug ihr blondes Haar offen und hatte einen engen schwarzen Rock mit einer weißen Bluse an. Ich konnte ihr Gesicht nicht erkennen, da sie mit meinem Mantel und Damian's Jacke um die Ecke verschwand. Wir lief zu einer Frau, die an einem Podest stand und in dem Buch, das vor ihr lag rumblätterte. Gott dieses Restaurant, hatte jemanden der einem die Tür aufhielt, einem die Jacken abnahm und auch noch jemanden der einem zum Tisch führte.

Die schwarzhaarige Frau blickte von dem Buch ab und lächelte in unsere Richtung, wobei sie eher auf Damian, als auf mich achtete. Sie war beeindruckend groß und gertenschlank. Auch sie trug einen kurzen engen Rock und eine weiße Bluse.

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