Seine Miene erhellte sich augenblicklich und seine weißen Zähnen kamen zum Vorschein.

„Klar." antwortete er und unterdrückte sich sichtlich ein Grinsen.

*

Ich fuhr mit meinem Zeigefinger auf seiner Brust die umrisse seiner Tattoos nach. Mir war nie aufgefallen, dass er auch dort tätowiert war. Damian zuckte leicht zusammen, als ich ihn berührte.

„Deine Finger sind so kalt." murmelte er und zog mich noch enger an sich.

Er legte meine beiden Hände an sein Herz und verstärkte den Griff um meine Taille. Mein Kopf ruhte in seiner Halsbeuge. Meine Augenlider fühlten sich weiterhin schwer und verheult an. Meine inneres war leer und vereist. Kälte, die nichts und niemand erwärmen konnte. Ich wusste nicht was die Zukunft bringen würde, aber ich wusste, dass ich den Menschen, der mir mein Leben zerstört hatte, der mich zerstört hatte, nie aus meinen Gedanken verschwinden würde. Er war immer da, irgendwo in meinem Hinterkopf oder in meinen Träumen, doch nicht wenn ich bei Damian war. Ich würde heute Nacht schlafen ohne einen Albtraum zu haben und das fühlte sich wiederum unglaublich an.

„An was denkst du?" fragte Damian und sah zu mir herab. Ich erwiderte seinen Blick. Meine Augen huschten sofort zu seinen Lippen. Gott das musste aufhören.

„Ich denke daran, dass du das einzige Heilmittel gegen meine Albträume bist und das ist beunruhigend."

„Wieso?"

„Weil meine Träume nun von dir abhängig sind und ich kann ja schlechte jede Nacht bei dir schlafen?"

„Wieso nicht?"

Ich schüttelte grinsend den Kopf. Er zog eine Augenbraue nach oben und sah mich fragend an, als ob seine Frage ernst gemeint wäre. Ich beschloss ihm seinen Spaß zu genissen und spielte mit.

„Ja weil ich eben nicht jede Nacht bei dir schlafen kann." antwortete ich, weil mir ehrlich gesagt nichts anderes im Kopf rumschwebte.

„Das sagtest du bereits."

Ich seufzte genervt auf und vergrub meine Wange erneuert in seiner Halsgrube. Mit meinem Fingernagel fuhr ich sanft die Umrisse seiner Tattoos auf seinem Bizeps nach. Wenn man seine Tätowierte Haut sah realisierte man nicht die Motive die gedruckt waren, man nahm nur wahr, dass die Haut mit Tinte verzieret war mehr nicht. Doch wenn man so nah war, entdeckte man jedesmal was neues. Eine Antike Uhr mit griechischen Zahlen, einen Totenkopf, ein etwas kleineres Rosenmuster und etwas, dass wie ein Zitat aussah. Die Tattoos liefen alle ineinander über wie Puzzleteile.

But without the dark, we'd never see the stars." las ich das Zitat auf seiner Brust und fuhr die einzelnen Buchstaben nach. Damian's Körper entspannte sich, ich hatte davor garnicht bemerkt, dass er angespannt war.

„Wieso hast du dir das tätowieren lassen?" fragte ich und schielte neugierig zu ihm hoch.

„Das Tattoo ist neu. Ich habe es mir letzte Woche stechen lassen. Irgendwie passt dieser Satz in mein Leben." erwiderte er und biss sich auf seine Unterlippe.

Urplötzlich glühten meine Wangen auf und ich wusste nicht wieso mein Körper aufeinmal so reagierte, da nichts weltbewegendes vorgefallen war. Ich war froh, dass es außer dem leichten Mondlicht, welches zarte Helligkeit auf unsere Gesichter warf, keine weiteren Lichtquellen gab.

„Ich mag das Tattoo." sagte ich nach einer Weile und leitete damit die Ruhe ein, die sofort den Raum einnahm.

Schweigen ist niemals still.

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